Wer heute nach neuen Mitarbeitern sucht, hat es nicht leicht. Daher ranken sich um die Mitarbeitersuche viele Fragen. Manche sind nicht zu lösen, andere dagegen umso leichter. Ein FAQ-Katalog mit den am häufigsten gestellten Fragen.
Warum ist es aktuell so schwer, Mitarbeiter zu finden?
Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) sind viele Branchen von einem nachhaltigen Fachkräftemangel betroffen. Dessen Auswirkungen werden von Arbeitgebern häufig unterschätzt. Den Erhebungen des IW zufolge fehlen branchenübergreifend rund 440.000 Fachkräfte. Inzwischen schlägt sich der Mangel bereits negativ auf die Wirtschaftsleistung in Deutschland nieder. Sie könnte um bis zu 30 Milliarden Euro höher ausfallen, gäbe es genügend Fachkräfte.
Wie kann ich Mitarbeiter in einem ausgedünnten Arbeitsmarkt auf mich aufmerksam machen?
Besonders stark auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt sind die Talente der Generationen Y und Z. Diese sind im Gegensatz zu den Generationen vor ihnen in einer voll digitalen Welt aufgewachsen. Dem müssen Recruitingabteilungen Rechnung tragen und ihnen einen Personalbeschaffungsprozess kreieren, der den Bedürfnissen der Digital Natives entgegenkommt.
Welche Elemente sind in einem digitalen Recruiting-Prozess von Bedeutung?
Für Bewerber ist zum Beispiel die Informationsbeschaffung im Internet zum festen Bestandteil ihres Alltags geworden. Sie informieren sich über Artikel, Videos, Blogs, Bilder oder Infografiken. Eine ähnliche Informationsvielfalt erwarten sie auch im Recruiting. Dazu gehören eine informative Karriereseite und abwechslungsreich gestaltete Stellenausschreibungen mit Recruitingvideos und Bildern aus dem Unternehmen. Bestenfalls enthalten diese auch Links zu weiterführenden Beiträgen aus dem Mitarbeiter- oder Azubiblog. All das bietet den idealen Content für Arbeitgeberauftritte in den sozialen Medien und kann darüber perfekt geteilt werden.
Wie sieht die optimale Stellenanzeige aus?
Im Multimedia-Zeitalter bevorzugen Bewerber designte Stellenanzeigen. Reine Textwüsten schrecken sie dagegen ab. So manches Jobinserat kommt daher inzwischen wie eine Homepage im Miniformat daher. Sie ist über Reiter in Rubriken unterteilt, so dass sich die Talente gezielt zu dem Themenbereich navigieren können, für den sie sich interessieren. Auch hier können Videos, Bilder aus dem Unternehmen, Animationen, Download-Angebote ohne Probleme eingebunden werden und sorgen für einen starken Arbeitgeberauftritt. Wichtig dabei ist, dass sich die einzelnen Elemente inhaltlich nicht wiederholen, sondern sich gegenseitig ergänzen. Und: Bitte auf die Einbindung von Agenturfotos verzichten. Stattdessen lieber professionell gemachte Bilder von echten Mitarbeitern einbetten. Talenten ist der Faktor Authentizität sehr wichtig – das heißt, sie wollen echte Einblicke in ein Unternehmen haben und keine geschönten oder falschen.
Wie sieht die optimale Karriereseite aus?
Entsprechend sollte auch die Karriereseite das Unternehmen authentisch wiederspiegeln und nicht nur der Ort sein, an dem Stellenanzeigen lieblos untereinander aufgelistet werden. Auch hier sind mehrwertige und multimedial aufbereitete Informationen ein Muss. Sie liefern im besten Fall echte Einblicke in das Unternehmen und bieten Kandidaten die Informationen, für die sie sich wirklich interessieren.
Laut der Studie Recruiting Trends der Universität Bamberg wollen sich Kandidaten schon in einem frühen Zeitpunkt des Bewerbungsprozesses über folgende Faktoren informieren:
- Hierarchien
- Home-Office
- Angebot von sicheren Arbeitsplätzen
- Angebot von flexiblen Arbeitszeitmodellen
- Wertschätzung der Work-Life-Balance
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Weiterbildungsmöglichkeiten
- Karrieremöglichkeiten
- Arbeitsklima
Wie lässt sich im Rahmen eines guten Employer Brandings größere Nähe zu einem Kandidaten aufbauen?
Dazu sollten Arbeitgeber ihren Talenten auf Augenhöhe begegnen. Das gelingt zum Beispiel über ein Recruitingvideo sehr gut, in dem nicht der höchste Vorgesetzte von oben herab die Tätigkeiten eines Auszubildenden wiedergibt. Warum stattdessen nicht die aktuellen Azubis selbst zu Wort kommen lassen? Eine ähnliche Nähe entsteht durch Mitarbeiter- oder Azubiblogs, in denen Arbeitnehmer potenziellen Kollegen auf der gleichen Ebene Einblicke in ihrem Berufsalltag gewähren.
Wie erreiche ich mit einer Stellenanzeige eine möglichst große Zahl an Bewerbern?
Viele Bewerbermanagementsysteme verfügen über eine Multiposting-Funktion, mit der das Schalten von Stellenanzeigen auf mehreren Jobportalen gleichzeitig zum Kinderspiel wird. Einfach die entsprechenden Häkchen aktivieren und die Jobinserate werden auf bis zu 400 Portalen parallel geschaltet. Das erhöht die Reichweite immens.
Kann ich Stellenanzeigen auch auf sozialen Medien schalten?
Ja. Auch für die sozialen Medien gibt es inzwischen Reichweite-Produkte, mit denen Stelleninserate ausgespielt werden können. Ein Beispiel dafür sind Social Job Ads, die etwa auf Facebook direkt in der Timeline angezeigt werden. Dazu definieren Recruiter vorab lediglich die soziodemographischen Kriterien, nach denen die Anzeige ausgespielt werden soll. Dann kommt diese der avisierten Zielgruppe automatisch zu Gesicht.
Wie wichtig ist ein reibungsloser Bewerbungsprozess?
Sehr wichtig. Allerdings ist oft das Gegenteil der Fall. Bewerbungsprozesse gestalten sich nicht selten kompliziert, zeitaufwändig und nicht bewerberfreundlich, wie die Indeed Bewerbungsstudie offenbarte. 42 Prozent der befragten Kandidaten haben schon einmal eine Bewerbung abgebrochen, weil sie zu komplex war.
Wo bestehen die größten Probleme im Bewerbungsprozess?
Viele Bewerber kennen das: Sie informieren sich per Handy über ein Jobangebot, klicken auf den Bewerben-Button und gelangen dann auf ein Bewerbungsformular, das nur umständlich auszufüllen ist. Talente machen dann häufig kurzen Prozess und springen erstmal ab. Ob sie die Bewerbung zu einem späteren Zeitpunkt am Laptop fortsetzen, über den sich das Formular bequemer ausfüllen lässt? Fraglich!
Wie sieht eine zeitgemäße Bewerbungsform für mobile Bewerber aus?
Die One-Click-Bewerbung oder die Bewerbung via Chatbot sind zum Beispiel Bewerbungsformen, die für mobile Bewerber geeignet sind. Die One-Click-Bewerbung ermöglicht Stellensuchenden per Mausklick, ihr aktuelles Bewerberprofil aus einem Karrierenetzwerk wie Xing oder LinkedIn oder aus einer Lebenslaufdatenbank in die Datenbank des Wunscharbeitgebers zu importieren. Fertig ist die Profilbewerbung.
Wie funktioniert die Bewerbung per Chatbot?
Bei der Bewerbung über einen Chatbot wird der Bewerber beim Klick auf den Bewerben-Button in einer Stellenanzeige zu einem Dialogfenster weitergeleitet, das aussieht wie ein Instant Messenger. Allerdings wird der Chat nicht mit dem Personaler eines Unternehmens geführt, sondern mit einem Roboter. Der Chatbot fragt Name, Erfahrungen, bisherige Arbeitgeber, Arbeitserfolge, Gehaltsvorstellungen, Telefonnummer und E-Mail-Adresse ab. Mobile Bewerber können so in Sekunden die wichtigsten Daten zu ihrem Profil eingeben, ohne diese wie in einem Anschreiben ausformulieren zu müssen. Der Chatbot sammelt die Eingaben und bereitet sie für den Recruiter ansehnlich und strukturiert auf.
Welche Möglichkeiten gibt es noch, um mit Bewerbern in Kontakt zu treten?
Absolventenmessen oder hauseigene Absolventenveranstaltungen werden immer beliebter. Hier kann sich ein Unternehmen, das Mitarbeiter sucht, dem Bewerber von Angesicht zu Angesicht präsentieren. Oft entstehen hierüber sehr gute Kontakte, da Kandidaten umfassend informiert werden. Hier können sie direkt nachfragen, wenn ihnen etwas nicht klar ist - bei einer Karrierewebseite haben sie diese Chance nicht.
Was ist nach dem Bewerbungseingang wichtig?
Nachdem Kandidaten ihre Unterlagen eingereicht haben, kann noch viel schief gehen. Wichtig ist, dem Bewerber schnell Rückmeldung zu geben, dass seine Unterlagen eingegangen sind und ihn über den weiteren Verlauf zu informieren. Während des Vorstellungsgesprächs sollte sich der Arbeitgeber um eine ruhige Atmosphäre bemühen und dem Kandidaten seine Entscheidung schnellstmöglich mitteilen. Denn in einem Zeitalter, in dem man mit einem Swipe den nächsten Partner aussucht oder mit wenigen Klicks wichtige Bankgeschäfte tätigt, warten Talente mehr gerne lange.