- Konzept Zeitarbeit verstehen: Das Arbeitsmodell vorgestellt
- Gesetzliche Pflichten und Anforderungen in Deutschland
- Potenziale der Zeitarbeit aus Unternehmenssicht
- Zeitarbeit im Unternehmen etablieren: Die Anforderungen der Personalabteilung
- Fazit: Wie Zeitarbeit in moderne Arbeitswelten passt
- Weiterführende Quellen:
Zeitarbeit
2,1 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden arbeiten in der Zeitarbeit. In Zahlen ausgedrückt sind das im Jahr 2022 830.000 Menschen, die in Deutschland als Zeitarbeitende sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigt sind. Die Gründe für Zeitarbeit sind vielfältig: So gilt Zeitarbeit als Karrieresprungbrett, um aus der Arbeitslosigkeit heraus langfristig bessere Chancen auf eine Festanstellung zu haben. Unternehmen wiederum profitieren von der Skalierbarkeit und Flexibilität, die Zeitarbeit mit sich bringt.
So kontrovers Zeitarbeit auch diskutiert wird, in einem Punkt sind sich Kritiker und Befürworter einig: Kein Beschäftigungsverhältnis gilt als so starker Indikator für die konjunkturelle Entwicklung am Arbeitsmarkt wie die Zeitarbeit.
Konzept Zeitarbeit verstehen: Das Arbeitsmodell vorgestellt
Unter Zeitarbeit versteht man die Bereitstellung von Arbeitskräften, auch Arbeitnehmerüberlassung genannt. Während normalerweise Arbeitsverträge zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgeber abgeschlossen werden, besteht das Modell der Zeitarbeit aus einer Konstellation von drei Parteien: dem Unternehmen, dem Arbeitnehmenden und der Zeitarbeitsagentur bzw. der Zeitarbeitsfirma.
Die Zeitarbeitsagentur wird als vermittelnde Partei zwischen Kundenunternehmen und Arbeitnehmenden gesehen. Sie erfüllt dabei zwei Rollen. Aus Sicht des Unternehmens ist die Zeitarbeitsagentur ein Personaldienstleister. In dieser Rolle hat sie die Aufgabe, Personal für Kundenunternehmen auf temporärer Basis zu finden. Im Gegensatz zur Personalvermittlung sind die Mitarbeitenden jedoch nicht direkt beim Unternehmen angestellt. Stattdessen tritt die Zeitarbeitsagentur gleichzeitig als Arbeitgeber auf. Die mit der Agentur geschlossenen Arbeitsverträge sind nicht selten unbefristet.
Der eigentliche Arbeitsvertrag für die zu verrichtende Tätigkeit wird also nicht mit dem entleihenden Unternehmen, sondern mit der Zeitarbeitsfirma geschlossen. Gleichzeitig schließt die Zeitarbeitsagentur mit dem Kundenunternehmen einen Arbeitnehmerüberlassungsvertrag ab. Dieser enthält unter anderem Angaben zur Person des Zeitarbeitenden, zu dessen Qualifikationen sowie zu den preislichen und zeitlichen Rahmenbedingungen.
Auch die Zahlungsströme verschieben sich entsprechend. Das Unternehmen zahlt der Agentur das Geld für die Zeitarbeit und die erweiterten Dienstleistungen und die Agentur zahlt dann dem Zeitarbeitenden den vereinbarten Lohn. Es findet also kein Geldaustausch zwischen dem Unternehmen und dem Arbeitnehmenden statt. Das Kundenunternehmen hat in der Regel keine arbeitsvertraglichen Verpflichtungen. Neben den Lohnforderungen ist die Zeitarbeitsagentur auch für die Personalrekrutierung, die Jobsuche, die Festlegung der Urlaubsansprüche und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zuständig.
Was sind Zeitarbeitende? Das statistische Portrait.
Auf der Suche nach neuen Jobs, beruflichen Herausforderungen oder dem Start in eine neue Karriere entscheiden sich immer wieder Menschen für den Weg der Zeitarbeit. Doch wer sind diese Menschen? Die aktuellsten Studien der Bundesagentur für Arbeit zeichnen ein Bild:
Zeitarbeit ist in Deutschland eine Karriereoption, die vor allem von Männern genutzt wird. Allein im Jahr 2022 waren 70 Prozent der Zeitarbeitenden männlich. Dies liegt unter anderem daran, dass vor allem produzierende Unternehmen das Modell der Zeitarbeit nutzen. Gleichzeitig ist Zeitarbeit eine Möglichkeit, auch mit geringer Qualifikation ins Berufsleben einzusteigen. Jobs mit niedrigem Anforderungsniveau lassen sich so gut über eine Zeitarbeitsagentur vermitteln.
Signifikant ist auch der Anteil ausländischer Arbeitskräfte. Die Zahl der ausländischen Zeitarbeitskräfte ist nicht nur dreimal so hoch wie ihr Anteil an allen Erwerbstätigen, sie stellen auch zwei Fünftel aller Zeitarbeitenden in Deutschland. Ein Drittel der Zeitarbeitskräfte ist jünger als 35 Jahre.
Der statistisch junge männliche und ausländische Zeitarbeiter besitzt zudem eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit. Rund 95 % der Zeitarbeitenden in Deutschland gehen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Die Zeitarbeitenden üben ihre Jobs in Vollzeit aus. So arbeiten im Jahr 2022 rund 83 Prozent der Zeitarbeitskräfte in Deutschland in Vollzeit und 17 Prozent in Teilzeit.
Kurz gefasst: Der durchschnittliche Zeitarbeitende ist männlich, ausländisch, zwischen 35 und 55 Jahre alt, arbeitet im produzierenden Gewerbe und übt einen Job mit niedrigem Qualifikationsniveau aus.
Gesetzliche Pflichten und Anforderungen in Deutschland
Bereits seit 1972 gibt es in Deutschland gesetzliche Regelungen und Anforderungen an die Zeitarbeit. Diese richten sich sowohl an die Entleiher (Unternehmen) als auch an die Verleiher (Zeitarbeitsunternehmen). Die heute geltenden Regeln und gesetzlichen Verpflichtungen zur Zeitarbeit sind im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, kurz AÜG, geregelt. Durch die Festlegung der Rahmenbedingungen sollen insbesondere die Zeitarbeitenden geschützt werden.
Erlaubnispflicht der Überlassung
Unternehmen oder Privatpersonen, die Zeitarbeitende überlassen, sind erlaubnispflichtig. Ein entsprechender Antrag auf Arbeitnehmerüberlassung ist bei der Bundesagentur für Arbeit zu stellen. Die Voraussetzungen und Pflichten sind in § 3 Abs. 1 Nr. 1 AÜG geregelt. Verleihende Unternehmen müssen u.a. eine geordnete Geschäftsführung, ausreichende finanzielle Mittel zur Entlohnung der Zeitarbeitenden sowie Fachkenntnisse in der Personalführung nachweisen.
Die Erlaubnis ist in der Regel zunächst auf zwölf Monate befristet. Eine Verlängerung muss schriftlich beantragt werden. Langfristig ist eine unbefristete Erlaubnis durch die Bundesagentur für Arbeit möglich.
Temporäre Höchstdauer
Zeitarbeitskräfte unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von klassischen Arbeitnehmenden. Insbesondere die zeitliche Befristung des Arbeitsverhältnisses ist ein wesentliches Merkmal. Gesetzlich ist die Überlassungshöchstdauer in § 1 Abs. 1b AÜG geregelt. Die letzte Reform erfolgte zum 01.04.2017. Seitdem ist die Überlassungshöchstdauer auf maximal 18 Monate begrenzt. Spätestens nach Ablauf der 18 Monate muss sich der Kundenbetrieb entscheiden, ob er den Zeitarbeitenden fest übernimmt oder freistellt. Damit sollen Zeitarbeitskräfte davor geschützt werden, dauerhaft eingesetzt zu werden, ohne die Vorteile einer regulären Beschäftigung zu erhalten.
Ausnahmen von der Höchstbefristungsdauer gelten vor allem bei abweichenden Regelungen im anwendbaren Kollektivvertrag oder bei Abweichungen in Dienst- oder Betriebsvereinbarungen. Letztere gelten allerdings nur, wenn es im Betrieb einen Betriebsrat gibt. Auch Ausfallzeiten können die Befristungsdauer verlängern - die Beschäftigungszeit pausiert, bis der Mitarbeitende wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt.
Gleichstellungsgrundsatz zur Stammbelegschaft
Einer der zentralen Punkte innerhalb der Zeitarbeit ist das Diskriminierungsverbot. So definiert § 8 AÜG den Grundsatz der Gleichbehandlung. Nach § 8 AÜG haben Zeitarbeitsfirmen und Unternehmen dafür zu sorgen, dass die wesentlichen Arbeitsbedingungen der Zeitarbeitenden denen der angestellten Beschäftigten entsprechen.
Damit soll unter anderem sichergestellt werden, dass die Löhne der Zeitarbeitskräfte nicht von den Löhnen der fest angestellten Mitarbeitenden abweichen. In der Praxis ist dies jedoch selten der Fall. Statistisch gesehen verdienen Zeitarbeitskräfte 40 % weniger als Festangestellte in der gleichen Position. Ein Grund dafür sind die Ausnahmeregelungen im Gesetz, die es erlauben, von den tarifvertraglichen Regelungen abzuweichen. Der Einfluss ist jedoch gravierend, da rund 88 Prozent der Zeitarbeitenden auf tariflicher Basis arbeiten.
Potenziale der Zeitarbeit aus Unternehmenssicht
Dienstleistungen wie Zeitarbeit sind neben Modellen wie Outsourcing, Freelancing oder der Auslagerung von Aufgaben an Dritte eine Möglichkeit, Kapazitätsspitzen abzubauen und den Arbeitsaufwand und die Kosten im eigenen Unternehmen zu minimieren. Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor, der Industrie und anderen Branchen setzen bewusst auf dieses Beschäftigungsmodell.
Übergeordnetes Ziel ist die zeitlich befristete Ausleihe von Personal. Durch ihren Einsatz vor Ort unterstützen sie nicht nur die Stammbelegschaft, sondern entlasten auch das Management der Personalstrukturen. Denn die schnelle Verfügbarkeit von Zeitarbeitskräften ist unter anderem ein Kriterium, das die Time-to-Hire deutlich verkürzt und damit zu Kosteneinsparungen beiträgt. In der Regel entfallen bei der Wahl der Zeitarbeit zusätzliche Kosten wie Sozialleistungen, Schulungen oder langfristige Leistungen für die Mitarbeitenden wie die Ausschüttung von Sachbezügen.
Daher kann es sich auch lohnen, Zeitarbeitskräfte für eine Führungsposition einzusetzen. Sie verfügen über das nötige Fachwissen und bringen so die für Projekte und Umstrukturierungen erforderlichen Kompetenzen temporär ins Unternehmen.
Das Einstellungsrisiko ist gering. Die Unternehmen sparen sich nicht nur die Zeit für die Auswahl aller Kandidaten die sich bewerben, sie müssen die ausgeliehenen Zeitarbeitenden auch nicht übernehmen - können es aber, wenn Zeitarbeitskräfte und Unternehmen einverstanden sind.
Die Motive für den Einsatz von Zeitarbeitenden im Unternehmen:
Die Überbrückung von Personalengpässen, die Reaktion auf Auftrags-, Saison- oder andere Schwankungen sowie Kosteneinsparungen sprechen für den Einsatz von Zeitarbeitskräften zur Unterstützung des Kernteams.
Zeitarbeit im Unternehmen etablieren: Die Anforderungen der Personalabteilung
Der Gleichstellungsgrundsatz nach dem AÜG beinhaltet die Verpflichtung für Zeitarbeitsunternehmen und beauftragtem Betrieb, für Zeitarbeitende die gleichen Arbeitsbedingungen wie für die fest angestellten Arbeitnehmenden zu gewährleisten.
Während die Zeitarbeitsfirma für die Lohngleichheit und den Mitteleinsatz zuständig ist, stehen die Personaler:innen vor der Herausforderung, die Zeitarbeitenden in die Unternehmenskultur zu integrieren. Durch die kurze Verweildauer im Unternehmen entsteht oft kein Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen. Die Einbindung der Zeitarbeitenden in Events, Get Together oder Firmenveranstaltungen sind erste Möglichkeiten, um zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern. Die soziale Integration kann auch durch ein Mentoring-Programm für Zeitarbeitskräfte gefördert werden. Dabei führen erfahrene Festangestellte oder andere Zeitarbeitende die neuen Zeitarbeitenden in ihre Aufgaben und die Teamdynamik ein.
Eine klare Kommunikation und Aufgabenverteilung sollte ebenfalls Priorität haben, damit die Zeitarbeitenden von Anfang an ihre volle Leistung erbringen können. Als Personalabteilung kommunizieren Sie die Erwartungen von Anfang an, standardisieren die Arbeitsprozesse und beziehen die Zeitarbeitenden in die entsprechenden Schulungen ein. Insbesondere Letzteres ist zwar freiwillig, aber dringend zu empfehlen. Weiterbildungsmöglichkeiten fördern sowohl die Integration als auch die Kompetenzen des Einzelnen.
Integration und Standardisierung der Abläufe zahlen sich langfristig doppelt aus:
- Zeitarbeitskräfte fühlen sich von Anfang an integriert und sind sofort einsatzbereit.
- Übernahmen werden durch die bereits erfolgte Integration in die Unternehmenskultur erleichtert, so dass ein Wechsel reibungslos erfolgen kann.
Fazit: Wie Zeitarbeit in moderne Arbeitswelten passt
Personaldienstleistungen wie Zeitarbeit können sich für Unternehmen auszahlen. Zeitarbeit bietet Flexibilität in wirtschaftlich unsicheren Zeiten, passt Ressourcen direkt an den aktuellen Bedarf an und bietet eine moderne Lösung in einem sich ständig verändernden Marktumfeld. Die Chancen der Zeitarbeit liegen auch in Bereichen, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. So fördert Zeitarbeit die Vielfalt im Talentpool - demografisch, fachlich und in der Zusammenarbeit. Das sichert die Innovationskraft im eigenen Unternehmen. Denn Studien belegen immer wieder, dass ein vielfältiges Arbeitsumfeld Innovationen fördert.
Generell ist Zeitarbeit in Branchen wie der Pflege und der Industrie weit verbreitet. Um moderne Arbeitswelten umzusetzen, müssen Unternehmen aber auch den Mut haben, Zeitarbeitskräfte mit hoher Expertise einzusetzen, um Projekte auf Managementebene strategisch und mit Außenwahrnehmung umzusetzen. Eines bietet Zeitarbeit in jedem Fall: Flexibilität. Und die ist sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeitende einer der wichtigsten Faktoren für eine moderne Arbeitswelt.
Weiterführende Quellen:
- Studie Diversity Management - unternehmerjournal.de: www.unternehmerjournal.de/studie-diversity-management-foerdert-innovationen/
- Bundesagentur für Arbeit - Entwicklungen in der Zeitarbeit: statistik.arbeitsagentur.de/DE/Statischer-Content/Statistiken/Themen-im-Fokus/Zeitarbeit/generische-Publikation/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf?__blob=publicationFile
- Wir rufen am selben Werktag bis 17 Uhr zurück.
- Nutzen Sie unsere kostenfreie Erstberatung zum Employer Branding.