Megatrend Silver Society

Systeme müssen sich diesem Wandel innerhalb der Altersstrukturen der Gesellschaft anpassen. Das gilt auch für das Personalwesen der Zukunft sowie von heute. Das Renteneintrittsalter verschiebt sich, die Anforderungen an die Arbeitswelt verändern sich und Lösungen für Generationenkonflikte müssen gefunden werden.

Der Trend zeigt deutlich: 40 ist das neue 60. Das sagt zumindest Steffen Werner, der die Fitnessstudiokette Fit-In leitet. Seine Aussage veranschaulicht die Herausforderungen, denen Unternehmen gegenüberstehen. Der Gedanke, Menschen gehen mit 65 Jahren in Rente, wird bald veraltet sein, denn eines charakterisiert die Silver Society: Sie möchten keine passiven Rentner sein. Die Weiterarbeit führt zu einem Un-Ruhestand. Die Belegschaft wird älter. Für das Personalwesen bedeutet dies zunächst, dass altersgerechte Gesundheitsangebote innerhalb des Betrieblichen Gesundheitswesen zu etablieren sind, die die Bedürfnisse älterer Menschen ansprechen.

Anders als erwartet sind die Maßnahmen nicht primär auf die körperliche Gesundheit der Best Ager zugeschnitten. Vielmehr integrieren die Modelle den Faktor Achtsamkeit in den Berufsalltag, um ein rundum ausgeglicheneres Leben zu unterstützen. Auch Flexibilität und Mobilität sind Faktoren, welchen das Personalwesen gerecht werden muss, denn die Silver Society möchte sich neu erfinden, steht positiv dem Alter gegenüber und benötigt altersgerechte Mobilitätsangebote. Wohnen und Arbeiten greifen ineinander, das Leben verändert sich, wenn man älter wird, andere Prioritäten entstehen. Eine neue Form der Work Life Balance ist im Personalmix zu integrieren.

Gleichwohl bedeutet es, die große Anzahl der Silver Society und nicht nur junge Menschen in die Talentakquise einzubinden. Die Silver Society bildet zukünftig nicht nur einen großen Anteil des Arbeitsmarktes, sondern gilt dank der umfangreichen Erfahrungen und Expertise als Unternehmensstützen. Die Neurekrutierung von Best Agern kann sich langfristig auf den Unternehmenserfolg auszahlen. Der durchschnittliche Arbeitnehmende in Deutschland ist zurzeit 44 Jahre alt. In Zukunft wird die Belegschaft noch älter.

Das Aufeinandertreffen der Anforderungsprofile von Jungen und Alten im Berufsalltag sollte nicht als Risiko, sondern als Chance wahrgenommen werden, denn es befähigt den Aufbau von Diversität im Unternehmen. Eine neue Unternehmenskultur ist hierfür zu fördern, welche die Anforderungen und Persönlichkeitsmerkmale der Liquid Youth trifft. Im Zuge des Megatrends verstehen wir unter dem Begriff Liquid Youth generationsübergreifende Werte. Ältere und neue Generationen hatten lange Zeit unterschiedliche Wertemuster. Bedingt durch die anhaltende Digitalisierung und sind die gleichen Werte mittlerweile in mehreren Generationen zu finden, da sich das Leben von Jung und Alt nicht mehr allzu stark unterscheidet. Anforderungen der Liquid Youth sind unter anderem Wünsche nach Selbstorganisation, Flexibilität und Demokratisierung. Diese Wünsche sind bedingt durch Persönlichkeitsmerkmale wie Neugier, Kreativität und dem Wunsch nach Selbstentfaltung. Personalerinnen und Personaler stehen in den nächsten Jahren vor der Herausforderung, die neue Arbeitswelt für Liquid-Youth-Konform zu gestalten. Der Megatrend New Work liefert Impulse.

Flexiblere Arbeitsbedingungen gepaart mit Mosaiklaufbahnen führen zu individuelleren Berufswegen, da sie eine Anpassung der Arbeit auf persönliche Bedürfnisse innerhalb einer Lebensphase ermöglichen. Lifelong Learning ist ebenfalls in den Arbeitsalltag zu integrieren. Eine Ausbildung reicht nicht mehr aus, Lernen ist damit nicht abgeschlossen. Die Schnelllebigkeit der Welt in Kombination mit einer längeren Arbeitszeit erfordert lebenslanges Lernen. Weiterbildungsangebote sind nicht mehr nur jungen Talenten vorbehalten. Gleichwohl gelten Best Ager als die Wissensspeicher eines Unternehmens. Das Alter sollte somit kein Kriterium dafür sein, wer eine Weiterbildung erhält. Ein Wissenstransfer zwischen den erfahrenen Arbeitskräften und jungen Talenten muss vielmehr kontinuierlich stattfinden, um das Wissen langfristig im Unternehmen zu halten.

Um den neuen Anforderungen einer älteren Belegschaft zu begegnen, können Personalabteilungen folgende Maßnahmen durchführen:

• Neue Arbeitswelten schaffen: Die Arbeitswelt von morgen muss barrierefrei, sozial und digital vernetzt sein, um sich an individuelle Lebensphasen anzupassen und allen Mitarbeitenden gerecht zu werden.
• Unternehmenskultur reformieren: Lebenslanges Arbeiten ist mit lebenslangem Lernen in Einklang zu bringen. Eine altersfreundliche Unternehmenskultur legt das Fundament.
• Synergieeffekte schaffen: Vorteile der Liquid Youth miteinander zu verbinden, gelingt mit der Weitergabe von Wissen zwischen Generationen.

1. Zukunftsinstitut: Silver Society: Die neue Alterskultur
2. Statista: Prognose des Anteils der Bevölkerung ab 65 Jahren und ab 85 Jahren in Deutschland in den Jahren 2030 und 2060
3. Badische neueste Nachrichten: Die Zielgruppe der „Best Ager“: 60 gilt als das neue 40
4. Zukunftsinstitut: Glossar Silver Society: Trendbegriffe und Definitionen
5. Haufe Akademie: Talent Management: Erfahrung sichert Erfolg
6. Statistisches Bundesamt DeStatis: Erwerbstätige im Durchschnitt 44 Jahre alt, Pressemitteilung
7. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: Alterung und Arbeitsmarkt
8. New Design University: Die „Silver Society”: Chance und Herausforderung für Unternehmen
9. DRSP-Group: Liquid Youth – Employer Branding für die Generationen (X), Y und Z
10. Zukunftsinstitut: Das Arbeits-Mindest der Zukunft
11. Business Punk: Lösungen für 2050: megatrend meets Mindset