Monatlich nutzen allein deutschlandweit über 19,5 Millionen Menschen TikTok. Die Social-Media-App überzeugt mit Schnelligkeit und Viralität. Nicht nur Privatpersonen teilen Einblicke des eigenen Lebens auf TikTok, auch Personen des öffentlichen Lebens und Unternehmen werden mittels Edutainment-Inhalten nahbarer und positionieren sich mit ihrer Employer Brand klar am Markt. Dass Short-Form-Vertical-Videos mehr als nur ein Trend sind, zeigen große Unternehmen wie die Telekom. Für sie ist TikTok fester Bestandteil des Personalmarketings.
Da fast 60 Prozent der Nutzenden zwischen 18 und 24 Jahre alt sind, ist TikTok der Kanal, um die Gen Z zu erreichen. Recruiting-Kampagnen müssen dabei so aufgebaut werden, dass sie authentisch sind und gleichzeitig nativ in der Plattform wirken.
Warum TikTok zum elementaren Recruiting-Kanal wird
Fachkräftemangel, der Austritt der Babyboomer aus dem Arbeitsleben und neue Wünsche junger Generationen verändern Recruiting-Prozesse. Arbeitgeber werden zur Marke, um Talente auf sich aufmerksam zu machen. Personaler:innen gehen ins Active Sourcing, um Talente zu umwerben. Und Nachwuchskräfte fordern schnelle Bewerbungsmöglichkeiten, und zwar genau dort, wo sie sich aufhalten.
TikTok ist genau dieser Ort, der Unternehmen und Young Professionals, Azubis oder Trainees zusammenbringt. Denn während sich Business-Plattformen wie LinkedIn für Expert:innen und Akademiker:innen als geeignetes Portal für das Active Sourcing bewährt haben, besitzen junge Talente, Personen in Ausbildungsberufen und Nachwuchskräfte, die sich noch in der Schule befinden, selten einen solchen Auftritt.
Über TikTok funktioniert das Recruiting mehrdimensional und bildet den gesamten Kommunikationsprozess auf der Plattform nach außen ab:
- Aufmerksamkeit: Unternehmen positionieren sich durch ein Markenprofil als authentische Employer Brand.
- Marke aufbauen: Eine genaue Positionierung formt die Employer Brand.
- Rekrutieren: Stellenanzeigen in Form von Videos ermöglichen kurze Wege, um sich zu bewerben.
- Bewerbungseingang: Erste Bewerbungen erfolgen in Form von kurzen Vorstellungsvideos oder Challenges direkt auf TikTok.
- Austausch: Unternehmen reagieren direkt in der Plattform auf Bewerbungen, bevor sie die Leads exportieren.
Wichtig dabei zu beachten: Die Datenschutzrichtlinien von TikTok stimmen selten mit den deutschen Standards überein. Unternehmen müssen daher prüfen, inwieweit sie ihre Bewerbungsmanagementsysteme mit der Plattform koppeln können bzw. welche Daten sie bereits auf TikTok von Bewerbenden erheben können.
Der Elevator Pitch für Unternehmen und Talente: So funktioniert Recruiting via TikTok
Im Gegensatz zu Stellenanzeigen erfolgen Recruiting-Prozesse auf TikTok deutlich dynamischer. Im Grunde ist das Recruiting über TikTok mit einem Elevator Pitch vergleichbar. Sowohl Unternehmen als auch Bewerbende haben nur wenige Sekunden Zeit, um sich zu verkaufen – indem sie einen Job anbieten oder sich auf einen Job bewerben.
Statt die Stellenanzeige in Textform zu verfassen, sind es Video-Stellenanzeigen mit hohem Imagebezug, die im Social Recruiting überzeugen. Ziel ist es dabei, alle wichtigen Informationen zu vermitteln und gleichzeitig ein positives Gefühl beim Talent zu erwecken.
Natürlich lassen sich weitere Informationen wie Stellenanzeigen und Bewerbungsportale verlinken – dies sind jedoch nur Informationen, die Interessierte nutzen. Die Herausforderung besteht darin, dass Talente überhaupt die Inhalte anschauen. Sie entscheiden binnen Sekunden, ob ein Inhalt sehenswert ist. Die Absprungraten sind auch während des Schauens enorm hoch.
Paid Media vs. Low-Budget-Recruiting: Recruiting-Budgets effizient nutzen
Das große Potenzial von TikTok für das Recruiting sind die nicht vorhandenen Einstiegsbarrieren. TikToks lassen sich mit jedem Handy aufnehmen und hochladen und sind für das Recruiting inhouse sogar erfolgreicher in der Produktion. Während Jobbörsen teilweise mehrere hundert Euro für eine Stellenanzeige aufrufen, ist das Inserieren auf TikTok prinzipiell frei von Kosten möglich. Gerade für kleinere Unternehmen und Start-ups ist dies ein nennenswerter Faktor.
Aber: Trotz der einfachen Umsetzung sind TikToks als professionelles Asset zu sehen, das den Markenauftritt nach außen prägt. Die Erstellung der Socials ist entsprechend von Fachexpert:innen umzusetzen – entweder inhouse oder extern.
Die Reichweite ist übrigens nicht davon abhängig, wie hoch der Produktionsaufwand ist, sondern wie gut die Anzeige den Zeitgeist der Zielgruppe trifft. Viral gehen kann jeder. Nicht immer ist Viralität jedoch ein guter KPI im Recruiting-Prozess auf TikTok: Gerade bei regionalen Stellenanzeigen ist es eher von Relevanz, ob die richtigen Talente sich auf die Stelle bewerben.
Alternativ gewähren bezahlte Werbeanzeigen eine garantiert höhere Reichweite. Nutzende reagieren jedoch sehr sensibel auf Werbeanzeigen. Diese müssen so nativ sein, dass sie nicht direkt als Werbung wahrgenommen werden. Das Einbeziehen von (Corporate-)Influencer:innen könnte vorteilhaft für die Reichweite sein.
Übrigens: TikTok bietet seit 2021 bereits in mehreren Ländern spezielle Angebote für Employer Brands an, die das Rekrutieren über die Plattform vereinfachen. In Deutschland ist der Service noch nicht verfügbar, inspirieren lassen können wir uns aber bereits.
Doch auch in Deutschland haben Unternehmen die Potenziale der App schon für sich erkannt und genutzt, so auch die Polizei NRW. Das Geheimrezept: Edutainment-Inhalte schaffen, die nahbar, authentisch, professionell und zeitgleich zielgruppengerecht sind.