Social Media wird heute als die Krönung der Personalmarketing-Aktivitäten angesehen. Der vielbeschworene Satz „Man muss das sein, wo sich die Zielgruppe aufhält.“ oder Schlagworte wie Content Marketing und Story Telling kann der ein oder andere von Ihnen wahrscheinlich schon lange nicht mehr hören. Nichtsdestoweniger stecken wir unsere Anstrengungen in genau diese Aktivitäten.
Was jetzt ist - und was bleiben wird
Authentizität – der Begriff, hinter dem sich jeder versteckt, der ansatzweise versteht, worum es bei Social Media geht – bestimmt, welche Informationen (oder auch Nicht-Informationen) auf welche Art und Weise kommuniziert werden. Das ist richtig und wichtig. Authentizität sollte aber auch als Gatekeeper der Entscheidung für oder gegen ein Engagement auf Social Media Kanälen verstanden werden. Nicht zuletzt schuldet man dem Anspruch auf Authentizität nämlich damit auch die Überprüfung der realen Gegebenheiten in der eigenen Organisation: Wie realistisch ist, es dass Aktivitäten, die in der Ideenblase fantastisch reifen, auch in der Praxis umsetzbar sind.
Trotzdem oder gerade deshalb findet man keine noch so schnell an Fahrt aufnehmende Social Media Plattform heute ohne den Tross ambitioniert darauf aufspringender Unternehmen und Organisationen zum Zwecke der Imagepflege, der Vermarktung von Produkten, Dienstleistungen und im weiteren Verlauf auch für die Nachwuchs- und Personalwerbung.
Doch diese Erkenntnis tut jetzt weh: Spätestens dann, wenn ein Social Network im Mainstream der Unternehmen angekommen ist, ist es tot! … für die Zielgruppe. Wir leben also schon in einer Post Facebook, Post Instagram und in wenigen Monaten wahrscheinlich auch – Post Snapchat Ära. Sobald die Zielgruppe, auf die es die Unternehmen – aus welchem Grund auch immer – abgesehen haben, nicht mehr unter sich ist, beginnen die ersten Nutzer abzuspringen und sich nach neuen Kommunikationswegen umzusehen.
Snapchat versprach seinen jugendlichen Nutzern anfangs Anonymität und Abgeschiedenheit von Eltern und der Marketingindustrie, aber auch hier hat mittlerweile längst die Monetarisierungswelle zugeschlagen. Zurzeit explodieren die Nutzerzahlen noch. Dabei besticht Snapchat zum Beispiel durch seine unorthodoxe Bedienung, witzige Filter und Lenses und eine Story-Funktion (die Instagram jüngst erst erfolgreich kopiert hat), die das Kommunikationserlebnis kurzweilig und flüchtig machen.
Spontanität und die Kreativität im Moment zählen hier mehr als geplante Posts und ausgeklügelte Strategien. Hier kommt es mehr als je zuvor auf authentische Kommunikation an – so authentisch, dass man sie nicht spielen kann.
Was bedeutet das? Ist Snapchat der erste endgültige Abgesang auf Social Media so wie wir sie kennen? Definitiv. Instagram ist das beste Beispiel für diesen Effekt. Die nicht unerfolgreiche Social Mediaplattform, die durch ihren Fokus auf Bilder (und auch Videos) einst Facebook den Rang abgelaufen hat, hat sich mit Instagram Stories eines erfolgreichen Features des Konkurrenten Snapchat bedient und die Flüchtigkeit der Information ins System integriert.
Stirbt Social Media? – Definitiv nicht. Das geht auch gar nicht. Erst wenn sich die Gesellschaft abschafft, sterben auch die sozialen Medien. Periscope mit Live Video Feeds, Snapchat und Instagram mit den Story Features sind ein erstes Zeichen für den hohen zeitlichen Exklusivitätsfaktor der diesen neuen/aktuellen Formen der Social Media gemein ist. Inhalte die vergänglich sind, der Druck etwas Essentielles zu verpassen steigt.
Welche Konsequenzen hat dies für das Personalmarketing?
Wer im Personalmarketing in Zukunft mit Social Media arbeiten will, muss unweigerlich Schritt halten. Reale Abbilder der Unternehmen und Organisationen sind gefragt. Ist die Realität nicht schön, hat dies unmittelbar Wechselwirkungen darauf, was man im Unternehmensgefüge, in Strukturen und Prozessen ändern muss, damit diese Realität auch vorzeigbar wird (Stichwort gelebtes Employer Branding).
Social Media wandelt sich somit vom Zauberspiegel mit geschönten Fotos, durchgeplanten Videos und gestyltem Content hin zum realen Abbild der Unternehmenskultur in den Stories oder den Livestreams der Mitarbeiter und Kollegen.
Das bietet Chancen und Risiken zugleich. Chancen, denn es ist eine vollkommen neue, offenere Art der Kommunikation und des Personalmarketings möglich, das nicht nur die HR Abteilung betrifft, sondern jeden Mitarbeiter des Unternehmens gleichermaßen anspricht. Risiken deshalb, weil man sich der Möglichkeiten und Konsequenzen der sozialen Medien zu jedem Zeitpunkt bewusst sein muss und dies spielt ebenfalls wieder auf die gelebte Unternehmenskultur zurück. Social Media und reale Welt kommen sich damit so nahe wie seit vielen Jahren nicht mehr – das bedeutet großes Potential für alle, die es zu heben wissen.