Glassdoor drängt auf den deutschen HR-Markt. Noch ziemlich unentdeckt plant das Arbeitgeberbewertungsportal Kununu als Branchen-Primus abzulösen. Wir haben mit Fritzi Roth (Product Specialist - Germany) gesprochen.
Seid ihr das bessere kununu? Wenn ja, wieso?
Wir haben etliche große Vorteile gegenüber kununu. Im Gegensatz zu kununu, wo Nutzer lediglich ihre Zufriedenheit mit ihrem Gehalt anhand einer Sterneskala bewerten können, haben Nutzer auf Glassdoor die Möglichkeit anonym ihr Gehalt zu posten und Gehaltsdaten bei einem bestimmten Unternehmen, für einen bestimmten Standort oder einen Jobtitel zu recherchieren. Dies sind unglaublich wertvolle Informationen für Jobsuchende. Insbesondere im deutschsprachigen Raum, wo Gehälter oft Tabuthema sind, scheint es ein Bedürfnis nach solchen Gehaltsinformationen zu geben. Umfragen unter unseren Nutzern haben gezeigt, dass im Vergleich zu unseren anderen Märkten unsere Nutzer in Deutschland besonders an Gehaltsangaben interessiert sind.
Darüber hinaus sind wir nicht nur eine Plattform für Arbeitgeberbewertungen sondern auch eine Jobbörse. Nutzer können wie in einem traditionellen Stellenportal anhand von Stichwörtern nach Jobs suchen. Somit finden sie wertvolle Daten für jeden Schritt ihrer Jobsuche auf einer Website: Stellenausschreibungen, Arbeitgeberbewertungen, Angaben zu Gehältern sowie Interview-Fragen und Informationen zu Mitarbeiterbenefits.
Zudem sind wir eine internationale Plattform. Die Job- und Karrierewelt wird immer globaler, sowohl für Jobsuchende und Arbeitnehmer als auch für Unternehmen. Globale Unternehmen wollen globale Lösungen – und wir können ihnen als globale Job- und Employer-Branding-Website diese Lösungen bieten.
Was tut ihr, damit ihr noch bekannter und relevanter in Deutschland werdet?
Wir konzentrieren uns derzeit darauf unsere Community in Deutschland auszubauen und sind mit unserem Wachstum bisher sehr zufrieden. Wir haben mittlerweile in Deutschland mehr als 1 Mio. Besuche pro Monat und wachsen mit einer Rate von 75% gegenüber dem Vorjahr. In den USA sind wir jetzt die zweitgrößte Jobseite und unser Ziel ist es, diesen Erfolg in allen anderen Märkten zu replizieren. Natürlich ist uns gleichzeitig bewusst, dass es wichtig ist, international in vernünftigem Tempo zu expandieren.
Welche Maßnahmen plant ihr, um euch von kununu abzugrenzen?
In den USA haben wir letztes Jahr mehrere neue Features rund ums Thema Gehalt eingeführt: „Know Your Worth”, ein Tool mit dem Nutzer sich Ihren „Wert” auf dem Jobmarkt anzeigen lassen können, sowie „Local Pay Reports”, Berichte, in denen wir die Gehaltsentwicklung in Großräumen verfolgen. Diese neuen Features stoßen in den USA auf unglaublich viel Zuspruch. Wir erwägen, diese in Zukunft auch in anderen Märkten wie Großbritannien, Frankreich und Deutschland zu launchen.
Zudem werden wir bei Arbeitgebern als Quelle für „informierte Kandidaten” immer bekannter – Arbeitgeber wissen, dass Glassdoor die Plattform ist, auf der sich Bewerber über Unternehmen informieren und sich auf Jobs bewerben. Eine der größten Herausforderungen für Recruiter ist, dass diese in ihrer Pipeline nicht über eine ausreichend große Anzahl an qualifizierten Kandidaten verfügen. Wir bieten Kandidaten einen One-Stop-Shop: Auf Glassdoor können sie sich nicht nur auf Jobs bewerben, sondern sich auch auf Vorstellungsgespräche vorbereiten, Infos zu Zusatzleistungen finden und sich nach erfolgreicher Bewerbung über den Onboarding-Prozess informieren.
Wen seht ihr in Deutschland als strategischen Partner?
Wir haben Partnerschaften mit etlichen Jobboards wie CareerBuilder Germany, Stepstone Germany, Dice Germany und anderen. Zudem sehen wir alle Unternehmen, die Glassdoor nutzen, als Partner. Unser Ziel ist, dass Arbeitgeber ihr Profil in Anspruch nehmen und als Teil ihrer Employer-Branding-Strategie ihre Mitarbeiter ermutigen, auf Glassdoor Feedback abzugeben. Dies trägt letztendlich zu einer aktiven Glassdoor-Community und zu mehr Transparenz auf dem Arbeitsmarkt bei. Unter den Unternehmen, die in Deutschland Glassdoor aktiv nutzen, sind auch globale Player wie SAP.
Wie vertrauensvoll sind Arbeitgeberbewertungen überhaupt? Bewerten da nicht nur die "Meckerer"?
Alle Beiträge durchlaufen einen strengen Moderationsprozess, der von uns mit dem Ziel gestaltet wurde, Missbrauch und Betrug vorzubeugen. Es handelt sich dabei um einen Prozess, der sowohl eine technische Komponente beinhalten kann als auch Moderation durch eine Person. Wir verwenden einen Glassdoor-eigenen Algorithmus und Machine-Learning-Systeme um unterschiedliche Attribute eines Beitrags zu analysieren bevor dieser live geschaltet wird. Jeder Beitrag muss im Einklang mit unserem Verhaltenskodex stehen. Der Verhaltenskodex stellt sicher, dass wir Arbeitnehmern und Stellensuchenden präzise, transparente und wertvolle Informationen zur Verfügung stellen und gleichzeitig Arbeitgebern gegenüber fair sind. 5-10% aller Beiträge werden von uns abgelehnt, weil diese den Verhaltenskodex verletzen.
Alle Nutzer haben darüber hinaus die Möglichkeit, Bewertungen als unangebracht zu melden. Ein gemeldeter Beitrag wird zur erneuten Überprüfung an ein Mitglied unseres Community-Care-Teams geschickt. Arbeitgeber wiederum können auf Glassdoor auf Bewertungen antworten und haben somit das letzte Wort.
Wir haben dank dieser Prozesse Vertrauen in unsere Daten. Unser Ziel ist es eine gesunde Community aufzubauen, in der Menschen echte, unveränderte Informationen finden können.
Dass auf Glassdoor keinesfalls nur Meckerer Bewertungen posten, zeigen unsere Daten: 72% aller Nutzer bewerten ihren Arbeitgeber auf Glassdoor mit „OK” oder „zufrieden” und 67% aller Nutzer befürworten ihren Geschäftsführer. Zudem gilt unser „Give-to-Get”-Konzept: Alle Nutzer müssen etwas zu Glassdoor beitragen, um uneingeschränkt Zugang zu allen Inhalten auf Glassdoor zu erhalten. Die „Motivation” unserer Nutzer auf Glassdoor zu posten ist also nicht per se negativ.