Employer Branding empfinden viele als Luxus. Schließlich „braucht man es ja nicht“ wenn man dann nicht rekrutieren will. Falsch gedacht. Noch nie war Employer Branding so wichtig wie jetzt. Wir liefern fünf überzeugende Gründe für Employer Branding trotz Krise.
Seit über zehn Jahren beraten wir Kunden auf der ganzen Welt zu Employer Branding. Selten war die Situation so angespannt und ungewiss wie jetzt. Als Agentur macht man sich seine Gedanken, wie das alles weitergehen kann und soll. Dabei merken wir gerade jetzt eine Art „Spaltung“ der Unternehmen in Deutschland.
Da gibt es die Unternehmen, die knallhart alles zurückfahren (müssen). Dafür haben wir Verständnis. Wir hoffen und denken, dass es sich nur um eine temporäre Verschiebung handelt. Es gibt aber auch Unternehmen (eher Unternehmer:innen) die diese Krise als gezielte Ausrede gegen Employer Branding nutzen. Nach dem Motto „Naja, das braucht man doch nur, wenn man dann rekrutieren will“. Ich habe 5 Gründe erarbeitet, weswegen Employer Branding gerade jetzt so wichtig ist.
Grund 1: Wer nur an externes Employer Branding denkt, denkt falsch
Employer Branding war noch nie nur Rekrutierung. Klar, in Zeiten von Fachkräftemangel hat sich Employer Branding wunderbar dafür nutzen lassen. Doch besonders in unsicheren Zeiten sichert eine starke Arbeitgebermarke ein Unternehmen ab. Eine starke Kultur sorgt dafür, dass Mitarbeiter:innen nicht fluchtartig das Unternehmen verlassen. Zusätzlich sorgt Employer Branding dafür, dass veränderte Prozesse (z.B. deutlich vermehrtes Home-office) in die Kultur verankert werden können.
Grund 2: Employer Branding ist keine Einbahnstraße
Eine Sache sollte jedem klar sein: Eine Krise ist keine Einbahnstraße. Wir – als Gesellschaft und Wirtschaft – werden diese Krise überstehen. Im Anschluss wird es wieder zu Wachstum und Neueinstellungen kommen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Reflexe zur Finanzkrise 2008. Viele Unternehmen haben in der Zeit stark im HR-Bereich gespart. Einige Unternehmen haben clever (nicht übermütig oder unkontrolliert) die Arbeitgebermarke aufgebaut. Diese Unternehmen standen in den darauffolgenden Jahren deutlich besser im Markt da.
Das lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. Der Mehraufwand für einen starken Employer Brand ist gering gegenüber den enormen Vorteilen, welche Unternehmen durch geringere Rekrutierungskosten, kürze Bewerbungsprozesse, weniger ungewollter Fluktuation und so weiter investieren müssten. Es ist die langfristige Sicht.
Grund 3: Der Fachkräftemangel bleibt – so oder so
Der Fachkräftemangel wird oft falsch verstanden. Viele denken, dass es sich dabei um einen flächendeckenden Mangel handelt - quasi alle Berufe und alle Wirtschaftsbereiche betroffen sind. Das ist aber falsch. Die Arbeitsmarktforschung ist sich mittlerweile einig, dass der Fachkräftemangel in Deutschland besonders den medizinischen Bereich (Pflege, Ärzte, Hilfskräfte etc.), IT, Vertrieb und Handwerk betrifft. Klar ist auch, dass die Wirtschaftsleistung dem gegenübersteht. Heißt: Umso mehr „Power“ eine Branche hat, umso mehr Fachkräfte werden benötigt.
Fachexperten, die jetzt schon eine feste Meinung zum Ausgang der Krise haben, sind mit Vorsicht zu genießen. Stand 04 / 2020 ist es absolut nicht absehbar, wie sehr die Krise den Arbeitsmarkt treffen wird. Von einer kurzen „Pause“ bis zu einer tiefen Rezession ist alles denkbar. Einfache Mathematik hilft da aber schon sehr. Nehmen wir z.B. den IT-Bereich. Aktuell sind rund 120.000 offene IT-Stellen in Deutschland zu vergeben. Selbst in der Finanzkrise verlor dieser Sektor (ähnlich wie Pflege und Handwerk) nur minimal an Nachfrage. Wir reden also über einen Rückgang von vielleicht 3 – 5% der ausgeschriebenen Stellen. Die Hoffnung, dass sich der Arbeitsmarkt also in einen Arbeitgebermarkt wandeln würde, ist in Fachkräftemangel-Berufen absolut unbegründet.
Grund 4: Charakter beweist sich in der Krise
Viele Unternehmer:innen müssen aktuell das Überleben der eigenen Belegschaft sichern. Das ist absolut verständlich und hat vor vielen anderen Themen Vorrang. Fest steht aber auch, dass sich in der Krise echter Charakter beweisen lässt. Unser Tool „kulturelles Change-Management“ ermittelt ganz gezielt die Kultur und stellt die änderbaren Maßnahmen gegenüber. So sehen Unternehmen sehr schnell, was in der neuen Situation erforderlich und wie die Krise kulturell zu meistern ist.
Doch warum ist das so wichtig? Der Grund ist trivial und doch einleuchtend: Es wird weitergehen. Viele Unternehmen werden die Krise überleben. Sie werden vielleicht längere Anlaufphasen benötigen und dennoch werden sie die Krise überstehen. Doch was denn? Unternehmen, die in der Krisenzeit unzureichend intern kommuniziert oder gar ihre Mitarbeiter:innen „verbrannt“ haben werden es danach sehr schwer haben. Schon nach der Finanzkrise 2008 gab es ein eindrucksvolles „Abwanderungsverhalten“ bei einigen Unternehmen. Dazu zählten damals nicht nur Banken, sondern auch Unternehmen, die sich in der Krise unzureichend um das eigene Team gekümmert haben. Daher gilt: Veränderungen müssen früh angenommen werden. Wer das kann gewinnt nach der Krise. Wer das nicht kann oder will pokert risikoreich um den Erfolg des Unternehmens.
Grund 5: Die Expert:innen
Nun kann man sagen: „Der Jakob Osman hat da eine sehr exklusive Meinung.“ Ich habe es mir aber nicht nehmen lassen eine Bandbreite von Expert:innen aus der Branche zu fragen, was sie zum Thema „Employer Branding trotz Corona“ denken. Hier die gesammelten Meinungen auf den Punkt gebracht:
Fazit
Employer Branding ist kein Luxus-Thema. Besonders in der Krise lohnt sich der Blick auf interne Kulturthemen. Das Investment ist vergleichsweise gering gegenüber dem Ergebnis. Die ersten Unternehmen haben diesen Trend bereits erkannt.
Quellen und weitere Artikel:
- https://blog.metahr.de/2020/03/23/so-reagiert-recruiting-auf-die-coronakrise-aktuelle-zahlen-einer-blitzumfrage/
- https://personalmarketing2null.de/2020/03/24/recruiting-coronavirus/
- https://blog.recrutainment.de/2020/03/19/remote-recruiting-wenn-man-den-bewerber-ploetzlich-nicht-mehr-persoenlich-treffen-kann/
- https://hrisnotacrime.com/2020/03/25/alles-auf-neu-ueber-menschliche-unternehmensfuehrung-in-der-krise/
- https://team-hr.de/employer-branding-in-krisenzeiten-chancen