Pflegekräfte sind seit Beginn der Covid-19-Pandemie ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt. Die bislang „vergessenen“ Arbeitskräfte werden zurzeit als Heldinnen und Helden gefeiert. Mit den steigenden Fallzahlen erhielten Fachkräfte im Pflegebereich (endlich!) die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Das neu gewonnene Interesse der Öffentlichkeit hat bereits viele politische Hebel in Bewegung gesetzt, um fairere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Doch wo ist das Employer Branding?
Status Quo: Fachkräftemangel trotz Systemrelevanz
Die Systemrelevanz der Pflegekräfte ist zurzeit so spürbar wie nie zuvor. Beispielsweise steig die Anzahl der als unbesetzt gemeldeten Arbeitsstellen in der Altenpflege in den letzten Jahren kontinuierlich. Demgegenüber steht ein ebenso stetig steigender Pflegebedarf. Bis 2030 soll die Pflegebedürftigkeit auf 50 % steigen – laut Hochrechnungen fehlen jedoch 500.000 Pflegefachkräfte.
Chancen für das Employer Branding: Pflegeberufe genießen Aufmerksamkeit
Die Systemrelevanz von Pflegefachkräften ist zurzeit weltweit bekannt. Die gewonnene Aufmerksamkeit sollte von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen genutzt werden, um Employer-Branding-Maßnahmen durchzuführen.
Aus der aktuellen Krise geht ebenfalls hervor, dass der Beruf der Pflegefachkraft ein krisenfester Job ist.
Gleichzeitig zeigen sich zurzeit auch die Risiken des Jobs. Das Berufsrisiko an Corona zu erkranken ist extrem hoch, die Gemüter in Pflegeeinrichtungen sind angespannt. Erhöhter Stress gepaart mit Angst machen die aktuelle Situation nicht einfach für Arbeitnehmende in der Pflegebranche. Dennoch ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die meisten Einrichtungen schnell auf die Krise reagiert haben. Eindämmungsmaßnahmen und Hygieneschulungen standen an erster Stelle. Zusammenhalt und ein gutes Krisenmanagement sind demnach Bestandteile des Employer Brandings von Pflegeeinrichtungen in Zeiten von Covid-19.
Auch die Pflegedirektorin der AMEOS Pflege in Neustadt (Schleswig-Holstein), Christina Grahl, bestätigt dies. Krisenstäbe wurden in der Pflegeeinrichtung gebildet, um täglich Maßnahmen und Empfehlungen der Bundes- und Landesregierung umsetzen zu können. Neben der Sicherheit steht auch Zuspruch zu den eigenen Mitarbeitenden an erster Stelle. So ist beim Klinikum Region Hannover ein öffentliches Lob an die Arbeitenden Teil des Employer Brandings.
Aus den Employer-Branding-Maßnahmen der Einrichtungen lassen sich weitere Handlungsempfehlungen für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in der Corona-Pandemie ableiten. So legte das Klinikum Dortmund folgendes fest:
1. Kommunikation gegenüber Mitarbeitenden ausweiten, um dem Informationsbedarf gerecht zu werden und mehr Transparenz zu erhalten
2. Sicherheit und Schutz der Mitarbeitenden durch Masken und Schutzkleidung gewährleisten
3. Verbesserung und Optimierung der Arbeitsbedingungen
Employer Branding: Faire Arbeitsbedingungen stehen an erster Stelle
Eine sowohl interne als externe Unternehmenskommunikation ist im Employer Branding zurzeit essenziell. Jedoch sollte nicht nur die Kommunikation instrumentalisiert, sondern auch authentisch sein. Nur die Umsetzung von Maßnahmen und die daraus resultierende Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird den Pflegeberuf und die eigene Einrichtung zukünftig attraktiver machen.
Eine faire Bezahlung von Pflegefachkräften muss jetzt – inmitten der medialen Aufmerksamkeit – angestrebt werden. Die Bundesregierung hat bereits eine Corona-Prämie in Höhe von 1.000 Euro pro Mitarbeitenden ausgeschrieben. Diese Prämie ist jedoch nur einmalig und begrenzt. Eine finanzielle Entlastung bietet sie nicht, zeigt aber, dass etwas unternommen wird. In der Altenpflege sollen zudem, laut Spahn, die Fachkräfteeinkommen auf 2.500 Euro steigen. Fest steht: für die Forderung nach besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen ist in der Pflegebranche jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen. Neben einer fairen Bezahlung spielt im Employer Branding jedoch auch die Arbeitsplatzzufriedenheit eine zentrale Rolle. Durch den Fachkräftemangel stimmt in vielen Einrichtungen der Pflegeschlüssel nicht mehr. Überlastung und Demotivation des Personals haben bereits vor Corona zum schlechten Image der Branche beigetragen. Im Employer Branding sollten nun konkrete Gegenmaßnahmen thematisiert werden.