Eva Stock ist Head of Business Relations bei Jobufo und spricht darüber hinaus als Speakerin, Bloggerin und Autorin immer wieder über HR-Themen, unter anderem auf ihrem persönlichen Blog HRISNOTACRIME. Wir haben sie zu ihrer Meinung, dem Umgang von Jobufo mit neuen Bewerbungstrends und der strategischen Ausrichtung des Recruiting Assistant im Hinblick auf digitale Bewerbungsformen befragt. Lesen Sie hier Teil 3 des Interviews.
Können moderne Bewerbungsverfahren wie Video, Sprachnachricht oder ähnliches wirklich Bewerbungsschreiben ersetzen?
Klar, warum denn nicht? Wenn ich mir ansehe, wie generisch die Anschreiben heute sind, hat es nichts mit Authentizität zu tun. Nur wenige Menschen mit einem ausgeprägten Sprachgefühl können sich wirklich individuell in einer schriftlichen Bewerbung darstellen. Dazu braucht es auch immer ein bisschen Mut – und den hat nicht jeder bei dem Thema Bewerbung. Und gerade auch für die, die keinen Mut haben oder schon entmutigt wurden, braucht es genauso Formate. Hier kann z. B. die anonyme Bewerbung einen zuverlässigen Dienst leisten. Aber das ist eben nicht der Standard. Der Standard ist, dass man auf Google geht, im Suchfilter “Wie bewerbe ich mich richtig?” eingibt, dann ein paar Bausteine aus den Musteranschreiben kopiert und das dann – nachdem man halb an der Formatierung verzweifelt ist – losschickt.
Wir haben auch viele Kundinnen und Kunden, die uns fragen: Warum schickt ihr eigentlich noch den Lebenslauf mit? Das ist doch nicht innovativ! Die Antwort darauf lautet leider, dass Deutschland im Bereich Bewerbungen an vielen Punkten doch noch nicht soweit ist, dass jemand die Formalität des Lebenslaufs einfach überspringen könnte. Daher haben wir unser Tool so entwickelt, dass jeder einen guten und visuell ansprechenden Lebenslauf kreieren kann – und das sogar vom Smartphone aus. Grundsätzlich sehe ich aber auch in diesem Bereich einiges an Bewegung. Uns ist klar, dass HR vergleichbare und aussagekräftige Bewerbungen bevorzugt – und dabei unterstützen wir mit unserer Software-as-a-Service und durch unsere “menschliche Komponente”, die Bewerbungscoaches, die bei Hürden und Problemen persönlich und individuell auf die Bewerberinnen und Bewerber eingehen.
Wie würde sich der Rekrutierungsprozess mit Jobufo zukünftig verändern, wenn Videobewerbungen sich tatsächlich durchsetzen?
Ich glaube nicht, dass sich Videobewerbungen als einzige moderne Form durchsetzen, sondern dass es individuelle Formen – zugeschnitten auf unterschiedliche Zielgruppen und Anwendungsfälle – geben wird. Wenn sich nur die Videobewerbungen durchsetzen, müssen wir eben die anderen Optionen, die wir im Tool eingebaut haben, wieder rückgängig machen. Die bisherigen Entwicklungen zeigen deutlich, dass es darum geht, alle Bewerberinnen und Bewerber da abzuholen, wo sie gerade sind und ihnen unterschiedliche Möglichkeiten der Bewerbung anzubieten. Durch das Feedback unserer Kundinnen und Kunden haben wir uns bereits vom Dogma der Videobewerbung gelöst und haben die letzten sechs Monaten dazu genutzt, die Vielfalt in einer neuen Journey zu verbinden. Denn es hilft niemanden, wenn sich Kandidatinnen und Kandidaten sich am Ende doch nicht über das Videoformat bewerben wollen. Heute haben wir neben dem Videoformat fünf weitere Formen, über die sich Bewerber*innen bewerben können. Wir als Unternehmen hängen überhaupt nicht an der Videobewerbung. Daher ist diese in der neuesten Tool-Version eben nur eine Option – neben fünf anderen Bewerbungsvarianten. Und ja: Auch das gute alte Anschreiben ist noch dabei – weil es immer noch Bewerberinnen und Bewerber wollen. Während wir vor fünf Jahren bei Jobufo mit der Videobewerbung noch ein absoluter Exot waren, ist das Thema Video heimlich in den Alltag gewandert. Die Menschen machen TikToks, Videoanrufe, Videonachrichten werden per WhatsApp versendet und wir arbeiten alle remote und kommen so mit Videocalls in Kontakt. Demnach kann nicht behauptet werden, dass Video noch als Exot gilt. Was wir aber in den fünf Jahren auch gelernt haben, ist, dass diese Individualisierung in Bewerbungsprozessen super wichtig ist und dass es um die Kommunikation auf Augenhöhe geht. Jedes Unternehmen sollte eine Antwort auf die Bedürfnisse der Kandidatinnen und Kandidaten und die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Mit unserem Produkt ist immer eine Bewerbung möglich, die vergleichbar ist und den gleichen Infogehalt enthält – unabhängig von der gewählten Bewerbungsform. Wir von Jobufo übernehmen daher für die Kandidatin und den Kandidaten die Übersetzungsleistung: “Wie mache ich eine gute Bewerbung?”. Darauf haben wir für jeden die perfekte Antwort! Gleichzeitig wollen wir damit unseren Kundenunternehmen den größtmöglichen Gewinn garantieren. Wir gewährleisten, dass die Bewerbung vollständig, hochwertig und aussagekräftig ist, wenn sie im Bewerbungsmanagementsystem eingeht.
Ist es möglich, Bewerbungen per Video und Sprachnachricht zu standardisieren, um so schneller Bewerbende miteinander vergleichen zu können?
Ich denke, dass Standardisierung im technischen Sinne sehr viel Sinn macht. Wir garantieren einen verlässlichen Prozess, bei dem eine vollständige und zu verarbeitende Bewerbung beim Unternehmen ankommt – und dann auch ohne Probleme im System verarbeitet werden kann. Natürlich geben wir Bewerberinnen und Bewerbern auch Hinweise an die Hand – und wie schon gesagt, würde ich mir wünschen, dass die Unternehmen selbst damit anfangen, ihre Bewerberinnen und Bewerber gut an die Hand zu nehmen. Das machen viele Unternehmen bereits auf ihrer Karriereseite – einige aber noch gar nicht. Bei aller Standardisierung im Nachgang ist es auf der ersten Ebene aber wichtig, auch Individualität zu ermöglichen. Warum sollten wir einen Bewerbenden, der eine humorvolle Persönlichkeit hat und dem es wichtig ist, bestimmte Freiheiten in seinem Job zu haben, raten das wegzulassen? Sich mit Persönlichkeit und Individualität in seinen Job einzubringen – das ist doch der Traum vieler Bewerbender UND moderner Unternehmen. Es gibt somit einen Unterschied zwischen der technischen Seite, auf der eine Stringenz vorhanden sein muss, und der Standardisierung neuer Bewerbungsmethoden bzw. deren Elemente an sich. Hier – so glauben wir bei Jobufo – siegt am Ende die Individualität, weil die Bewerbenden sie einfordern. Ich bin auch gespannt, wie sich alles weiterentwickelt. Vielleicht ist gar nicht das Video die Zukunft, sondern die anonyme Bewerbung – oder bald auch das Hologram, der Hirnwellenscan – wir wissen es nicht. Wir bleiben als Unternehmen offen und denken mit wachem Verstand immer eine Meile weiter. Deshalb arbeite ich auch so gerne für Jobufo.
Wir schaffen, dass Kandidatinnen und Kandidaten sich von Beginn an mit und in dem Unternehmen wohlfühlen und dass sie ihre Bewerbung abschließen und nicht an Formularen verzweifeln. Da der Recruiting Assistant im Unternehmensstil und nicht im Jobufo-Design auf der Karriereseite integriert wird, bedeutet das gleichzeitig, dass wir uns als Marke an dieser Stelle zurücknehmen. Uns geht es um unsere Mission und unseren Auftrag: Wir wollen jedem Menschen ermöglichen, die beste Bewerbung zu machen und sie damit in den Job zu bringen, den sie sich für ihren Karriereschritt wünschen. Gleichzeitig möchten wir Personalerinnen und Personalern umfassend bei den Herausforderungen unterstützen, denen sie sich stellen müssen. Wir sind als Jobufo nur erfolgreich, wenn beide Seiten einen Vorteil davon haben, dass wir die Brücke zwischen Bewerbenden und Unternehmen schlagen – und daran arbeiten wir jeden Tag mit vollem Einsatz!
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