Megatrend Sicherheit
Megatrends sind Entwicklungen, die nicht nur regional, sondern weltweit die Gesellschaft betreffen. Die Entwicklungen und Veränderungen sind auch für Menschen im Jahr 2021 im Alltag spürbar. Seit der Gründung 1989 prägt das Zukunftsinstitut die Trend- und Zukunftsforschung in Deutschland. Insgesamt hat das Zukunftsinstitut 12 Megatrends identifiziert – einer davon ist Sicherheit.
In der BWL gibt es die Ansicht, dass sich unsere heutige Gesellschaft in einer VUCA-Welt befindet. VUCA steht für Volatilität (V), Unsicherheit (U), Komplexität (C) und Mehrdeutigkeit (A) und bezeichnet die Merkmale der modernen Welt. Ereignisse, wie die Flüchtlingskrise, der arabische Frühling oder die aktuelle Corona-Pandemie schüren ein hohes Sicherheitsbewusstsein der globalen Gesellschaft. Auch die aktuelle Bewegung „Fridays for Future“ zeigt die Ausmaße, welche das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung in Deutschland über die Arbeitsstelle hinaus annehmen, um beispielsweise vermeintliche Gefahren abzuwenden.
Für die HR entsteht dabei die Herausforderung, sowohl das Bedürfnis nach Flexibilität, als auch ein erhöhtes Sicherheitsbewusstsein der Belegschaft in Zukunft zu gewährleisten.
Sicherheit: „Future“-Trend der HR Welt?
Die Digitalisierung fordert in Betrieben nicht nur die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen der Mitarbeiter am Arbeitsplatz, sondern auch die Gewährleistung der Daten und IT-Sicherheit. Die Relevanz der IT-Sicherheit ist auch bei deutschen Unternehmen ein Thema. Aus der „Cyber Security Studie 2020“ von der Computerwoche und CIO geht hervor, dass mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen in Zukunft mehr in die IT-Sicherheit des Unternehmens investieren möchten.
IT-Sicherheit geht jedoch nur mit einer Vertrauenskultur des Unternehmens einher. Ohne die Mitarbeit der Belegschaft können IT-Sicherheitssysteme nicht so ausgeführt werden, wie es wünschenswert wäre. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Arbeiten im Homeoffice. Aus einer Befragung eines Meinungsforschungsinstituts, dass von CyberArk 2000 beauftragt wurde, resultiert: 59% der Befragten umgehen die IT-Sicherheitssysteme der Unternehmen, um eine produktivere Arbeitsweise zu ermöglichen.
Die Aufgabe der HR ist also nicht nur, solche IT-Sicherheitssysteme zu ermöglichen, sondern auch die Mitarbeitenden für die Wichtigkeit dieser zu sensibilisieren. Der Mensch ist nämlich oftmals die Gefahrenstelle Nummer Eins und muss daher vom Risikofaktor zum Sicherheitsfaktor umgewandelt werden, vor allem in Zeiten der Digitalisierung. Das gelingt durch die Veränderung des Mindsets mithilfe passender Personalmaßnahmen. Chancen zur Sensibilisierung können durch folgende Maßnahmen, in Präsenz oder digital, ermöglicht werden:
- Schulungen in IT- und Arbeitssicherheit
- Kompetenzbildung durch interne Expertinnen und Experten
- Gesundheitsbewusstsein durch betriebliche Gesundheitsmaßnahmen (BGM) schaffen
- Sicherheit des Arbeitsplatzes vermitteln
Negative und positive Auswirkungen des Sicherheitsbewusstseins
Ein anderer Aspekt des Megatrends Sicherheit ist die Sorge um die eigene Arbeitsstelle, im Sinne der Befürchtung der Arbeitnehmer, die Arbeit verlieren zu können. Eine aktuelle Statista Studie aus dem Dezember 2020 zeigt den rasanten Anstieg der Unsicherheit am Arbeitsplatz bedingt durch die Corona Pandemie. Während sich 2019 nur 14 Prozent der Befragten sorgen um den eigenen Arbeitsplatz machten, sind es im Jahr 2020 schon 23 Prozent. Für die HR bedeutet dies, dass das Thema Sicherheit auf jeden Fall verstärkt in den Fokus des Employer Branding rücken sollte. Sicherheit als einer der Megatrends sollte auch in der Unternehmenskultur erkennbar sein. Loyalität und Kontakt zu den Mitarbeitenden sowie das Anstreben eines langfristigen Arbeitsverhältnisses sollten im Employer Branding gezielt kommuniziert werden und kann auch Chancen bieten.
Sicherheit bedingt sich nicht nur durch Employer-Branding-Maßnahmen, die Schutz der Arbeitsverhältnisse vermitteln, sondern auch einem Resilienz Training der Arbeitskräfte. Es bedarf nämlich in der Zukunft an Antifragilität im Unternehmen um der VUCA-Welt zu begegnen und in dieser zu bestehen. Dies bedeutet wiederum das die Mitarbeitenden widerstandsfähig sein müssen. Auf Unternehmensseite kann Antifragilität nur gewährleistet werden, wenn die Strukturen dynamisch und somit adaptiv sind.
Sind die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter resilient, so sind diese zugleich fröhlicher, ausgeglichener, kreativer und anpassungsfähiger. Das sind wichtige Voraussetzungen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Eine gute Wettbewerbsfähigkeit sichert wiederum die Arbeitsplatzsicherheit der Belegschaft und ist so ein wichtiges Argument für die Umsetzung des Megatrends Sicherheit in Organisationen. Passende Betriebliche Gesundheitsmaßnahmen sowie Employer-Branding-Aktivitäten und Consulting können hierbei zielführend sein.
Warum scheitert die Umsetzung in Deutschland oftmals? Laut Bitkom sind nur wenige deutsche Unternehmen fähig, Antifragilität zu ermöglichen.
Es gibt aber auch Vorteile des Trends Sicherheit. Die Sicherheit am Arbeitsplatz erhält einen höheren Stellenwert und so können Personalerinnen und Personaler mehr Betriebliche Gesundheitsmaßnahmen und Maßnahmen in der Personalentwicklung umsetzen. Darüber hinaus findet auch der Datenaustausch intern und extern unter Beachtung der Sicherheit eines jeden einzelnen statt. Auch Debatten, wie #metoo wurden durch den Megatrend Sicherheit erst medienwirksam diskutiert. Denn auch die Verhinderung von Mobbing und sexueller Belästigung, ob digital oder am Arbeitsplatz, sind Bedingungen, die zu der Sicherheit eines Arbeitsplatzes neben anderen Rahmenbedingungen zählen. In diesem Sinne ist es die Aufgabe der HR die Menschen zum Sicherheitsfaktor zu machen.
Flexicurity: Das sind Kernanforderungen an die HR
Mit dem Megatrend Sicherheit wird oftmals das Buzzword Flexicurity in Verbindung gebracht. Flexicurity setzt sich aus den aktuellen Anfordernissen eines Arbeitsplatzes – der Flexibilität und Security – zusammen und ist ein dänisches Arbeitsmodell. Insbesondere in einer globalen Wirtschaftswelt wie im Jahr 2021 ist es nur schwer die beiden Anfordernisse zu vereinen. Das Outsourcen von Arbeitsaufgaben an flexible Mitarbeitende, wie Freelancer oder geringfügig Beschäftigte, wird gern genutzt, jedoch erhalten diese oftmals nicht die gleichen (Weiterbildungs-)Möglichkeiten, wie die Kernbelegschaft. Problematisch wird dies, wenn Outsourcende zwar die Zeit hätten Aufgaben des Unternehmens zu bearbeiten, jedoch nicht das nötige Wissen besitzen, da unternehmensspezifische Schulungen und Informationen fehlen. Die Sicherheit des Arbeitsverhältnisses wird dadurch gefährdet.
Analog zu Freelancern, sind Weiterbildungen und lebenslanges Lernen auch für Personen in Festanstellung wichtig. Diese sichern das Beschäftigungsverhältnis. Passende Arbeitsmodelle wie Job Rotation können hierbei unterstützend wirken. Ein weiteres Beispiel für Flexicurity bei regulär angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Arbeitsplatzsicherheit. Ein fester Arbeitsvertrag geht mit gleitenden Arbeitszeiten einher – damit wird gleichermaßen Sicherheit und Flexibilität gewährleistet.
Flexicurity ist somit als Chance zu betrachten. Weitere Kombinationen, die den Schutz der Belegschaft und gleichzeitig Flexibilität ermöglichen, sind in der Wilthagen Matrix ersichtlich:
Um Flexicurity im Personalmix einzugliedern, können folgende Maßnahmen von den Personalabteilungen ergriffen werden:
- Weiterbildung: Gleiche Fortbildungsmöglichkeiten für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
- Soziale Absicherung: Die Beschäftigungsverhältnisse und Sozialversicherungsbeiträge für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichern.
- Vertrauenskultur: Eine Vertrauenskultur im Unternehmen kann durch passende Maßnahmen, wie Mitarbeitergespräche, Teambuildingevents und Verantwortungsübertragung, aufgebaut werden.
- Sozialer Dialog: Nur durch die Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann Flexicurity ermöglicht werden. Die bestmögliche Folge: innovative Lösungen und ein erhöhtes Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeitenden.
Weiterführende Quellen
- Zukunftsinstitut
- TAMAkademie, Flexicurity und New Work: 5 Prinzipien für Unternehmen
- Greet Vermeylen und John Hurley, Flexicurity: Eine Überlegung zu Kernelementen von Flexibilität und Sicherheit
- Gabler Wirtschaftslexikon, VUCA
- Slaoo.macht.Marke, Sicherheit und Gesundheit: Anker für die Markenführung nach Corona
- teamazing, Tipps für die Herausforderungen der 4 Arbeitswelt-Megatrends
- Computerwoche, Die IT-Sicherheit braucht eine Neuorientierung
- dplusr, Sicherheitsbewusstsein im Home-Office
- karrierebibel, Jobsicherheit: Bei welchem Arbeitgeber gibt es die?
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