Berufstests
Berufstests bieten eine erste Orientierung für Berufseinsteiger*innen, können jedoch ebenfalls für Berufstätige im Zuge der Karriereplanung interessant sein. Jährlich wechseln laut Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 3,4 Prozent der Beschäftigten das Berufsfeld. Eine in 2019 durchgeführte HDI Berufe-Studie zeigt zudem: Die Häufigkeit von Berufswechseln nimmt tendenziell zu.
Berufstests bauen auf den individuellen Stärken und Schwächen auf und können so eine Hilfestellung bieten, um eine Karriere in einem bislang unergründeten Feld zu starten.
Was sind Berufstests und wozu dienen sie?
Berufstests begegnen Jugendlichen das erste Mal in der Schule. Die Frage, welcher Job zu einem passt, kann zu diesem Zeitpunkt bereits darüber entscheiden, ob eine Ausbildung oder ein Studium bevorzugt wird. In erster Linie stellen Berufstests für Schüler*innen eine Inspiration dar. Aus der Vielfalt an verschiedenen Berufsbildern können sie so eine erste Einordnung treffen und verstehen, welche Fähigkeiten in welchem Beruf von Vorteil sind.
Je bewusster man über die eigenen Fähigkeiten ist, desto aussagekräftiger ist auch das Ergebnis. Das Bewusstsein steigt mit der Anzahl von Erfahrungswerten. So können Berufstätige ihre eigenen Fähigkeiten und bevorzugte Arbeitsumfelder tendenziell besser einschätzen als Schüler*innen ohne jeglichen Praxisbezug.
Chancen bieten sich somit in jeder Phase des eigenen Karriereweges. Ein solcher Test kann den Einstieg in ein Berufsfeld, die berufliche Umorientierung oder die Wahl einer Spezialisierung in wenigen Minuten unterstützen. Mithilfe der Erkenntnisse lassen sich innerhalb der Felder Jobs finden und Kriterien weiter eingrenzen.
Im Rahmen der Berufsorientierung ist der Berufstest ein sinnvoller Schritt. Aufbauend darauf können Berufsorientierungsgespräche geführt, weitere Persönlichkeitstests abgeschlossen oder Erfahrungen zur weiteren Einordnung gesammelt werden.
Auf welchen Kriterien basieren Berufstests?
Berufseignungstests basieren auf Fragen, die eine Klassifikation von Berufen in verschiedene Kategorien ermöglicht. Darauf aufbauend, erheben Berufswahltests Kriterien, die eine Zuordnung erlauben. Hierzu zählen Kriterien wie Interessen, Fähigkeiten, Charaktereigenschaften sowie individuelle Wünsche und Ziele im Leben. Inwieweit die Gewichtung einzelner Kriterien ausfällt, ist nicht pauschal zu beantworten. Jedem Berufstest liegt eine eigene Metrik oder ein individuelles Scoring-Modell zugrunde.
Qualitätsunterschiede bestehen auch hinsichtlich der Qualität von Fragestellungen. Eine Frage sollte so konzipiert sein, dass die Antwort messbar und valide ist. Nicht jeder Berufstest gewährleistet dies.
Die größte Herausforderung bei der Beantwortung eines Berufstests liegt darin, eine Frage ehrlich zu beantworten. Suggestivfragen in Berufstests können bereits bei der Beantwortung von Fragen zu einer Manipulation führen. Wünscht sich ein Proband beispielsweise ein spezifisches Ergebnis und möchte sich nur selbst noch einmal bestätigen, würde dieser die Fragen so beantworten, dass das gewünschte Ergebnis eintritt.
Qualitative Berufstests sind entsprechend so konzipiert, dass klare Antworten möglich sind und während des Tests nicht ersichtlich ist, welches Endergebnis resultiert.
Berufseignungstests priorisieren neben den Fähigkeiten einer Person vorwiegend deren Charaktereigenschaften. Um den Berufseignungstest möglichst wahrheitsgetreu zu beantworten, kann ein Persönlichkeitstest im Vorhinein richtungsweisend sein und das eigene Bewusstsein über die eigene Persönlichkeit erhöhen. Eine der bekanntesten Persönlichkeitstests ist die Einteilung von Persönlichkeiten in Myers-Briggs-Typenindikatoren.
Aus dem Myers-Briggs-Persönlichkeitstest gehen in Summe 16 Persönlichkeitstypen hervor. Welches Unternehmen und welche Berufsbilder zu einem passen, lässt sich aus diesem Test ebenfalls ableiten. Sowohl in Bezug auf die Arbeitsweise als auch das soziale Umfeld lassen sich Rückschlüsse ziehen.
Tests für die Berufsauswahl im Überblick
Eignungstests lassen sich im Internet oder direkt bei Bildungsträgern durchführen. Ein erster Kontakt mit Berufsfeldern ist garantiert.
Berufseignungstests für Schüler*innen
Einen bewährten Berufswahltest stellt die Bundesagentur für Arbeit. In Summe bietet die Bundesagentur für Arbeit zwei Berufstests. Der Online-Test Check-U baut auf den individuellen Stärken und Interessen auf. Konzipiert ist der Test für Berufseinsteiger*innen, die sich zwischen einem Studium und einer Ausbildung entscheiden. Noch intensiver ist der Berufswahltest. Am Testtag beantworten Orientierungssuchende rund drei Stunden Fragen am Computer. Im Anschluss erfolgt die Auswertung über Berufsberatende. In einem gemeinsamen Gespräch werden die Ergebnisse besprochen und weitere Schritte besprochen.
Neben der Bundesagentur für Arbeit bieten weitere Unternehmen Berufswahltests an. „Begabungsvielfalt“ begleitet Jugendliche beispielsweise bei der Studienumsetzung und das intuitiv via App. So holen sie die Zielgruppe direkt dort ab, wo sie sich ohnehin befinden: am Smartphone. Die „DEEP!“ App beinhaltet nicht nur Tests, um die Berufswahl zu unterstützen, sondern verfügt ebenfalls über Coaching-Elemente.
Fortgeschrittene Hilfestellungen in Orientierungsphasen
Eigenschaften, Kompetenzen, Werte und Ziele: Auf diese Kriterien baut der Berufstest des Geva-Instituts auf. Der Test eignet sich sowohl für Berufseinsteiger*innen als auch Berufstätige, die mithilfe einer Potenzialanalyse die berufliche Laufbahn planen möchten. Die Eignungsbeurteilungen erfolgen in den Tests berufsbezogen und erhöhen so die Validität der Endergebnisse.
Worauf es bei der Berufswahl wirklich ankommt
Die Berufswahl sollte wohlüberlegt sein. Eignungsfelder, Branchen und Unterschiede zwischen zu Unternehmen haben Auswirkungen auf die berufliche Erfüllung und Zufriedenheit.
Fehler können bei der Berufswahl durch Fehlleitungen entstehen. Diese könnten wie folgt aussehen:
- Die Meinung anderer zählt mehr als die eigene: Eltern und Bezugspersonen sehen einen in anderen Berufen als man sich selbst. Hier gerne die Distanz wahren und hinterfragen, welche Karriereträume wahr oder doch auferlegt sind.
- Limitierende Glaubenssätze: Schlechte Noten, räumliche Distanzen, gesellschaftliche Normen oder ein geringes Selbstwertgefühl können die Berufswahl behindern.
- Karrierewahl von Freunden abhängig machen: Freunde begleiten einen durch die Schule. Den Karriereweg von besten Freunden abhängig machen, begrenzt einen in der eigenen Entfaltung.
- Nur den Status quo sehen: Einmal schlecht in Mathe, immer schlecht in Mathe. Die eigenen Fähigkeiten spielen bei der Berufswahl eine erhebliche Rolle. Jedoch darf der Status Quo nicht das weitere Wachstum begrenzen. Verbesserungspotenziale gibt es immer.
Um mehr Sicherheit über die eigenen Fähigkeiten, Wünsche und Eigenschaften zu gewinnen, können folgende Tipps die wahrheitsgemäße Beantwortung von Tests unterstützen:
- Erfahrungen sammeln: Praktika, Ferienjobs oder erste Einstiegsstellen zeigen am besten, worauf es einem im Berufsfeld ankommt und welche Jobs Spaß machen und welche nicht.
- Feedback einholen: Lehrpersonal, die eigenen Eltern, Vorgesetzte, Kolleg*innen oder Freunde können die eigenen Kompetenzfelder häufig viel besser einschätzen als man selbst. Eine Außenperspektive ist bei der Bewertung der eigenen Fähigkeiten von Vorteil.
- Passende Employer Brand wählen: Der Berufswahltest hat ein gutes Ergebnis ergeben? Dann sollte nun auch die Employer Brand zur eigenen Persönlichkeit passen. Sich hierfür Zeit zu nehmen, ist innerhalb der Orientierungsphase essenziell.
Fazit: Ein Berufswahltest gibt eine erste Orientierung
Die Berufswahl hängt von einer Vielzahl von individuellen Faktoren ab. Ergebnisse aus Berufswahltests entscheiden nicht über individuelle Karrierewege oder eine zukünftige Bewerbung. Eine hundertprozentige Genauigkeit kann ein Test, der nur wenig Zeit in Anspruch nimmt, nicht liefern. Häufig sind Berufstests zudem mit vorwiegend generischen Fragen bestückt, wodurch sich Fehleinschätzungen ergeben können. Berufstests entscheiden also nicht, sie inspirieren, vereinfachen die Berufswahl und bereiten auf weitere Schritte innerhalb des Orientierungsprozesses vor. Ein solcher Test lässt sich somit als richtungsweisend klassifizieren – jedoch nur, wenn er qualitativ ist.
Weiterführende Quellen
- HDI Berufe-Studie: https://www.berufe-studie.de/corona-veraendert-arbeitswelt.html
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