- Sind wir bereit für die 4-Tage-Woche? Status quo in Deutschland
- Wie funktioniert die 4-Tage-Woche?
- Was spricht für die 4-Tage-Woche?
- Was spricht gegen die 4-Tage-Woche?
- Was müssen Unternehmen bei Einführung der 4-Tage-Woche beachten?
- Fazit: 4-Tage-Woche als klarer Wettbewerbsvorteil
- Weiterführende Quellen
4-Tage-Woche
Die deutschen Erwerbstätigen sind sich einig: Sie sind für die Einführung einer 4-Tage-Woche. Das zeigt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus 2023. 81 % der Vollzeiterwerbstätigen sprechen sich in ihr für eine 4-Tage-Woche aus. Aber wie realistisch ist sie in der Umsetzung? Dass eine solche Reform möglich ist, zeigte die letzte derart große Arbeitszeitreform in den 1950er- und 1960er-Jahren. Damals forderten die Gewerkschaften mit der Aktion „Samstags gehört Vati mir“ einen freien Samstag für Industriearbeitende und reduzierten so die 6-Tage-Woche auf die 5-Tage-Woche, wie wir sie heute kennen.
Sind wir bereit für die 4-Tage-Woche? Status quo in Deutschland
Die 4-Tage-Woche sorgt in Deutschland für Kontroversen. Kritiker:innen sehen die 4-Tage-Woche als Risiko für die deutsche Wirtschaftskraft, Erwerbstätige wünschen sich die durch New Work angepriesene Work-Life-Balance mehr denn je. Allerdings arbeiten die Deutschen bereits heute wenige Stunden im Jahr. Studien zufolge liegt die Pro-Kopf-Arbeitszeit in Deutschland bei 1341 Stunden. Umgerechnet sind das 25,9 Stunden Arbeit pro Woche.
Damit arbeiten die Deutschen weniger Stunden als andere OECD-Länder. Gleichzeitig ist die hiesige Erwerbstätigenquote mit 77 % tendenziell höher als in den Vergleichsländern. Zurückzuführen ist das unter anderem auf den hohen Anteil an Teilzeitkräften in Deutschland, die zum Großteil Frauen sind.
Anders als die durchschnittliche Pro-Kopf-Arbeitszeit vermuten lässt, ist die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren deutschlandweit gestiegen. In der in 2023 veröffentlichten Statista Umfrage zur Arbeitsbelastung in Deutschland gaben 66 % der befragten Arbeitnehmenden an, dass ihre „Arbeitsbelastung in den letzten fünf Jahren eher zugenommen oder stark zugenommen“ hat.
Weltweite Pilotprojekte zur 4-Tage-Woche
Auch in anderen Ländern stiegen jüngst die Anzeichen von Stress und Burnout gepaart mit dem Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance. Gleich mehrere Länder haben in den letzten Jahren Pilotprojekte zur 4-Tage-Woche umgesetzt:
- Island: Von 2015 bis 2019 stiegen mehrere Unternehmen auf die 4-Tage-Woche um und reduzierten gleichzeitig die Arbeitszeit von 45 Stunden auf 35 bis 36 Stunden.
- Großbritannien: 61 Unternehmen reduzierten für ein halbes Jahr die Arbeitswoche von 5 auf 4 Tage. 30 Prozent der teilnehmenden Unternehmen führten das Arbeitsmodell nach Ende des Pilotprojekts fort.
- Spanien: 2021 setzte Spanien für ein Jahr ein Modellprojekt zur 4-Tage-Woche mit 200 teilnehmenden kleinen- bis mittelständischen Unternehmen auf.
Weitere Modellprojekte laufen in Australien, Irland und Portugal. In Belgien ist die 4-Tage-Woche sogar fest verankert. Am 15. Februar 2022 hat die belgische Regierung sie für offiziell erklärt. Seither können Arbeitskräfte in belgischen Unternehmen selbst entscheiden, ob sie eine 4-Tage-Woche oder 5-Tage-Woche bevorzugen.
Anders als in Belgien ist die 4-Tage-Woche in Deutschland noch kein Standard. Rund 11 % der Unternehmen bieten aktuell die 4-Tage-Woche an, so eine aktuelle Randstad-ifo-Personalleiter-Befragung. Aber auch in Deutschland läuft seit Beginn 2024 ein Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche nach dem 100-80-100-Prinzip. Gemäß des Modells erhalten Mitarbeitende bei 100 % Leistung und 80 % Arbeitszeit 100 % des vorigen Lohns. Insgesamt nehmen 45 Unternehmen teil.Allerdings scheiterte das 100-80-100-Prinzip im deutschen Test bereits während der ersten Monate. Nur 38 % der teilnehmenden Unternehmen verringern die Arbeitszeit tatsächlich um 20 %. 15 % verkürzen die Arbeitszeit um 11 bis 19 %, alle restlichen 38 % verringern die Arbeitszeit prozentual nur bis zu 10 %.
Plus: 40 Prozent der teilnehmenden Unternehmen wenden laut Tagesschau die 4-Tage-Woche nicht einmal unternehmensweit, sondern nur in ausgewählten Teams an.
Wie funktioniert die 4-Tage-Woche?
Die 4-Tage-Woche verkürzt die reguläre Arbeitswoche von fünf auf vier Werktage die Woche. Bundesweit umgesetzt, würde eine Vollzeitstelle demnach nur noch vier Tage umfassen. Dadurch gewinnen Angestellte einen freien Tag in der Woche.
Die Rahmenbedingungen der 4-Tage-Woche unterscheiden sich je nach Modell.
Modell 1: Arbeitszeit gleichmäßig verteilen
Nach belgischem Modell verteilt sich bei der 4-Tage-Woche die Arbeitszeit lediglich um. So entstehen aus der 4-Tage-Woche weder Gehaltseinbußen aufseiten der Mitarbeitenden noch Produktivitätsverluste auf Unternehmensseite. Die 40-Stunden-Woche würde entsprechend auf die verbleibenden Werktage umverteilt werden. Aus dem standardmäßigen 8-Stunden-Tag wird dann der 10-Stunden-Tag.
Modell 2: Arbeitszeit reduzieren bei gleichem Gehalt
Großbritannien und Island starteten Pilotprojekte nach dem 100-80-100 Prozent. Die Idee dahinter: Mitarbeitende erhalten 100 Prozent Gehalt für 80 Prozent Arbeitszeit bei 100 Prozent Produktivität. Voraussetzung ist, dass die Mitarbeitenden vom Unternehmen aufgestellte Produktivitätsziele innerhalb der reduzierten Arbeitszeit erreichen.
Bei diesem Modell gibt es noch keine Einigung darüber, wie sich die verbleibende Arbeitszeit aufteilt. Möglich ist etwa, den freien Tag standardmäßig zu bestimmen oder von Woche zu Woche auf einen anderen Wochentag zu legen. Gleiches gilt in Bezug auf die Arbeitszeiten. Die 4-Tage-Woche lässt sich genauso bei flexiblen als auch fixen Arbeitszeiten umsetzen.
Modell 3: Arbeitszeit reduzieren bei geringerem Gehalt
Die 4-Tage-Woche ist alternativ als Teilzeitmodell umsetzbar. So reduziert sich bei verringerter Arbeitszeit das Gehalt analog. Einzelne Unternehmen in Deutschland setzen dieses Modell bereits um, betiteln es nur nicht als 4-Tage-Woche.
Modell 4: Wahlarbeitszeit mit Vollzeitkorridor
Denkbar sind auch leistungsbezogene Modelle. In diesen ist die 4-Tage-Woche nur möglich, wenn Mitarbeitende ihre Aufgaben in weniger Zeit erledigen. Dies ähnelt zwar dem belgischen Modell, ist aber nicht gleichzusetzen. Klare Produktivitätsziele müssen hier vorliegen, um diesen Ansatz umzusetzen. Je nach Modell funktioniert die Wahlarbeitszeit mit Vollzeitkorridor bei vollem Lohnausgleich oder bei angepasstem Lohn.
Was spricht für die 4-Tage-Woche?
Von einer 4-Tage-Woche versprechen sich Mitarbeitende mehr Freizeit. Unternehmen erhoffen sich wiederum, dass die eigenen Mitarbeitenden erholter sind. Erholung impliziert, dass sie produktiver an die Arbeit herangehen. Gleichzeitig sinkt dadurch potenziell die Krankenquote. Zusätzlich ist die 4-Tage-Woche für Arbeitgeber aktuell noch ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. Im Kampf um die besten Fachkräfte am Arbeitsmarkt wäre die 4-Tage-Woche ein Corporate Benefit, das die Employer Brand im Image steigen lässt.
Stärkere Work-Life-Balance
Ergebnisse aus Pilotprojekten zeigen, dass sich Mitarbeitende bei einer 4-Tage-Woche erholter fühlen. Die neu gewonnene Erholungszeit gibt ihnen ausreichend Flexibilität, um persönlichen Interessen nachzugehen. Freizeit bedeutet zudem Familienzeit. Gestärkte soziale Bindungen wirken Einsamkeit entgegen und steigern das persönliche Wohlbefinden. Das wiederum erhöht die Work-Life-Balance, da sich das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben wieder vermehrt einstellt.
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit
Expert:innen gehen zudem davon aus, dass die 4-Tage-Woche zu einer gesteigerten Motivation am Arbeitsplatz führt. Mehr planbare Zeit für Hobbys und private Angelegenheiten steigert die allgemeine Zufriedenheit. Arbeitgeber, die dies ermöglichen, wirken attraktiver. Das wirkt sich nicht nur auf die Zufriedenheit, sondern auch auf die Reputation der Arbeitgebermarke positiv aus.
Psychische und physische Gesundheit
Studien zufolge fallen zufriedene Mitarbeitende seltener krankheitsbedingt aus. So ist davon auszugehen, dass sich die 4-Tage-Woche positiv auf die Gesundheit der Arbeitskräfte auswirkt. Mental sind sie weniger gestresst und körperlich sind die Chancen, einen Ausgleich zur Arbeit zu finden, größer. Ergebnisse eines Pilotprojekts aus Großbritannien stützen in diesem Zuge die Vorteile des 100-80-100-Modells der 4-Tage-Woche:
- 71 % der Teilnehmenden hatten während der 4-Tage-Woche weniger Anzeichen von Burnout (Erschöpfung, Frustration etc.).
- 39 % der Teilnehmenden fühlten sich weniger gestresst.
- 43 % der Teilnehmenden bestätigen, dass sich ihre mentale Gesundheit verbessert hat.
- 37 % der Teilnehmenden sehen Verbesserungen in ihrer physischen Gesundheit.
- 46 % der Teilnehmenden stimmen zu, dass sie weniger Müdigkeitserscheinungen haben.

Erhöhte Produktivität
Für Arbeitgeber ist die 4-Tage-Woche nur umsetzbar, wenn die innerbetriebliche Leistung und im Umkehrschluss die außerbetriebliche Wettbewerbskraft nicht unter der 4-Tage-Woche leiden. Erste Ergebnisse aus den Pilotprojekten stimmen hier Arbeitgeber zuversichtlich. Die Pilotprojekte kommen zu dem Schluss, dass sich die Produktivität entweder nicht verändert oder sogar verbessert hat. Manche der Studien führen jedoch auch zu signifikanten Ergebnissen. So soll die Produktivität teilweise um 60 Prozent gestiegen sein.
Stärkt die Employer Brand
Unabhängig von Vorteilen für den Arbeitgeber sehen vor allem Arbeitnehmende Chancen in dem neuen Arbeitsmodell. Einen Tag weniger arbeiten bedeutet einen Tag Freizeit in der Woche mehr. Diese mögliche Freiheit wünschen sich so viele Fachkräfte am Arbeitsmarkt so stark, dass sie bereit sind, dafür den Arbeitgeber zu wechseln. 42 % der Teilnehmenden in der XING Wechselbereitschaftsstudie würden einen Arbeitgeber attraktiver finden, wenn er sich für die 4-Tage-Woche entscheidet.
Das geht so weit, dass 42 % der Personen, die aktiv nach einem neuen Arbeitgeber suchen, explizit nach Arbeitgebern schauen, die diese anbieten. Diese Zahlen zeigen, dass die 4-Tage-Woche eine Employer Brand extrem stärken würde. Für Fachkräfte ist es ein unschlagbares Argument, um beim jeweiligen Unternehmen zu arbeiten. Das gilt nicht nur für die aktiv suchenden Fachkräfte. 81 % der befragten Personen der Studie würden gerne im 4-Tage-Modell arbeiten.
Minimiert den Fachkräftemangel
Optimistische Stimmen sehen in der 4-Tage-Woche eine Chance für den Fachkräftemangel. Sie gehen davon aus, dass die 4-Tage-Woche wieder mehr Menschen in die Erwerbstätigkeit treiben könnte. Das würde bislang ungenutzte Fachkräfte-Ressourcen wieder freischalten. Zudem würde die 4-Tage-Woche den ohnehin verstärkten Trend hin zu Teilzeitarbeit begünstigen – allerdings zugunsten der Volkswirtschaft. Personen, die in Teilzeit nur 32 Stunden arbeiten möchten, wären ggf. auch bereit, stattdessen weniger Tage pro Woche zu arbeiten.
Solange noch nicht alle Unternehmen die 4-Tage-Woche umsetzen, ist es weiterhin unbestreitbar, dass sie einen Vorteil am Fachkräftemarkt gegenüber Unternehmen mit einer 5-Tage-Woche haben. Ein Pilotprojekt aus Großbritannien zeigt zum Beispiel, dass alle am Projekt teilnehmenden Unternehmen dies tun, weil sie sich einen Attraktivitätsvorteil gegenüber anderen Arbeitgebern am Markt erhoffen – also um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Was spricht gegen die 4-Tage-Woche?
Skepsis gegenüber der 4-Tage-Woche zeigt sich in weiten Teilen der Wirtschaft. Die Sorgen, Deutschland könne durch die 4-Tage-Woche noch mehr im Wettbewerbsvergleich zu anderen Ländern verlieren, ist zu groß. Doch auch Arbeitgeber sehen in der 4-Tage-Woche Risiken – Risiken in Bezug auf Arbeitszeitenregelungen, Umsätze und der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Auch sehen sich Arbeitnehmende bei der 4-Tage-Woche teilweise mit falschen Erwartungen konfrontiert.
Punktuelle Überlastung
Aktuell setzt jedes Unternehmen die 4-Tage-Woche noch unterschiedlich um. Eine 4-Tage-Woche bei voller Arbeitszeit nach belgischem Modell könnte zu einer punktuellen Überlastung der Mitarbeitenden führen. In diesem Szenario teilt sich die Arbeitszeit auf vier Tage à zehn Stunden auf. Studien legen jedoch bereits heute nahe, dass bereits der 8-Stunden-Tag überholt ist.
Nach spätestens sechs Arbeitsstunden sinkt die Konzentration rapide. Eine Studie aus Großbritannien ergab jüngst, dass Mitarbeitende nur 2 Stunden und 53 Minuten der Arbeitszeit überhaupt produktiv sind. Die restliche Zeit am Tag vertreiben sie mit Tätigkeiten, die nichts mit der Arbeit zu tun haben:
- 44 Minuten Social-Media scrollen
- 65 Minuten Webseiten lesen
- 40 Minuten mit Kolleg:innen austauschen
- 17 Minuten heiße Getränke zubereiten
- 23 Minuten Rauchpause machen
- 14 Minuten Personen texten
- 7 Minuten Essen zubereiten
- 18 Minuten mit Freunden telefonieren
- 26 Minuten nach neuen Jobs suchen
Skepsis von Arbeitgebern
Auch Arbeitgeber sorgen sich darum, was eine 4-Tage-Woche für die Produktivität bedeutet. Nach dem 100-80-100-Prinzip fällt 20 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit vollständig weg. Holger Schäfer vom Institut der Deutschen Wirtschaft geht davon aus, dass sich dieser Produktionsrückgang nur steigern lässt, indem die Produktivität pro Stunde um 25 Prozent steigt. Bei bestehendem Personalbestand ist das nahezu unmöglich. Im Umkehrschluss müssten Unternehmen mehr Mitarbeitende einstellen. Daraus resultieren steigende Rekrutierungs-, Einstellungs-, Personal- und Rententionkosten.
Mit der 4-Tage-Woche würden sich auch Geschäftsfelder verändern. Kunden sind es gewohnt, werktags täglich eine Ansprechperson im Kundenservice zu erhalten. Bei einer 4-Tage-Woche für die gesamte Belegschaft würde ebenfalls der Kundenservice einen Tag Pause einlegen. Das könnte sich negativ auf das Image eines Unternehmens auswirken.
Anderen Unternehmen würden bei einer nicht flächendeckenden 4-Tage-Woche starke Wettbewerbseinbuße drohen. Entscheidet sich ein Einzelhandelsunternehmen zum Beispiel für eine 4-Tage-Woche, würde der Laden neben dem Sonntag an zwei weiteren Tagen in der Woche geschlossen bleiben, während die Konkurrenz weiterverkauft. Das ist weder gut für den Umsatz noch für die Customer Experience.
Verstärker des Fachkräftemangels
Allgemein sehen viele Kritiker:innen in der 4-Tage-Woche einen Verstärker für den Fachkräftemangel – insbesondere, wenn die 4-Tage-Woche mit einer Reduktion der Wochenarbeitszeit einhergeht. Das Institut der Deutschen Wirtschaft geht davon aus, dass nach diesem Modell Unternehmen weniger Waren produzieren und die Bevölkerung entsprechend weniger konsumieren könnte. Es würde dann volkswirtschaftlich zu einer Umverteilung kommen.[7] Diese Umverteilung würde jedoch nur innerhalb der deutschen Landesgrenzen stattfinden. Im internationalen Vergleich könnte eine solche Reduktion in Zeiten des Fachkräftemangels Deutschland noch weiter ins Abseits treiben.
Arbeitsmoral der Deutschen lehnt 4-Tage-Woche ab
Hinzukommt, dass nicht alle Deutschen Verfechter der 4-Tage-Woche sind. Mit steigendem Alter glauben immer weniger Menschen daran, dass die 4-Tage-Woche überhaupt umsetzbar wäre. Am meisten glauben die 18- bis 29-Jährigen an die 4-Tage-Woche. Aus der Altersgruppe sind 44 Prozent von der Umsetzbarkeit überzeugt, so die XING-Wechselbereitschaftsstudie.
17 Prozent der Befragten in einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung lehnen reduzierte Arbeitszeiten sogar per se ab. Das sind Gründe:
- Weil die Arbeit sonst nicht zu schaffen wäre (76,6 Prozent Zustimmung)
- Weil ich häufig für Kolleg:innen einspringen muss (37,75 Prozent Zustimmung)
- Weil ich Spaß an der Arbeit habe (85,83 Prozent Zustimmung)
- Weil sich an den Arbeitsabläufen nichts ändern würde (82,01 Prozent Zustimmung)
- Weil ich beruflich nicht vorankommen würde (34,19 Prozent Zustimmung)
- Weil ich es mir finanziell nicht leisten könnte (51,16 Prozent Zustimmung)
- Weil meine Arbeit nicht einfach einen Tag ruhen kann (68,94 Prozent Zustimmung)
Diese Umfrageergebnisse spiegeln die Arbeitsmoral der deutschen Gesellschaft – getrimmt auf Leistung, beruflichen Erfolg als Statussymbol und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Gleichzeitig zeigt es aber auch Probleme in der Gesellschaft auf, die sich durch eine 4-Tage-Woche verstärken könnten: Teilweise können sich Mitarbeitende eine reduzierte Arbeitszeit bei reduziertem Gehalt nicht leisten. Dann bliebe nur noch die 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt.
Zwischen Erwartung und Realität liegen jedoch große Unterschiede. Ein Pilotprojekt aus Großbritannien beweist, dass Menschen, die einmal die 4-Tage-Woche ausprobiert haben, nicht mehr zur 5-Tage-Woche zurückwollen. 96 Prozent der Teilnehmenden am Projekt wünschen sich, im 4-Tage-Rhythmus weiterzuarbeiten. Auf die Frage, wie viel mehr Geld ein neuer Arbeitgeber ihnen zahlen müsste, damit sie in eine 5-Tage-Woche zurückkehren, antworten 40 Prozent der Befragten 10 bis 25 Prozent. 29 Prozent fordern sogar ein Gehaltsplus von 29 bis 50 Prozent.

Was müssen Unternehmen bei Einführung der 4-Tage-Woche beachten?
Bislang gibt es in Deutschland keine Anzeichen dafür, dass die 4-Tage-Woche in naher Zukunft bundesweit die 5-Tage-Woche ersetzt. Ergo: Unternehmen, die eine 4-Tage-Woche in Teilen oder vollständig einführen möchten, müssen sich an geltendes Arbeitsrecht halten. Das ist zu beachten:
Arbeitstageregelungen
Arbeitszeiten sind im Arbeitsvertrag fest geregelt. Sollte sich ein Unternehmen entscheiden, fortan eine 4-Tage-Woche umzusetzen, dürfen sie dies nicht ohne Zustimmung der Mitarbeitenden tun. Arbeitszeiten in bestehenden Arbeitsverträgen lassen sich also nur bei beidseitiger Zustimmung ändern. Arbeitgeber dürfen die Arbeitszeit von fünf Tagen also nicht einfach auf vier Werktage umverteilen, wenn dies der Mitarbeitende nicht wünscht. Auch die Bestimmungen in Tarifverträgen zu den Arbeitszeiten von Mitarbeitenden sind arbeitgeberseitlich zu berücksichtigen.
Bei neuen Mitarbeitenden sieht die Rechtslage einfacher aus: Arbeitgeber nehmen hier die 4-Tage-Woche von Beginn an in den Vertrag auf. Möchte das Unternehmen einmal zur 5-Tage-Woche zurück, gilt hier aber das gleiche Spiel – Mitarbeitende müssen der Änderung zustimmen.
Arbeitszeitverteilung
In Deutschland darf die werktägliche Arbeitszeit von Arbeitnehmenden acht Stunden nicht überschreiten. Das schreibt § 3 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) vor. Dennoch ist es möglich, die 4-Tage-Woche durchzusetzen. Die maximale werktägliche Arbeitszeit liegt bei zehn Stunden. Diese müssten für eine 4-Tage-Woche bei gleicher Arbeitszeit voll ausgeschöpft werden.
Daraus resultieren inflexible und starre Arbeitszeiten. Zu früh oder zu spät dürfen die Arbeitszeiten nicht sein, andernfalls fallen Früh- und Spätschichtzuschläge auf die Löhne an. Zudem dürfen die eigenen Mitarbeitenden keine Minute länger als die maximalen zehn Stunden arbeiten. Das ist schwer kontrollierbar. Überstunden sind nach diesem Modell überhaupt nicht mehr möglich – es sei denn, Mitarbeitende leisten sie an einem zusätzlichen Arbeitstag. Dann wird aus der 4-Tage-Woche bei Ausnahmen doch wieder eine 5-Tage-Woche.
Übrigens ist die 4-Tage-Woche in anderen Ländern auch mit Überstunden am gleichen Tag möglich. In Österreich liegt die maximale werktägliche Arbeitszeit beispielsweise bei 12 Stunden, in der Schweiz bei 14 Stunden.
Pausenzeiten regeln
Ruhezeiten müssen Arbeitgeber nicht nur zwischen Arbeitstagen einhalten (11 Stunden zwischen den Schichten, § 5 ArbZG). Auch am Arbeitstag sind Arbeitgeber verpflichtet, die gesetzlich festgelegten Pausenzeiten einzuhalten. § 4 Arbeitszeitgesetz definiert die Pausen wie folgt:
- 30 Minuten Pause pro Tag bei mehr als 6 und maximal 9 Stunden Arbeit
- 45 Minuten Pause pro Tag bei mehr als 9 Stunden Arbeit
Die erste Pause muss entsprechend des Gesetzes nach sechs Stunden Arbeit stattfinden. Alle weiteren Pausen müssen mindestens 15 Minuten umfassen. Der Arbeitgeber ist frei darin, weitere Pausen optional zu erlauben.
Urlaubszeiten anpassen
Die Reduzierung der 5-Tage-Woche auf eine 4-Tage-Woche beeinflusst die Mindestanzahl an Urlaubstagen, die ein Unternehmen Arbeitnehmenden gewähren muss. Denn der Urlaubsanspruch basiert nicht auf der verrichteten Arbeitszeit, sondern auf den Arbeitstagen. So minimiert sich bei einer 4-Tage-Woche der Mindestanspruch an Urlaubstagen von 20 auf 16 im Jahr. Arbeitgebern steht es frei, Mitarbeitenden weiterhin die gleiche Anzahl an Urlaubstagen wie zuvor zu gewähren. Anspruch haben Mitarbeitende aber nicht.
[9] https://www.personio.de/hr-lexikon/urlaubsanspruch-bei-teilzeit/
Fazit: 4-Tage-Woche als klarer Wettbewerbsvorteil
Pilotprojekte auf der ganzen Welt zeigen, was mit der 4-Tage-Woche möglich ist. Sie verspricht ganz neue Freiheiten für Mitarbeitende. Dadurch sind sie weniger gestresst und mental wie körperlich gesünder. Kein Wunder, steigen jene Unternehmen an Attraktivität, die eben dieses Modell umsetzen. Dass die 4-Tage-Woche baldiger Standard in Deutschland sein wird, ist jedoch nicht zu erwarten. Für einzelne Unternehmen kann dies ein großer Wettbewerbsvorteil sein, um Fachkräfte im Haus zu binden und für den eigenen Betrieb zu gewinnen. Denn die deutschen Angestellten sind definitiv bereit für das Arbeitsmodell. Unternehmen können hier als Pionier vorausgehen und die Pfeiler der Zukunft im Sinne von New Work setzen.
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