irtual Reality erhält Einzug in das Personalmarketing. Wir zeigen Praxisbeispiele und stellen die Techniken vor.
Videos wurden schon immer gerne im Personalmarketing eingesetzt: Zufriedene Mitarbeiter wurden interviewt und Bewerber konnten dank des "Bewegtbildes" einen ersten Rundgang durch das Unternehmen des künftigen Arbeitgebers wagen. Videoclips waren deswegen stets ein beliebter Hingucker auf eher textlastigen Karriereseiten. Technikinnovationen versprechen nun völlig neue Möglichkeiten, um bei Bewerbern das Interesse am Unternehmen zu wecken. Die Rede ist von "VR" – der Virtual Reality. Dank der neuen Technik sollen Bewerbungsgespräche künftig auch per 3D-Brille möglich sein – Personalleiter und Kandidat müssen dazu noch nicht einmal in einem Raum sitzen. Doch das ist nur eine Möglichkeit von vielen. Zahlreiche Unternehmen glauben jetzt schon daran, dass die VR-Technik in den nächsten Jahren das Personalrecruiting revolutionieren wird. Doch was taugt die Technik wirklich? Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, was VR ist und wie sie die Technik für das Personalmarketing Ihres Unternehmens einsetzen können.
Was ist Virtual Reality?
Viele sehen in der VR-Technik eine neue Form des Videos, andere eine Weiterentwicklung des Computerspiels. Doch tatsächlich ist es ein neues Medium, das es zuvor noch nicht gegeben hat. Es handelt sich dabei um virtuelle Welten, die mit Hilfe von Computertechnik erstellt werden. Der Nutzer wird – anders als bei Videos und Spielen - in die Lage versetzt, Teil der virtuellen Welt zu werden, sich in dieser zu bewegen und verschiedene Aktionen auszuführen. Mit herkömmlichen Heim-PCs ist der Eintritt in diese "neue Welt" allerdings nur beschränkt möglich. Notwendig dafür sind neuartige Geräte, wie zum Beispiel Brillen, Helme oder Bildschirme, die am Kopf befestigt werden. Auch Handschuhe werden Teil dieser Technik sein. Das Besondere an VR ist deren Sensortechnik: Diese misst Bewegungen und befähigt damit den Nutzer, sich frei in der virtuellen Welt bewegen zu können. Sinneseindrücke wie Riechen oder Fühlen sollen damit auch möglich sein. VR-Technik macht es nun erstmals möglich, Orte nicht nur in 2D, sondern auch in 3D sehen und außerdem erleben zu können. Somit lassen sich Orte besuchen, die man zuvor noch nicht gesehen hat. Diese Möglichkeit soll künftig auch im Personalmarketing genutzt werden.
Wie kann Virtual Reality im Personalmarketing eingesetzt werden?
Die Einsatzmöglichkeiten der VR-Technik im Personalmarketing sind vielfältig. Zumindest jetzt ist Virtual Reality noch etwas, das Unternehmen von der Konkurrenz abheben kann – denn es ist völlig neu und viele Dinge sind noch nicht erforscht. Unternehmen sind zwar von der Technik und dem positiven Nutzen für das Recruiting überzeugt, wissen allerdings noch nicht, wie sie VR geeignet einsetzen sollten. Wer die Technik jetzt schon nutzt – sei es in Form von Videos auf der Karriereseite oder als Blickfang auf Messen – hebt sich ohne Frage vom Einheitsbrei aus Social-Media und Werbebroschüren ab.
VR-Technik kann dabei helfen, das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren und wirkt sich somit positiv auf die Arbeitgebermarke aus. Bewerbern ist es dank der neuen Technik möglich, das Unternehmen zu besuchen, ohne dabei tatsächlich vor Ort zu sein. Sie können sich in einer 3D-Ansicht durch das Firmengebäude bewegen und dort auch mit den zukünftigen Kollegen sprechen. Neben den Büroräumen und der Produktion lässt sich ebenfalls ein Blick in die Betriebskantine werfen. Anders als beim gewöhnlichen Besuch der Karriereseite hat der Bewerber somit die Möglichkeit, das Unternehmen zu "erleben" – das kann bereits eine erste Bindung mit dem Arbeitgeber aufbauen und den Recruitingerfolg begünstigen. Zuvor haben Betriebe Unternehmensbesichtigungen organisiert, um Interessenten einen Einblick ins Unternehmen zu ermöglichen. Allerdings sind diese meist mit einem großen Zeit- und Kostenaufwand verbunden. VR-Technik kann das nun wesentlich vereinfachen: Besichtigungen sind zukünftig so auch von Zuhause oder vom Messestand aus möglich.
Bewerber können nicht nur die Unternehmensräume besichtigen, sondern auch in verschiedene Berufe hineinschnuppern – etwas, was zuvor fast gar nicht möglich war. Auf diese Weise kann ein viel authentischeres Bild des Berufs vermittelt werden. Das lässt verschiedene Berufe viel attraktiver erscheinen als ein Video oder Beschreibungstext. Aber auch alle im Anschluss folgenden Prozesse können revolutioniert werden: Zum Vorstellungsgespräch müsste der Bewerber so noch nicht einmal ins Unternehmen kommen, sondern könnte von der Couch aus daran teilnehmen – vorausgesetzt, dass sich der Personalbeauftragte und der Kandidat über eine 3D-Brille in einem virtuellen Raum treffen.
Das Potenzial für den Einsatz der VR-Technik im Rahmen des Personalmarketings ist somit sehr groß. Es bieten sich ebenso Möglichkeiten für den Einsatz in anderen Personalprozessen, beispielsweise in der Weiterbildung: Mitarbeiter können von jedem Ort aus an Schulungen teilnehmen und neue Vorgänge lassen sich in einem virtuellen Szenario simulieren – neues Wissen könnte somit direkt in der Praxis angewendet werden.
Welche Unternehmen setzen bereits VR-Technik ein?
Der Energieanbieter EnBW war eines der ersten Unternehmen in Deutschland, das VR-Technik im Rahmen des Personalmarketings eingesetzt hat. Dazu hat es in den Ausbildungsräumen des Unternehmens 360-Grad-Videos aufgenommen und auf der Unternehmenswebseite präsentiert. Nutzern war es dadurch möglich, einigen Auszubildenden bei der Arbeit über die Schultern zu schauen und sich dabei im Raum zu drehen.
Auch die Deutsche Bahn hat im Jahr 2015 erstmals VR-Technik auf einem Messestand eingesetzt. Besucher konnten an dem Stand mit einer VR-Brille in drei verschiedene Berufe der Deutschen Bahn hineinschnuppern. Über Leinwand und Lautsprecher konnten andere Nutzer mitverfolgen, was gerade unter der VR-Brille zu sehen war. Der Einsatz der neuen Technik hat sich für die Deutsche Bahn gelohnt, denn viele Besucher waren von dem Messestand der Deutschen Bahn begeistert.
Wer sollte Virtual Reality nutzen?
Aktuell ist VR-Technik noch etwas Neues, das bislang nur wenige Unternehmen in Deutschland eingesetzt haben – gerade im Personalmarketing. Da die Technik noch in den Kinderfüßen steckt, konnten Unternehmen diese nur für recht einfache 360-Grad-Videos in mittelmäßiger Qualität nutzen. In den nächsten Jahren ist mit weiteren Innovationen in diesem Bereich zu rechnen. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass immer mehr Unternehmen Virtual Reality im Personalmarketing nutzen werden. Unternehmen, die mit der Technik noch auffallen möchten, sollten diese deswegen jetzt schon zum Einsatz bringen. Gerade Unternehmen mit Berufen, die recht unbekannt sind oder für die sich nur schwer Auszubildende finden lassen, können durch den Einsatz von VR-Technik profitieren. Das Arbeitsumfeld und die beruflichen Tätigkeiten können dadurch authentisch dargestellt werden – Vorurteile gegenüber diesen Berufen lassen sich damit abbauen.
Welchen Herausforderungen stehen Personaler gegenüber?
Personalabteilungen gelten eher als konservativ, doch viele sind schon von dem Nutzen der VR-Technik für das Personalmarketing überzeugt. Derzeit sind es vor allen Dingen Faktoren wie hohe Kosten und fehlendes Know-how, die von einem Einsatz abhalten. Die derzeit auf dem Markt erhältliche Technik ist noch nicht ausgereift und zudem kostenintensiv. In den nächsten Jahren werden sich die Preise aber nach unten anpassen. Bis jetzt besitzen nur wenige Haushalte VR-taugliche Geräte – viele der in diesem Artikel beschriebenen Möglichkeiten sind also erst in Zukunft möglich. Unternehmen bleibt zunächst nichts anderes übrig, sich auf 360-Grad-Videos im Internet oder auf Messen zu stützen. Wird zudem ein VR-Video in den Betriebsräumen aufgenommen, sind bestimmte Vorkehrungen zu treffen: Alle Personen, die im Video zu sehen sind, sollten zuvor um Erlaubnis gefragt werden. Außerdem sollten vertrauliche Dokumente im Voraus aus dem Bild entfernt werden.
Nicht nur ein Trend
Virtual Reality scheint nicht nur der neue Trend im Produktmarketing, sondern auch im Personalmarketing zu sein. Der interaktive 3D-Rundgang am zukünftigen Arbeitsplatz ist für Bewerber auf jeden Fall etwas Neues und macht den Arbeitgeber für diesen interessant. Wer zu den ersten Unternehmen gehören möchte, die diese Technik einsetzen, sollte jetzt schon in diese investieren und sich dabei nicht vor den hohen Kosten scheuen – denn in einigen Jahren wird die Technik bereits nichts Neues mehr sein. Viele junge Absolventen können schon nicht mehr über die alten Wege des Personalmarketings begeistert werden. VR-Technik kann in diesem Sinne ein frischer Ansatz sein. Gerade Berufe, die immer weniger Bewerber anziehen, können deswegen von einem Einsatz profitieren