Lange wurde gearbeitet. Nun ist die App endlich online. Genau richtig zur neuen „Ausbildungssaison“ geht MeineStadt mit TalenetHero an den Start. Doch was kann die App und haben wir hier das nächste große Ding im Ausbildungsmarketing? Ein Test.
Die Ausgangslage
Der Bewerbungsprozess für Jugendliche ist – gelinde gesagt – in vielen Fällen einfach Mist. E-Mail-Bewerbungen sollte jedes Unternehmen bisher eingeführt haben. Karriere-Portale haben die Großen auch schon. Und mancher Mittelständler macht es leider immer noch per Post.
In der Schule ist das Thema „Digitale Bewerbung“ noch immer nicht in allen Bundesländern fest im Lehrplan verankert. Dafür wird weiter fleißig die analoge Bewerbung mit Bewerbungsmappe und dem ganzen Zeug gelehrt. Nicht zeitgemäß und vor allem enorm an der Generation vorbei.
TalentHero möchte diesen Prozess deutlich vereinfachen. Über 25.000 Lehrstellen bietet die App aktuell und das USP ist ganz klar der einfache Bewerbungsvorgang. Doch fangen wir beim Start an.
TalentHero – Basisdaten
Die App steht für IOS und Android zur Verfügung. In IOS braucht sie rund 45 Mb Speicherplatz. Im Play Store werden gerade einmal rund 10 Mb notwendig. Schmal und kompakt. Das gefällt auch der Zielgruppe. Wir testen unter IOS – also geht es damit hier weiter.
Beim ersten Öffnen stellen wir fest: Die App ist schnell. Sehr schnell sogar. Im Gegensatz zu anderen Ausbildungsapp gibt es kein nerviges Vorladen oder Puffern. Nach einer kurzen Einführung geht es sofort los. Das Menü ist schön übersichtlich und aufgeräumt. Selbst unsere jungen Tester kamen sofort und ohne Probleme damit klar.
Die App greift auf den aktuellen Standort zu und die Nachfrage nach Push-Mitteilungen verspricht hoffentlich eine Reminder-Funktion oder eine Update-Funktion bei neuen Lehrstellen, die zu meinem Profil passen.
Wir starten den Check und stellen den ersten kleinen Mangel fest. Die Idee der Odee der Buubles ist kurzweilig und nett, jedoch verliert man hier gern mal die Übersicht fürs Wesentliche. Die Gefahr einfach mal etwas auszuwählen ist relativ groß. Wir wählen – passend zu Personalmarketing-Typen – die Kategorien „Kreativ % Künstlerisch“ und werden anschließend erschlagen mit möglichen Keywords. Too much, sorry @meineStadt. Hier hätte eine andere Darstellung (Liste oder Balken) deutlich für Ordnung gesorgt.
Passend für unseren Bereich wählen wir „kreativ sein“, „Kunden beraten“, „Menschen helfen“ und natürlich „Werbung & Medien“. Ganz großartig ist Liveanzeige der freien Lehrstellen in unserer Region. Simpel, sinnvoll und absolut zielführend. Ein großes Lob!
Mit dem Klick auf „Fertig“ kommen wir wieder auf die Kategorien-Seite. Hier könnten wir jetzt noch weitere Bereiche auswählen, um das Profil zu schärfen oder zu verwässern. Wir klicken stattdessen auf „Fertig“ und sehen sofort die angebotenen Lehrstellen unserer Region. Was sofort auffällt ist die Einbindung der Stellen der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit. Vermutet haben wir es ja. Bestätigt ist es jetzt. Interessant wäre zu wissen, wie viele der 25.000 Stellen von der Agentur für Arbeit kommen und welche direkt von MeineStadt. Eine wichtige Entscheidungsgrundlage für werbende Kunden. Um so mehr Stellen von der Agentur für Arbeit stammen, um so uninteressanter für Werbekunden. In unserem konkreten Fall sind 16 der 17 Stellen aus der Jobbörse.
Stellensuche
Wir blicken jedoch erst einmal auf die eine Stelle, welche uns von MeineStadt bereitgestellt wird. Ausbaufacharbeiter. Nun, was das nun mit unserem oben genannten Profil zutun hat können wir uns kaum erklären. bekannterweise handelt es sich dabei um einen Handwerksberuf. Das hätten wir beim Profil „kreativ arbeiten“, „Werbung & Medien“ etc. nicht erwartet. Hier stimmt der Algorithmus leider noch nicht. Wir ignorieren das aber erst einmal, da das unsere einzige Stelle ist.
Unter dem Button „Bewerben“ verbirgt sich nämlich die eigentliche Macht der App. Der Bewerbungsprozess ist denkbar einfach und unkompliziert. Zuerst müssen wir unser Profil anlegen, damit wir unser auf Stellen bewerben können. Es werden grundlegende Daten zur Person wie Name, Geburtsdatum etc. abgefragt. Anschließend geht es um die Schulbildung und den Lebenslauf. Schön einfach gehalten ist die Eingabe der Daten. Kein schnödes Eintragen von unendlich vielen Zahlen. Sondern kurz und kompakt.
Anschließend können wir noch Zeugnisse, Praktika-Berichte oder auch Empfehlungsschreiben hochladen. Die Kamera fotografiert das Dokument und es wird alles übersichtlich einsortiert. Bei MeineStadt gehen wir auch davon aus, dass am Datenschutz nicht gespart wurde. Der letzte Schritt sind die Interessen. Hier wählen wir mal ein paar passende Interessen aus und sind gespannt, was das wohl für Auswirkungen haben wird.
Bewerbung
Eine wirkliche Bewerbung senden wir natürlich nicht ab. Wir wollen ja niemanden verschrecken. Wir haben uns aber mal die Unterlagen zusenden lassen, um zu sehen, wie es letztlich aussieht. Der Arbeitgeber erhält ein richtiges durchgestyltes Bewerbungs-PDF mit all unseren Informationen. Spannend wäre zu wissen, ob diese PDF auch von gängigen Bewerbungsmanagement-Tools gelesen und bewertet werden kann. Die PDF beinhaltet unser Profil, die Daten, eine kurze Motivation zur Stelle und unsere Dokumente. Mehr muss der Arbeitgeber auch gar nicht wissen. Schließlich bewerben sich ja Schüler – keine Arbeitgeber mit 20 Jahren Berufserfahrung.
Leider müssen wir beim Thema Bewerbung einen der größten Minuspunkte verteilen. Eine Textwüste ohne Formatierung und Abhebungen. Kein Mensch möchte sich das Durchlesen. Hier muss unbedingt optimiert werden, da sonst die Jugendlichen ganz schnell abspringen.
Für Unternehmen & Fazit
MeineStadt hält sich aktuell noch etwas bedeckt was Preise und Rahmendaten angeht. Schade, denn eigentlich ist das der interessanteste Teil für unsere Leser. Klar ist, dass man Stellenanzeigen schalten kann. Auch ein Arbeitgeberprofil für das Employer Branding wird möglich sein. Darüber hinaus gibt es aber noch keine Informationen. Gern mehr, wird sind interessiert.
Insgesamt macht die App einen guten ersten Eindruck. Mit einer Schulnote 2- muss MeineStadt sich im Moment zufriedengeben. Der Algorithmus muss optimiert werden, die Anzeigen besser formatiert und die Übermacht der Agentur für Arbeit wirkt auf Jugendliche eher abschreckend. Die Idee der mobilen Bewerbung ist toll und wirklich gut durchdacht. Die Verwaltung der Dokumente ist einfach, schnell und sinnvoll. Der Interessentest ist – nun ja – etwas lieblos aber sicherlich wirkungsvoll. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Jungs und Mädls von MeineStadt richtig gute Arbeit geleistet haben und mit Sicherheit die „Kinderkrankheiten“ optimieren werden. Also, Ausbildung.de, Azubiyo und Azubi.de: Zieht euch warm an. Hier ist eine Mannschaft am Start, die euch echt das Wasser reichen kann.