Veränderungen wie die Digitalisierung, Automatisierung, Green Economy und der demografische Wandel führen zu einem Wandel der Anforderungen an moderne Arbeitswelten. Das Weltwirtschaftsforum prognostiziert, dass für rund 50 Prozent der Beschäftigten ein Reskilling in den nächsten fünf Jahren erforderlich ist. Eine Studie des McKinsey Global Institutes geht ferner davon aus, dass 6,5 Millionen Beschäftigte in Deutschland bis 2030 neue Qualifikationen benötigen.
Einst erlernte Fähigkeiten reichen auch nicht aus, wenn Talente ihren Arbeitsplatz für immer behalten oder Unternehmen am Status quo festhalten. Verändert sich die Arbeitswelt, tun es auch die Jobprofile. Einige Jobs, das zeigen bereits erste Hochrechnungen, sind zukünftig obsolet. Sowohl für Unternehmen als auch Talente bedeutet dies lebenslanges Lernen. Hier kommt Reskilling ins Spiel.
Was ist Reskilling und warum reicht Upskilling nicht mehr aus?
Typische Upskilling-Angebote wie Weiterbildungen, Zusatzqualifikationen oder Vertiefungsseminare reichen nicht mehr aus, um Qualifikationslücken zu schließen. „Wissen ist Macht“ gilt in jedem Lebensbereich und in Zeiten des Fachkräftemangels umso mehr, um die Existenz eines Unternehmens zu sichern. Reskilling meint in diesem Zuge die Umschulung der eigenen Mitarbeitenden. Statt an vorhandene Kompetenzen anzuknüpfen, erlernen Talente ganz neue Kompetenzen – einige davon existierten zuvor nicht einmal. Reskilling ist als Personalentwicklungsmaßnahme zu verstehen, die ein Hebel für Agilität, Flexibilität und Innovationskraft ist.
Warum ist Reskilling für Unternehmen wie auch Mitarbeitende unverzichtbar?
Während eine Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium früher die Qualifikationen für ein ganzes Berufsleben stellte, müssen sowohl Talente als auch Unternehmen heute umdenken. Dreht sich die Welt schneller als je zuvor, müssen Unternehmen Investitionsbudgets allein für die Wissensvermittlung in Form von Reskilling bereitstellen. Doch die Investitionen lohnen sich. Unternehmen gehen laut Statistiken des Weltwirtschaftsforums davon aus, dass der Return on Investment binnen 6 bis 12 Monaten bereits bei 30 Prozent liegt.
Indirekt reduzieren Reskilling-Maßnahmen auch die Cost per Hire. Denn es sind keine neuen Talente nötig, um jede Wissenslücke zu schließen. Auch Beschäftigte fühlen sich so mehr wertgeschätzt. Ein Arbeitgeber, der Reskilling-Maßnahmen anbietet, zeigt die Wertschätzung gegenüber den eigenen Talenten im Unternehmen und weist auf zukunftsfähige Karrierewege hin. Das reduziert nicht nur Ausfallzeiten, um neue Talente zu suchen, es erhöht auch die Loyalität, die Mitarbeitende gegenüber dem eigenen Unternehmen empfinden. Für Millennials und Gen Z ist Reskilling übrigens ein Selbstverständnis. 93 Prozent von ihnen haben eine explizite Erwartungshaltung gegenüber ihren Vorgesetzten. Reskilling ist demnach für Talente kein Nice-to-have, sondern ein Must-have.
Das kommt Unternehmen jedoch zugute: Bieten sie aktiv Reskilling an, bleiben die Talente dem Unternehmen mit hoher Wahrscheinlichkeit länger treu, ergo: Das Wissen bleibt im Unternehmen.
Insgesamt sind dies die größten Motivatoren für Unternehmen, Reskilling und Upskilling anzugehen:
Welche Skills gewinnen zukünftig an Relevanz?
Da Umschulungen auch immer Budgetentscheidungen sind, stellen sich Personaler:innen unweigerlich die Frage, welche Fähigkeiten Priorität haben. Mit etwas Glück sind diese bereits im Unternehmen vorhanden. Das fördert den internen Wissensaustausch– beispielsweise mittels learning on the job.
Anders als vielleicht vermutet, handelt es sich bei den neu zu erlernenden Kompetenzen nicht immer um Hard Skills. Die größten Treiber für Veränderung sind Soft Skills. Das Weltwirtschaftsforum hat folgende Fähigkeiten definiert, die bis 2027 massiv an Bedeutung gewinnen:
- kreatives Denken
- analytisches Denken
- technologische Kompetenz
- Neugierde und lebenslanges Lernen
- Resilienz, Flexibilität und Agilität
- systematisches Denken
- künstliche Intelligenz und Big Data
- Motivation und Selbstwahrnehmung
- Talent Management
- Serviceorientierung und Kundenservice
Für Organisationen sind es zudem die Disziplinen Design, User Experience sowie Empathie und aktives Zuhören im Leadership, die zukunftsweisend sind. Für empathische Führung, Flexibilität oder auch Kreativität benötigt es allerdings Raum im Unternehmen. Reskilling ist somit keine einfache Strategie oder gar ein Budget-Faktor. Reskilling muss Teil der Unternehmenskultur sein. Nur so lassen sich erhaltene Fähigkeiten auch in der Praxis zugunsten des Unternehmens anwenden.