Public Affairs – ist das eine Form von Public Relations? Diese Frage stellen sich viele, die den Begriff zum ersten Mal hören. Die Antwort: Es geht zwar um Öffentlichkeitsarbeit, aber nicht gegenüber der Gesellschaft, sondern gegenüber der Politik und anderen Interessensgruppen. Das ist die Aufgabe einer Public Affairs Agentur. Sie bietet Lobbyismus als Dienstleistung an. Ein verruchtes Geschäft? Nein, ein hochseriöses.
Public Affairs – was ist das? Eine Begriffsdefinition
Public Affairs – dieser Begriff steht für den regelmäßigen Austausch einer Organisation mit ihren Stakeholdern. Das können Einzelpersonen oder Interessensgruppen sein:
- Politiker
- Beamte
- Kunden
- Lokale Gemeinschaften
- Aktionäre
- Handelsverbände
- Unternehmensgruppen
- Wohltätigkeitsorganisationen
- Gewerkschaften
In den meisten Fällen geht es im Bereich Public Affairs aber darum, Politiker und Gesetzgeber bei der Änderung oder Festlegung besserer Richtlinien und Gesetze aus Unternehmenssicht zu unterstützen. In diesem Fall liefern Public Affairs Agenturen politischen Entscheidungsträgern sachliche Informationen. Public Affairs hört auch noch auf einen anderen Namen: Lobbyismus.
Public Affairs – die positive Seite der Medaille
Innerhalb des Public Affairs Management können Unternehmen auf verschiedenen Wegen Einfluss auf Exekutive und Legislative nehmen. Möglich sind zum Beispiel schriftliche oder telefonische Korrespondenzen, Anhörungen, Vorlagen, Berichte oder Studie. Maßnahmen im Bereich Public Affairs können aber auch Streiks, Lieferboykotte oder Massenentlassungen sein, die dazu dienen, die öffentliche Hand unter Druck zu setzen. Das Public Affairs Management erfüllt eine wichtige Funktion in der Politik und in der Gesellschaft. Es macht die Ansichten bestimmter Interessengruppen aus der Wirtschaft gegenüber politischen Entscheidungsträgern transparent, was im besten Fall zu einer besseren und faireren Gesetzgebung beiträgt.
Was macht eine Public Affairs Agentur?
Die Beziehungen zwischen Politikern und Unternehmern bestehen schon immer und sind ein Muss, denn Politik und Wirtschaft müssen Hand in Hand gehen, statt sich gegenseitig auszubremsen. Umso wichtiger ist ein konstanter Austausch, so wie ihn auch Gewerkschaften oder Nichtregierungsorganisationen mit dem Gesetzgeber pflegen, um ihre Interessen zu vertreten. Dazu müssen auch Firmen in der Lage sein.
Allerdings hat Lobbyarbeit immer einen gewissen Beigeschmack und wird oft mit Bestechungsversuchen und betrügerischen Handlungen gleichgesetzt. Tatsächlich ist das Geschäft in der Vergangenheit stark in Verruf geraten. Immer wieder kamen Schwarzgeld- und Betrugsaffären ans Licht. Das hat der Branche geschadet.
Umso wichtiger ist es, dass im Public Affairs Management klare Standards gelten. Dafür sorgt eine Public Affairs Agentur. Sie ist der Ansprechpartner für die strategische und nicht korrupte Kommunikation zwischen Unternehmen und deren Stakeholder-Gruppen. Sie sorgt dafür, dass nicht Gelder zur Bestechung fließen, sondern nur sachdienliche Informationen.
Lobbying also als Dienstleistung
Eine Public Affairs Agentur bietet Lobbying also als Dienstleistung an. In Deutschland wächst der Markt kontinuierlich. Aus gutem Grund: Megatrends wie die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung verändern das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik ständig. Märkte wandeln sich immer schneller. Gleichzeitig ist ihre Stabilität mehr denn je durch plötzliche politische Wechsel oder unvorhergesehene globale Dynamiken bedroht. Man denke nur an die fortwährende Androhung von Strafzöllen von US-Präsident Trump und deren potenziell verheerende Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Preise könnten in die Höhe schnellen und Verkaufszahlen stagnieren.
Darum wird es für Unternehmen immer wichtiger, möglichst flexibel auf neue Themen und Probleme reagieren zu können und darauf vorbereitet zu sein. Dazu muss eine stete Beziehung zu den relevanten Dialogpartnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufgebaut und unterhalten werden. Diese muss gepflegt werden, um im Zweifel kurzfristig die Interessen eines Unternehmens zum Beispiel im politischen Kontext vertreten zu können. Das ist Aufgabe einer Public Affairs Agentur.
Wie arbeitet eine Public Affairs Agentur?
Die Arbeit von Public-Affairs-Beratern muss man sich aber nicht dahingehend vorstellen, dass diese die Politiker im Bundestag auf den Gängen aufspüren und abfangen, um mit ihnen zu reden oder zu verhandeln. Im Gegenteil gehen Public-Affairs-Berater in ihrem Job bei weitem nicht so impulsiv vor, sondern nüchtern und strategisch.
Zu ihrem täglichen Brot gehört es zum Beispiel, sich konstant mit der aktuellen Gesetzeslage auseinanderzusetzen und die Bedeutung potentieller Beschlüsse für ein Unternehmen zu analysieren. Welche Auswirkungen hätte diese auf dessen Wirtschaftlichkeit? Insofern ist die Arbeit in einer Public Affairs Agentur hochpolitisch.
Wer beauftragt eine Public Affairs Agentur?
Public-Affairs-Berater analysieren, wer welche Positionen vertritt und entwickeln eine Kommunikations-Strategie für ihre Kunden, um deren Interessen bestmöglich zu vertreten. Zu den Kunden der Agenturen zählen oft mittelständische Unternehmen, die sich keine eigene Public-Affairs-Abteilung leisten können. Häufig sind aber auch Unternehmen Klienten einer Public Affairs Agentur, die sich von ihren Verbänden nicht angemessen fühlen. Sie suchen den direkten Draht zu wichtigen Entscheidungsträgern.
Die Aufgaben einer Public Affairs Agentur im Überblick:
- Eine Public Affairs Agentur untersucht politische und gesellschaftliche Einflussfaktoren auf das Geschäftsfeld des Auftraggebers.
- Eine Public Affairs Agentur stellt kontinuierliche Beobachtung und Analysen der politischen Debatten und Gesetzgebungsinitiativen in Land, Bund und der EU an.
- Eine Public Affairs Agentur entwickelt eine Kommunikationsstrategie zur Wahrung der Interessen des Auftraggebers.
- Eine Public Affairs Agentur betreibt Beziehungspflege zu wichtigen Entscheidungsträgern: Wahlkreisabgeordnete, Fachpolitiker und Ministerien.
- Eine Public Affairs Agentur steuert und baut externe Beziehungen eines Unternehmens zu Verbänden und Institutionen auf.
- Eine Public Affairs Agentur ist Ansprechpartner für Lobbying: Darunter ist das Mitgestalten der politischen Diskussion durch öffentliche Statements, durch die Teilnahme an politischen Konsultationen oder durch das direkte Gespräch mit Entscheidungsträgern und durch die Teilnahme an Anhörungen zu verstehen.
Welche Bedeutung hat eine Public Affairs Agentur?
Fazit: Allein der Begriff Lobbyismus weckt Assoziationen an schmierige Absprachen und schwarze Geldkoffer, die im Hinterzimmer einer Spelunke den Besitzer wechseln. Doch das ist seriöses Public Affairs Management, das von einer spezialisierten Agentur betrieben wird, gerade nicht. Besonders im Employer Branding kann eine solche Agentur viele Vorteile bringen. Sei es die Ansprache von passiven Kandidaten durch gutes Content Marketing oder eben die Eigenvermarktung als Arbeitgeber.
Oberste Priorität hat, Unternehmen mit politischen, gesellschaftlichen oder privatwirtschaftlichen Organen direkt oder im übertragenen Sinne an den runden Tisch zu bringen und einen gemeinsamen Diskurs anzustoßen. Ziel ist es, den Austausch zu fördern und wichtige Impulse aus Unternehmersicht zum Beispiel in der Politik zu platzieren und umgekehrt. Das Public Affairs Management zielt also darauf ab, ein gegenseitiges Verständnis zu erzielen und der Politik wesentliche Einblicke in die Themen aus der Wirtschaft geben, auf die diese mit den entsprechenden Weichenstellungen und Beschlüssen reagieren kann. Im besten Fall zum Wohle aller. Eine Public Affairs Agentur ist der Durchlauferhitzer, der für einen konstanten Dialog zwischen Wirtschaft und Politik sorgt.