Kein Personaler will es, trotzdem muss es manchmal sein. Wenn es im Unternehmen brennt, sind es die Personalkosten, als flexible Kosten, an denen oft zuerst geschraubt wird. Entlassungen sollten trotzdem das letzte Mittel sein. Das ist besser für Unternehmen, Belegschaft und Arbeitsklima. Welche Maßnahmen gibt es also sonst?
Überstunden abbauen
Der Klassiker der Personalkostenkürzung: Sollten im Verlauf des Jahres Überstunden angefallen sein, ist in schwierigen Unternehmenslagen der richtige Zeitpunkt diese abzubauen. Je nach Vertragsgrundlage haben Arbeitnehmer Anspruch auf die Vergütung von Überstunden. Dafür muss der Arbeitgeber Rücklagen bereithalten. Von daher ist in der Regel der erste Schritt in Krisenzeiten, die anfallenden Rückstellungen durch den Abbau loszuwerden. Dazu kann in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vorübergehend die Abgeltung durch Freizeitausgleich angeordnet werden.
Einsparpotenziale durch Betriebsurlaub
Eine drastischere Maßnahme ist die vorübergehende Anordnung von Betriebsferien. So kann eine Auftragsflaute mit der kurzzeitigen Schließung des Betriebs oder Abteilungen umgangen werden. Das Personal verzichtet in der Zeit auf Lohn und Gehalt, kann aber nach der Übergangszeit wieder weiterarbeiten. Wichtig ist dies im Wissen der Belegschaft zu tun und langfristig anzukündigen.
Freiwillige Leistungen
Wer ein Job-Ticket bezahlt, Kinderbetreuung anbietet oder Essenszuschüsse anbietet, erhöht seine Personalkosten. Hier kann durch Ansetzen des Rotstifts bei den monatlichen Ausgaben gespart werden. Dennoch sollte die Kommunikation der Kürzungen klar vermittelt werden. Transparenz sorgt dafür, dass die Belegschaft sich involviert fühlt und die Kürzungen wirken nicht zu stark auf die Arbeitskultur. Vermeiden sollte man, dass der eigene Employer Brand darunter leidet. Die Abteilung HR Marketing sollte Facebook, KUNUNU und Co unter Beobachtung halten. Ein Newsletter an die Mitarbeiter hilft als Ankündigung und ist eine gute Möglichkeit zum internen Employer Branding.
Flexible Arbeitszeiten
Was in modernen Unternehmen zunehmend gang und gäbe ist, zahlt sich in Krisenzeiten für den Arbeitgeber aus. Vereinbarte minimale und maximale Arbeitszeiten können, entsprechend einer Auftragsflaute, ausgereizt werden. Dies gilt es, natürlich präventiv schon bei Vertragsabschluss zu vereinbaren. Der Einsatz von Aushilfskräften ohne Vollbeschäftigung, zum Beispiel Studenten, die auf Abruf arbeiten, bietet Arbeitgebern ein Quantum Flexibilität. Hier kann eine Mindestarbeitszeit beschlossen werden, die jedoch, wenn es notwendig ist, um 25 Prozent überschritten werden darf. Zudem sind auch Gehalts- und Sozialkosten bei Aushilfskräften geringer.
Gehaltsverzicht der Mitarbeiter
Im Falle einer sehr starken Unternehmensidentifikation und einer hohen Solidarität mit dem Arbeitgeber kann die Belegschaft ihrem Betrieb durch einen freiwilligen Gehaltsverzicht Luft verschaffen. Dies verlangt selbstverständlich eine hohe Opferbereitschaft, die im Einzelfall jedoch zum Erhalt des Arbeitsplatzes beitragen kann.
Personalkosten senken durch Outsourcing
Manche Aufgaben können externe Dienstleister tatsächlich günstiger erledigen. Der finanzielle Aufwand der Festanstellung eines Systemadministrators kann von externen Anbietern unterboten werden. Dies ist natürlich an den Aufwand gebunden. Die Rechnung geht meist nur auf, wenn der Stundensatz des Dienstleisters keine 40 Stunden in der Woche bezahlt werden muss. Hier gilt es bei sensiblen Stellen Themen wie Datenschutz zu beachten.
Kurzarbeit
Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Unternehmen Kurzarbeit beantragen. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt dann Leistungen, um einen Teil des Lohnausfalls zu ersetzen. Wichtig ist, dass Kurzarbeit nicht einseitig seitens des Arbeitgebers einführbar ist. Das heißt, selbst wenn sich nur eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter gegen die Kurzarbeit ausspricht, kann diese nicht eingeführt werden. Dasselbe gilt selbstverständlich auch, wenn sich nicht mit dem Betriebsrat zu der Maßnahme geeinigt wird.
Änderungskündigungen
Sollte die Lage wirklich eng werden und die anderen Maßnahmen nicht dazu führen, das Unternehmen ans sichere Ufer zu steuern, gibt es immer noch die Änderungskündigung. Damit ist eine einvernehmliche Gehaltskürzung gemeint. So kann sich mit dem Arbeitnehmer darauf geeinigt werden, das vertragliche Arbeitsentgelt zu kürzen.
Förderung der Mitarbeitermotivation und Arbeitszufriedenheit
Kein Witz, die Mitarbeitermotivation kostet Geld. Natürlich ist dies eine langfristige Maßnahme und sollte nicht erst eingesetzt werden, wenn es schon bergab geht im Unternehmen. Aber tatsächlich sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich mit den Zielen des Unternehmens identifizieren weniger krank und sind produktiver. Außerdem erhöht dies die Mitarbeiterbindung und verringert dementsprechend eine ständige Fluktuation, teure Neueinstellungen und die damit verbundenen kostenintensiven Bewerbungsprozess. Internes Employer Branding, also das Kommunizieren der Arbeitgebermarke nach innen, kann die Identifikation mit dem Unternehmen deutlich stärken.