Mobbing: Hinterrücks wird am Arbeitsplatz getratscht, getuschelt und gelästert. Das sind nur ein paar Formen, die Mobbing annehmen kann. Mobbing reicht bis zu sexuellen oder gewalttätigen Übergriffen. Das ist in erster Linie schlimm für die Betroffenen. In zweiter Linie aber auch für die Employer Brand des Arbeitgebers.
Mobbing: Weit verbreitet
Mobbing ist alles andere als ein Kavaliersdelikt und in Deutschland weiter verbreitet als so mancher Arbeitgeber wahrscheinlich denkt. Jeder dritte Erwachsene ist bereits Opfer von Mobbing-Attacken geworden. 57 Prozent der Fälle finden am Arbeitsplatz statt. Das ist das Ergebnis der Studie "Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen - die allgegenwärtige Gefahr“ des Bündnisses gegen Cybermobbing.
Viele Mobbing-Opfer sind ein Leben lang von den Folgen gezeichnet. Zu ihnen gehören:
- Ein Gefühl der Ohnmacht
- Ein Gefühl des Sich-Nicht-Angenommen-Fühlens
- Ein geringeres Selbstwertgefühl
- Selbstbeschuldigungen
- Isolation und Einsamkeitsgefühle
- Angst und Traurigkeit
- Depression
- Schlafstörungen und Alpträume
- Appetitlosigkeit
- Ess-Störungen
Die Folgen von Mobbing
Ebenfalls keine Seltenheit sind psychosomatische Beschwerden: Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen. Oft geht Mobbing einher mit vielen Fehlzeiten, einem Leistungsrückgang und in schlimmeren Fällen sogar mit Selbstmordgedanken bis hin zum Suizid.
Da die Fallzahlen steigen, steigen auch die mit Mobbing verbundenen Folgekosten, die zum Beispiel durch Krankheitsausfälle entstehen. Sie beliefen sich im vergangenen Jahr auf fast 5 Milliarden Euro, wie das des Bündnis gegen Cybermobbing mitteilt.
Vor allem Mobbing über das Internet hat stark zugenommen. Für Uwe Leest, Vorsitzender des Bündnisses, sind das alarmierende Werte. Die Fallzahlen seien seit der vergangenen Studie im Jahr 2014 noch einmal angestiegen, sagt er.
Die Ursachen sieht Leest vor allem darin, dass sich das negative Verhalten der ehemaligen Jugendlichen aus der "Generation Smartphone" im Erwachsenenalter fortsetzt. Sie attackieren ihre Mitmenschen online. Zudem gebe es in Deutschland zu wenig Möglichkeiten, Mobbing zu sanktionieren. Denn die aktuelle Gesetzeslage ist schwammig.
Wie wird Mobbing definiert?
Doch wie wird Mobbing eigentlich definiert? Wo enden kleine Frotzeleien im Berufsalltag und wo beginnt waschechtes Mobbing? Oft sind die Grenzen fließend, aber eine Definition des Bundesarbeitsgerichts gibt zumindest Anhaltspunkte, wann der Spaß endet und ein ernstzunehmender Straftatbestand anfängt, der juristisch geahndet werden kann.
Demzufolge ist unter Mobbing am Arbeitsplatz folgendes zu verstehen:
- Das systematische Anfeinden, Schikanieren und Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte.
- Sexuelle Belästigung
- Demütigungen
- Diskriminierungen
- Grundloses Herabwürdigen der Leistung
- Vernichtende Beurteilungen
- Isolation von der betrieblichen Kommunikation
- Anweisungen für ehrmindernde Arbeiten, denen vergleichbare Mitarbeiter nicht unterworfen sind
- Sachlich unbegründete Häufungen von Arbeitskontrollen
Woher kommt der Begriff „Mobbing“?
Die Bezeichnung „Mobbing“ stammt übrigens aus dem Englischen. „To mob“ bedeutet entsprechend:
- Anpöbeln
- Bedrängen
- Fertig machen
Doch welche Auslöser führen zu Mobbing im Büro? Experten bringen Mobbing vor allem mit einer schlechten Arbeitskultur oder einem verbesserungswürdigen Betriebsklima in Verbindung.
Auslöser können sein:
- Ein Mangel an Kommunikation: Durch die fehlende Kommunikation entstehen schnell Gerüchte. So kommen falsche Informationen in Umlauf, die zu Frontenbildung führen können.
- Fehlende oder falsche Führung: Mangelnde Führungskompetenz ist ein guter Nährboden für Mobbing. Gute Vorgesetzte haben in der Regel die Möglichkeit, Mobbingansätze zu unterbinden. Wer aber keine gute Führungsautorität besitzt, hat dem nichts entgegenzusetzen. Oder schlimmer noch: In vielen Fällen gehen Mobbing-Attacken sogar direkt vom Vorgesetzten aus.
- Arbeitsorganisatorische und strukturelle Ursachen: Mobbing entsteht tendenziell eher in Unternehmen, in denen die Angestellten überfordert oder manchmal auch unterfordert sind. Erstes schafft Stress und Hektik. Manche Mitarbeiter lassen diesen Druck bei ihren Kollegen ab. Sind Arbeitnehmer unterfordert, kann Mobbing eine Art „Zeitvertreib“ darstellen.
Warum entsteht Mobbing so häufig im Büro?
Dass Mobbing bevorzugt im Büro entsteht, ist alles andere als ein Zufall. Denn hier bilden Arbeitnehmer eine Art Zwangsgemeinschaft auf begrenztem Raum. Sie haben sich ihr Umfeld nicht ausgesucht und nicht immer herrscht rückhaltlose Sympathie untereinander.
Gerade in angespannten Situationen wie einem drohenden Stellenabbau durch Restrukturierungen kann es zu Rivalitäten oder zu offenen Feindschaften kommen.
Mobbing am Arbeitsplatz hat nicht nur Auswirkungen auf den betroffenen Arbeitnehmer. Realiter leidet das ganze Unternehmen und die interne und externe Employer Brand des Arbeitgebers kann erheblichen Schaden nehmen.
Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit
Intern hat Mobbing schon einmal erhebliche Auswirkung auf die Mitarbeiterzufriedenheit. Im Zweifel kommt es zu einer Bildung von regelrechten Gräben: Da gibt es die Kollegen, die auf der Seite des Opfers stehen. Andere halten zu dessen Peiniger. Hält der Zwist langfristig an, können sich tiefe Feindschaften innerhalb der Belegschaft bilden. Damit befindet sich das Arbeitsklima im Sturzflug.
Auch auf die externe Employer Brand hat Mobbing erhebliche Auswirkungen. Spricht sich die Kunde von dem nachhaltig miesen Klima im Betrieb unter Talenten herum, schreckt das potenzielle Bewerber ab. Dabei sind die Risiken im Social Media Zeitalter enorm hoch, dass entsprechende Informationen durchsickern. Gerade die Generationen Y und Z teilen mit ihrer Online-Community so ziemlich alles, was mehr oder weniger wissenswert ist.
Forderung nach Mobbingberatungsstellen
Doch was können Betroffene und Unternehmen tun? Das Bündnis gegen Cybermobbing fordert zum Beispiel flächendeckende Mobbingberatungsstellen, anonyme Hotlines und ein einheitliches Mobbinggesetz. „Die Täter müssen sehen, dass sie für ihre Verhalten sanktioniert werden können“, sagt Leest.
Auch Unternehmen können handeln. Zum Beispiel, indem sie starre Hierarchien oder ein zu konkurrenzorientiertes Klima aufweichen. Zudem müsse in der Firmenkultur mehr Zivilcourage entwickelt werden, fordert Daniel Süß, Professor für Medienpsychologie in Zürich. „Wir reden immer nur über die Täter und Opfer“, wird er in den Medien zitiert. Mindestens ebenso wichtig seien die Zeugen, die unbeteiligt dabei seien. Von ihnen würde sich Süß wünschen, beherzter einzugreifen.