Wer ernten will, der muss auch säen. Eine erfolgreiche „Bewerberernte“ beginnt bereits bei der Aufbereitung der Saat – der Stellenanzeige. Im Folgenden wird aufgezeigt, was eine kreative Stellenanzeige charakterisiert und wie sie aussehen kann.
Eine zielgruppenspezifische Ansprache, die sich in die Bedürfnisse und Erwartungen von Bewerbern hineinversetzt, ist unabdingbar, um die Aufmerksamkeit und Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Im Employer Branding und in der Unternehmenskommunikation spielen Stellenanzeigen eine enorme Rolle, denn sie präsentieren das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber in der Öffentlichkeit.
Personaler müssen in Zeiten des Fachkräftemangels viel Kreativität und Überzeugungskraft leisten, um geeignete Bewerber auf dem Arbeitsmarkt für sich zu gewinnen. Dennoch sind noch immer viele Stellenanzeigen mit typisch nichtssagenden Floskeln geschmückt. Dabei stellen sie den ersten gemeinsamen Berührungspunkt mit potentiellen Nachwuchskräften dar.
Was zeichnet eine gute kreative Stellenanzeige aus?
Eine klare, authentische, ehrliche Kommunikation und eine Portion Individualität sind der Schlüssel zum Erfolg. Hier kann zum Beispiel auch eine Mitarbeiterbefragung Abhilfe schaffen, die auf die Erwartungen und Führungsstilanforderungen des neu einzustellenden Chefs abzielt. Zudem benötigen junge Menschen Eyecatcher, die das Unternehmensinteresse steigern. Dies ist auch der Punkt, in dem Firmenlogo und Aufzählungszeichen inmitten der Textwüste nicht mehr genügen.
Grafisch gut erklärt
Grafische Elemente lockern auf, erhöhen das Interesse und ersetzen viele Worte um den heißen Brei. Das Finanz- und Vermögensunternehmen FiNUM macht sich dies zu Nutze und vermittelt in Ihrer Stellenanzeige eine klare Botschaft an ihre Bewerber. Das oftmals mit der Finanzbranche verbundene Vorurteil des Anzugträgers wird aus dem Weg geräumt. Das Unternehmen heißt Anzugträger, sowie Casuals gleichermaßen im Unternehmen willkommen, begegnet ihnen auf Augenhöhe und zeigt ihnen wann welche Kleidung angemessen ist.
Interaktive und audiovisuelle Elemente integrieren
Eine eigene Karriere-Website mit interessant aufbereiteten Inhalten wie z. B. virtuelle Rundgänge im Firmengebäude oder Darstellungen von Arbeitsplatz, Aufgabenbereich und Unternehmenskultur kann einen Einblick ins Unternehmen geben. Die Einbindung von z.B. Karriere- und Unternehmensvideos ergänzt den Informationsgehalt einer Stellenanzeige. Als Beispiel sei hier die VBZ Verkehrsbetriebe in Zürich angeführt, deren Anzeigen in einer One-Pager Website dargestellt werden. Neben einem Karrierevideo und einem interaktiven Fahrplan der die Unternehmensmehrwerte integriert, liegt die Ausschreibung eingebettet. Hinzu kann man seinen Arbeitsweg herausfinden und die Mitarbeiter werden über eine interaktive Uhr vorgestellt.
Mach`s konkret
Es ist sinnvoll Ausschreibungen zu konkretisieren, um den geeigneten Kandidaten zu finden und den Bewerberkreis zu verkleinern. Eine Agentur aus Freising sucht mit ihren Stellenanzeigen auf Facebook explizit nach Spezialisten für Influenzamarketing oder auch unter anderem nach Mamas. In diesem Fall spielt Influenzamarketing auf das englische Wort Influencer (Einflussnehmer) an und hat nichts mit einer Grippewelle zutun. Wortspiele sorgen vor allem bei der jungen Zielgruppe für ein entspanntes Auftreten des Unternehmens. Hier ist jedoch auch Vorsicht geboten, da sie auch nach hinten losgehen können.
Die Einstellungsvorrausetzung ein Kind zur Welt gebracht zu haben ist in diesem Fall ein großes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Arbeitgebern.
Authentisch amüsant - individuelle Einblicke erzeugen
Die Metzgerei Hack begann nach erfolgloser Nachwuchssuche und einer mangelnden Anzahl an Bewerbungen ihre Strategie zu ändern und außergewöhnliche Azubianzeigenwerbung auf Facebook zu schalten. Das traditionelle Metzgerhandwerk wird durch die Rekrutierungskampagne authentisch amüsant und in den eigenen Metzgereiräumen präsentiert. Durch Formulierungen, die auf die Kandidaten-Zielgruppe zugeschnitten sind, gewann die Anzeige schnell an Attraktivität und Aufmerksamkeit.
Seinen Azubis bietet das Unternehmen Zusatzleistungen wie z.B. ein iPhone 6 inklusive Flatrate während der gesamten Lehrzeit. Hinzu kommt eine Weiterbildungspauschale für persönliche Interessen, welche die Azubis in Sprach-, Koch- oder ähnliche Kurse investieren können. Speisen und Getränke werden außerdem während der Arbeitszeit gestellt. Das Unternehmen unterstützt seine öffentliche Bekanntheit zusätzlich durch einen eigenen 360° Ladenrundgang in Google Street View, eine Website mit seit 2005 eingetragener Domain, eine Facebook-Seite mit über 2000 Fans und eine gesponsorte Dorf-Kinder-Fußballmannschaft.
Wiedererkennungswert schaffen
Auch IKEA gestaltet witzige und kreative Stellenanzeigen bei der Mitarbeitersuche und macht gleichzeitig noch Werbung ganz im Sinne des Employer Brandings für seine Produkte. Über die gute Lesbarkeit kann man sich streiten, jedoch beschäftigt sich der Betrachter mit der Anzeige, da sie sich deutlich von der Masse abhebt und einen sofortigen Wiedererkennungswert des Unternehmens schafft. Die Anzeige spricht vor allem Bewerber an, die sich mit den IKEA Produkten identifizieren und eine hohe Motivation für die ausgeschriebene Tätigkeit aufbringen.
Sich selbst gut verkaufen – Vorteile integrieren
Nicht nur Humor und Wortgewandtheit steigern die Anzeigen- und somit Arbeitgeberattraktivität, sondern auch das Einbeziehen von Arbeitgeberstärken.
Als Beispiel hat der Harzer Hof eine Anzeigenserie geschaltet, die besonders die Vorteile der Gastronomiearbeit hervorheben. Bewerber können sich mit den dargestellten Problemen identifizieren – der Arbeitgeber bietet eine Lösung, anstatt sich mit Schwächen zu rechtfertigen. Der Ansatz funktioniert, gestalterisch gibt es da noch Verbesserungspotenzial.
Fazit
Es gibt viele gute Beispiele für kreative Stellenanzeigen. Bestimmend sind dabei der Inhalt und die Form, wie er zur Bewerberzielgruppe transportiert wird. Stellenanzeigen dürfen herausfordern. Amüsante oder überspitzt gestaltete Anzeigen erhöhen nicht nur Aufmerksamkeit und Attraktivität, sondern sie begegnen dem Bewerber auf Augenhöhe, dies macht den Arbeitgeber automatisch menschlicher und authentischer. Zudem sei gesagt, dass der Einsatz dieser Art von Stellenanzeigen ist stellen, -branchen und zielgruppenabhängig. So gibt es zum Beispiel Zielgruppen, die eine klare und strukturierte Stellenanzeige präferieren.