In den Medien ist es immer wieder zu hören: gewerbliche Fachkräfte fehlen. Es sollen mehr Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Und in der Zwischenzeit muss der Bedarf mit Mitarbeitern aus dem Ausland gedeckt werden. Immerhin werden Fachkräfte händeringend gesucht und der demografische Wandel erschwert die Situation auf dem Arbeitsmarkt.
Gewerbliche Fachkräfte: Definition und typische Berufssparten
Zunächst ist festzustellen, dass es keine allgemeingültige Definition für gewerbliche Fachkräfte gibt. Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff. Darunter werden Personen zusammengefasst, die eine gewerbliche Ausbildung absolviert und daher über entsprechendes Fachwissen verfügen. Akademiker werden mit dem Begriff der Fachkraft hingegen seltener gemeint.
Die Anzahl der Berufe, die als gewerbliche Fachkräfte gelten, ist entsprechend hoch. Dazu gehören nicht nur Berufsbilder der sogenannten "MINT-Fächer", also aus dem Bereich der Mathematik, der Informatik, der Naturwissenschaften und der Technik. Genauso zählen dazu handwerkliche Berufe, wie zum Beispiel Schweißer, Elektriker, Automatenfachleute oder Feinwerkmechaniker, Hausmeister, Schuh- und Uhrmacher.
Häufig gefragt sind außerdem Berufsbilder, wie der Industriemechaniker. Gerade solche gewerbliche Fachkräfte sind in der Industrie besonders wichtig. Immerhin sorgen sie dafür, dass in der Produktion und Instandhaltung die Maschinen und Fertigungsanlagen betriebsbereit sind. Dazu zählt unter anderem auch der Werkzeugmechaniker, der beispielsweise verschiedene Forme und Vorrichtungen fertig, die in industriellen Serienproduktionen zum Einsatz kommen.
Schließlich zählen aber auch Berufsbilder aus dem Bereich der Logistik zu den gewerblichen Berufen. Ob Fachkraft für Lagerlogistik oder Berufskraftfahrer - sie erfüllen in den Wertschöpfungsketten wichtige Funktionen. Trotzdem sind die Ausbildungsberufe nicht sonderlich beliebt. Und das zeigt sich auch anhand des allgemeinen Fachkräftemangels.
So gefragt sind gewerbliche Fachkräfte derzeit
Dass gewerbliche Fachkräfte äußerst gefragt sind, zeigt sich bereits seit einigen Jahren. So belegte eine Studie aus dem Jahr 2014, dass 52 Prozent der befragten Personalbeauftragten einen Mangel an geeigneten Bewerben im Rahmen von Stellenausschreibungen verzeichneten. Eine Umfrage des Unternehmens index mit 1.930 befragten Unternehmen aus Europa zeigte sogar, dass 78 Prozent der befragten Betriebe von einem Bewerbermangel berichten konnten. Gleichzeitig gaben sie aber auch an, die offenen Stellen zumindest innerhalb von vier Monaten nach erster Insertion besetzen zu können.
Ähnlich schätzt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales die aktuelle wirtschaftliche Situation ein. Zwar habe die Konjunktur in den vergangenen Monaten einen Höchststand erreicht, trotzdem dürfe man diese Situation nicht als gegeben betrachten. Bereits Anfang 2015 wurde daher die Partnerschaft für Fachkräfte in Deutschland ins Leben gerufen, die Hemmnisse für die Ausbildung von Fachkräften abbauen und dahingehende Maßnahmen einleiten will. Daneben sieht diese Partnerschaft zwischen Bund und verschiedenen Wirtschaftsakteuren folgende Handlungsfelder vor:
- Einerseits soll die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmern dauerhaft gesichert werden,
- andererseits aber auch die Qualität der Arbeit in den Betrieben gestärkt werden.
- Dazu sollen tarifliche Lösungen unterstützt und
- die Bereiche Information, Vernetzung und Beratung in der Wirtschaft weiter gefördert werden.
Kernzielgruppen sind dabei unter anderem Frauen, ältere Arbeitnehmer, Geringqualifizierte und zum Beispiel Personen mit Migrationshintergrund. Sie alle sollen besser und dauerhaft in den Arbeitsmarkt integriert werden, damit auch zukünftig noch genügend gewerbliche Fachkräfte zur Verfügung stehen. Viele Unternehmen sehen allerdings noch einen anderen Punkt als besonders kritisch an: gewerbliche Fachkräfte zielgerichtet zu rekrutieren.
Gewerbliche Fachkräfte rekrutieren: Employer Branding gewinnt zunehmend an Bedeutung
Um gewerbliche Fachkräfte zu rekrutieren, zeichnet sich insbesondere ein Trend ab: Employer Branding. Schrumpft das Angebot an Fachkräften, reichen gute Verdienstmöglichkeiten häufig nicht mehr aus, um potenzielle Bewerber für das Unternehmen zu gewinnen. Das Image des jeweiligen Arbeitsgebers gewinnt an Bedeutung. Im Rahmen des Employer Branding wird daher zunehmend versucht, das öffentliche Meinungsbild positiv zu beeinflussen und so die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber zu erhöhen.
Dazu stehen Personalern viele verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine optisch auffällig gestaltete Stellenanzeige reicht heute nämlich nur noch selten aus. Es sind umfassende Kampagnen erforderlich, um potenziellen Mitarbeitern zu zeigen, dass das Unternehmen mehr als nur ein gutes Gehalt zu bieten hat. Flache Hierarchien, ein gutes Arbeitsklima, eine ausgewogene Work-Life-Balance - die Liste lässt sich beinahe endlos weiterführen. Aber wie können Unternehmen diese Botschaften an die jeweiligen Zielgruppen transportieren?
Wichtige Kanäle, um gewerbliche Fachkräfte zu rekrutieren
Um auch zukünftig auf genügend gewerbliche Fachkräfte zurückgreifen zu können, sind nicht nur bereits ausgebildete Mitarbeiter zu fokussieren. Große Bedeutung kommt vor allem den zukünftigen Generationen zu. Sie müssen allmählich an Unternehmen herangeführt werden, damit frühzeitig eine entsprechende Bindung aufgebaut werden kann. Dazu bieten sich vor allem neue Medien, insbesondere aber das Internet an.
Soziale Medien, Arbeitgeberbewertungsportale und viele andere Internetdienste rücken insofern immer weiter in den Vordergrund. Und das aus wichtigen Gründen. Eine Vielzahl potenzieller Bewerber greift inzwischen auf online verfügbare Informationen zurück, um sich über mögliche Arbeitgeber zu informieren. Viele nachfolgende Generationen beziehen ihre Informationen sogar nahezu ausschließlich online. Denn im World Wide Web sind die Inhalte rund um die Uhr und mit einer Vielzahl von Geräten verfügbar.
Entsprechend gestaltete Profile bei Facebook, Twitter & Co. gehören daher für Personaler bzw. im Personalmarketing bereits zu den Standardinstrumenten. Populärer werden aber auch Videomaßnahmen, also Recruitingvideos. Diese werden zum Beispiel bei YouTube und anderen Videoplattformen zur Verfügung gestellt. Häufig handelt es sich dabei um Interviews mit Bestands- oder ehemaligen Mitarbeitern, die ihre Erfahrungen mit dem Unternehmen schildern.
Um zukünftige Mitarbeiter zu gewinnen bietet sich außerdem die Kooperation mit Hochschulen und Universitäten an. So können bereits frühzeitig gewerbliche Fachkräfte von morgen angesprochen und an das jeweilige Unternehmen gewöhnt werden. Dabei kommen Kooperations- und Sponsoringverträge zum Einsatz, mit denen jeweils in Abstimmung mit der Institution konkrete Fördermaßnahmen geregelt werden.
Ein Großteil dieser Maßnahmen eignet sich letztlich aber auch dazu, bereits ausgebildete Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu gewinnen.
Gewerbliche Fachkräfte als Mangelware
Wie die Ausführungen zeigen, besteht bereits eine hohe Nachfrage und gewerbliche Fachkräfte werden zunehmend zur Mangelware. Neben üblichen Stellenanzeigen rücken daher zunehmend weitere Rekrutierungsinstrumente in den Vordergrund. Vor allem sehen sich viele Arbeitgeber mit dem Erfordernis konfrontiert, ihr Image derart aufzubereiten, dass es potenzielle Mitarbeiter anspricht. Während viele Jahre lang ein großer Bewerberandrang zu verzeichnen war, sind bereits jetzt ausreichend qualifizierte gewerbliche Fachkräfte rar.
Gerade neue Medien, die auf Internetdiensten basieren, gewinnen deswegen an Bedeutung. Die Anforderung an Personaler bzw. das Personalmarketing steigen damit ebenfalls. Ein wichtiger Punkt ist dabei der frühzeitige Aufbau einer Bindung zu den Fachkräften von morgen. Denn der demografische Wandel führt letztlich dazu, dass mittel- und langfristig der Arbeitskräftebedarf nur mit der grundsoliden Ausbildung zukünftiger Fachkräfte gedeckt werden kann.