Das Gehalt ist im Durchschnitt noch immer der wichtigste Faktor, wenn es um die Suche nach einer neuen Stelle geht. Während unser Nachbarland Österreich bereits seit 1. März 2011 die Angabe von Gehältern in Stellenanzeigen gesetzlich verankert hat, sind hierzulande Gehaltsangaben in Stellenanzeigen eher eine Seltenheit. Dabei zeigen gleich mehrere Studien, das Bewerbende genau diese Transparenz von Unternehmen fordern. Transparenz aufseiten der Bewerbenden wird hingegen vermehrt vorausgesetzt. Bereits zu Beginn des Bewerbungsprozesses wünschen viele Unternehmen eine Gehaltsangabe von potenziellen Talenten, ohne selbst Angaben zu tätigen.
Wir zeigen, warum Unternehmen gerne mutiger sein dürfen und warum es sich lohnt, bereits vor dem ersten Gespräch über Geld zu reden.
1. Erhöhen die Bewerberrate und sind ein Motivator
Gehälter sind für Bewerbende ein klarer Motivator, um sich auf eine Stelle zu bewerben. Das beweist das Klickverhalten von über 150.000 Fach- und Führungskräften. Die im Jahr 2019 durchgeführte Analyse zeigt, dass die Anzahl eingegangener Bewerbungen unter Angabe eines Gehaltes um 20 Prozent stieg. Eine Kienbaum Studie von 2020 erwies zudem, dass über 80 Prozent der Bewerbenden Gehaltsangaben bereits zum Zeitpunkt der Stellenausschreibung fordern.
Für Unternehmen ist die Angabe des Gehaltes in der Stellenausschreibung demnach ein Hebel, um mehr Bewerbungen zu erhalten – und zwar qualifizierte. Denn so positionieren sich Unternehmen bereits klar und Talente bewerben sich nur, wenn die Rahmenbedingungen den eigenen Anforderungen genügen. So bleibt im Bewerbungsverfahren mehr Zeit für Soft Skills, Unternehmensfit und beidseitiges Kennenlernen.
2. Stärkt und steuert die Employer Brand nachhaltig
Das zahlt sich auch für die Arbeitgeberattraktivität aus. Eine offene Kommunikation von Sekunde eins spiegelt die Wertschätzung für die Zeit des Gegenübers wider. Auch die Steuerung der Außenwahrnehmung bleibt in der Hand der Personalabteilung. Sind Gehaltsangaben nicht Teil der Ausschreibung, informieren sich Bewerbende über Jobplattformen wie StepStone, kununu oder Glassdoor. Dabei handelt es sich meist um Durchschnittswerte der Branchen oder personenbezogene Einzelgehälter. Schaffen diese eine falsche Erwartungshaltung, kommt es erst gar nicht zur Bewerbung oder der Einstellungsprozess wird frühzeitig abgebrochen.
Geben Sie das Steuer nicht direkt zu Beginn der Candidate Journey ab. Bereits mit Angabe des Gehaltes findet sich ein gemeinsamer Weg, der eine klare Positionierung zulässt.
3. Gender Pay Gap automatisch minimieren
Männer verdienen durchschnittlich nicht nur mehr als Frauen. Sie sind auch im wirtschaftlichen Kontext tendenziell bessere Verhandlungsführer. Stand 2021 verdienen Frauen 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Für mehr Chancengleichheit sollte es auch Organisationen ein Anliegen sein, diese Lücke zu schließen. Unter Berücksichtigung einer bekannten Gehaltsspanne lassen sich Verhandlungen souveräner führen. HR fördert so Arbeitsverhältnisse, die frei von Diskriminierung und fair gestaltet sind.
4. Ressourcenschonendes Recruiting
Komplizierte Bewerbungswege steigern die Abbruchrate. Die Aufgabe von Personaler:innen ist es, alle für die Stelle notwendigen Informationen bereits in der Stellenanzeige abzubilden. Das inkludiert auch das Gehalt. Bestehen keine Informationsasymmetrien, ermöglicht dies ein effizientes Recruiting. Das spart Zeit, Kosten und Personal.
5. Hohes Vertrauen sichert den langfristigen Bestand von Fachkräften
Sind die Fachkräfte gewonnen, sind sie langfristig zu halten. Das Onboarding ist eines der Schlüsselmomente innerhalb der Employee Experience. Eingesparte Ressourcen im Recruiting-Prozess ermöglichen es nun, das Onboarding qualitativer zu gestalten. Langfristig führt die Kommunikation des Gehaltes von Beginn an dazu, dass Vertrauen auf allen Ebenen im Unternehmen herrscht. Neue Mitarbeitende fühlen sich nicht nur mit dem Unternehmen verbunden. Sie haben auch keine Scheu, mit Kolleg:innen über Geld zu sprechen. Das schafft eine Vertrauenskultur und Bindung. Es ist das Fundament, das Personaler:innen täglich Rückendeckung gibt, um qualitative Mitarbeitende im Unternehmen zu halten und Potenziale auszubauen.
Fazit: Gehaltsangaben in Stellenanzeigen sind eine Win-Win-Situation. Für Bewerbende und Unternehmen
Die Nennung einer Gehaltsangabe impliziert einen wertschätzenden Umgang und Kommunikation auf Augenhöhe. Es sind genau jene Faktoren, die neben dem Gehalt maßgeblich zur Entscheidung eines Bewerbenden für oder gegen eine Stelle beitragen. Dabei ist es unerheblich, ob ein Mindestgehalt, ein fixes Gehalt oder eine Gehaltsspanne Bestandteil der Stellenanzeige ist. Das erkennt auch der Wettbewerb. Zukünftig könnte die Gehaltsangabe in Stellenanzeigen nur bedingt einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Vielmehr dient sie als Notwendigkeit, um weiterhin Fachkräfte für die eigene Organisation zu gewinnen.