Egal ob im Pflegeheim, in der Kita oder ganz privat zuhause – die Nachfrage nach Weihnachtsmann, Engeln und Co. nimmt jedes Jahr an Fahrt auf. Die Saisonarbeit geht für Weihnachtshelfer schon im November los. Doch das Angebot williger Weihnachtsfachkräfte geht zurück.
Der Weihnachtsmann im Jobprofil
Nicht nur für Kinder ist die Figur in Rot oder der Weihnachtsengel ein besonderes Highlight – auch Weihnachtsmärkte, Betriebsfeiern und Warenhäuser verpassen ihrem Auftreten mit den festlich gekleideten Minijobbern gern den emotionalen Touch.
„Weihnachtsmann sucht Lagerhelfer“, „Weihnachtsmann (m/w/d) auf 450 €-Basis gesucht“, „Weihnachtsmann (m/w/d) gesucht – hohes Trinkgeld am Heiligabend garantiert!“ – Das sind nur einige der Jobgesuche, mit denen schon zu Beginn des Herbstes geworben wird. Und hier ist es schon wie mit der Suche nach der Location für die Weihnachtsfeier – wer zu spät kommt, hat Pech gehabt.
Man könnte meinen, das Versprechen, welches die Stelle als Weihnachtsbote bietet, sei genug: Kindern eine Freude machen, Nächstenliebe zeigen, zu einem Symbol der Weihnacht werden etc. Das Profil des Weihnachtsmannes kommt der Arbeit bei einer NGO gleich. Zumindest klingt es danach. Doch dahinter steckt oft ein hartes, umsatzgetriebenes Business.
Die Anforderungen an die Weihnachtsfachkräfte sind hoch:
- ein herzliches und authentisches Auftreten
- eine fachgerechte Ausrüstung und Kostümierung
- Schauspieltalent mit genug Seriosität (wir wollen ja nicht, dass der Weihnachtsmann vom vielen Glühwein prekäre Geheimnisse verplappert)
- Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
- Arbeit an Abenden und Feiertagen
Nicht zuletzt sind eine ausreichend hohe Frustrationsgrenze, Wortgewandtheit und Schlagfertigkeit erforderlich, um anspruchsvollen Schenkern und ungeduldigen Beschenkten standzuhalten.
Warum es immer weniger Weihnachtsmänner gibt
Kein Wunder, dass die Bewerberzahlen zurückgehen und sich selbst unter den Studenten kaum noch Weihnachtsdoubles finden lassen. Das steigende Umwelt- und Sozialbewusstsein vieler junger, potenzieller Nachwuchsweihnachtsboten hat zur Folge, dass nur noch wenige Studenten ein eigenes Fahrzeug besitzen. Damit sind sie für ihre Mobilität zum Feiertag auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Gerade in den ländlicheren Regionen werden viele Weihnachtsmänner für den Familienabend gesucht. Hier sorgt die Abhängigkeit von der ausreichend ausgebauten Infrastruktur für besonders große Hürden.
Genauso gibt es aber auch mittlerweile durch das Internet genug andere Methoden, nebenbei Geld zu verdienen, beispielsweise mit YouTube oder Instagram. Das geht ganz flexibel von zuhause aus und ganz ohne die Anforderungen an den weihnachtlichen Service. Nebenbei versprechen diese Einnahmequellen sogar, Karriere machen zu können. Die Saisonarbeit als Weihnachtsmann beschränkt sich häufig lediglich auf ein einmaliges Erlebnis.
Die Frage nach der Authentizität als Weihnachtsmann
Der Fachkräftemangel ist damit im Weihnachtsgeschäft auf der gleichen Stufe wie auch in der Pflege oder Erziehung angekommen. Es ist doch irgendwie ironisch: Ausgerechnet am Fest der Liebe, Familie und Freundschaft entscheiden sich immer weniger Menschen freiwillig für den sozialen Kontakt. Selbst gegen Bezahlung und obwohl der Umsatz im Einzelhandelsgeschäft zu Weihnachten jedes Jahr zunimmt.
Das kratzt an der Authentizität und dem ursprünglichen Gedanken der Weihnacht. Und jeder, der sich ein bisschen mit Personalmarketing und Employer Branding beschäftigt, weiß, dass gerade das Vertrauen in das Werteversprechen und das authentische Auftreten für hart umkämpfte Fachkräfte wichtiger ist denn je.