Am Ende einer Weiterbildung wird gerne ein Zertifikat versprochen. Zertifizierungen gibt es auch für den Bereich der Arbeitgebermarkenbildung. Wirklich sinnvoll sind sie aber nur, wenn sie auch von offizieller Stelle anerkannt und die Erwartungen daran nicht zu hochgesteckt werden. Was bei einem Employer Branding Zertifikat zu beachten ist.
Zertifiziert gleich qualifiziert? Das muss nicht zwangsläufig der Fall sein. Wer sich in Online-Communities Diskussionen über den Erwerb von Zertifikaten, die es auch für den Bereich Employer Branding gibt, anschaut, wird schnell merken, wie sehr hier die Meinungen auseinandergehen.
Die Diskussionsbeiträge reichen von Statements wie „Zertifizierung sind naturgemäß formalistisch. Formalismus kann sinnvoll sein, aber häufig erweist er sich auch als kontraproduktiv“ bis hin zu "Zertifikate fördern eine gemeinsame Sprache. Dies wiederum fördert gemeinsames Denken und Handeln“.
Gelernt wird in der Praxis
Einigkeit herrscht bei den Diskutanten eigentlich nur diesem Punkt: In einem Zertifikatslehrgang theoretisches Wissen im Bereich Employer Branding aufzubauen, bringt mit Sicherheit den ersten Stein ins Rollen. Aber wirklich gelernt wird in der Praxis. Durch praktische Situationen, durch Fehler, die man macht, durch Erfahrungsaustausch und -weitergabe.
Dass ein grundlegender Wissenserwerb in punkto Employer Branding in vielen Unternehmen jedoch ganz offensichtlich Not tut, belegt die Studie Recruiting Trends 2018 der Universität Bamberg. Die Forscher hatten Arbeitgeber gebeten, ihre bisherigen Employer Branding Erfolge zu bewerten. Die Ergebnisse erschrecken: Durchschnittlich erteilten die Top-1.000-Unternehmen Deutschlands sich selbst die Note vier plus.
Employer Branding: Unternehmen sehen Nachholbedarf
Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels und leer gefegter Arbeitsmärkte ein Resultat, das vielen Unternehmen zu denken geben sollte. Schließlich ist ein guter Employer Branding Prozess essentieller denn je. Immer mehr Organisationen schaffen es kaum, ihre ausgeschriebenen Stellen zu besetzen.
Stattliche 67 Prozent aller großen Unternehmen klagen über einen spürbaren Fachkräftemangel. Soweit die Ergebnisse der Studie „Fachkräftemangel 2018“, die die ManpowerGroup seit 2006 weltweit durchführt. Befragt wurden 39.195 Teilnehmer aus 43 Ländern.
Wie ist der perfekte Employer Branding Prozess struktuiert?
Umso wichtiger ist es, mit einem passgenauen Employer Branding bestehende Arbeitnehmer zu binden und neue Talente für sich zu gewinnen. In einem Employer Branding Zertfikatslehrgang erhalten HR-Verantwortliche eine erste Orientierung.
Mehr aber sicher nicht. Denn die Ausarbeitung und Umsetzung von Employer Branding Maßnahmen ist von Unternehmen zu Unternehmen verschieden und eine hochindividuelle Angelegenheit. Immerhin funktioniert Employer Branding nur dann, wenn Organisationen ihren Arbeitnehmern perfekte Bedingungen bieten, die keine Wünsche offenlassen.
Das transportiert Wertschätzung und sorgt für Begeisterung. Unter diesen Umständen kommt die bestehende Belegschaft erst gar nicht auf die Idee, sich nach anderen Jobs umzusehen und investiert ihre volle Kraft in das Unternehmen. Gleichzeitig lässt sich die Botschaft von den Top Bedingungen in einem Betrieb perfekt nach außen transportieren, um offene Vakanzen schneller besetzen zu können.
Dazu müssen die Maßnahmen allerdings perfekt zu den Bedürfnissen der Mitarbeiter und Bewerber passen. In einem Employer Branding Zertifikatslehrgang erfahren Arbeitgeber aber nur, wie sie theoretisch an diesen Punkt gelangen.
Durchführen einer ersten Bestandsaufnahme
Auf dem Lehrplan steht zum Beispiel das Durchführen einer ersten Bestandsaufnahme: Was läuft gut und was nicht? Die Teilnehmer werden lernen, dass sie etwa durch eine Mitarbeiterbefragung zu den gewünschten Antworten kommen. Und sie werden lernen, wie sie aus den gewonnenen Ergebnissen Erkenntnisse und Maßnahmen ableiten, diese im Unternehmen umsetzen und darüber gegenüber Bewerbern sprechen. Praktisch umsetzen müssen sie dieses Wissen dann im eigenen Unternehmen in Eigenregie.
Und noch etwas ist in Sachen Employer Branding Zertifikat wichtig zu wissen: Vorsicht bei der Auswahl des Anbieters. Zertifikate und Zertifizierungen haben sich zu einem lohnenden Geschäftsmodell für prekäre Zertifizierungs-Anbieter entwickelt. Auf dem Markt tummeln sich viele schwarze Schafe, die veraltetes Wissen teuer verkaufen.
Wie einen qualitativ hochwertigen Zertifikatslehrgang finden?
Doch wie unterscheiden Anwärter fragwürdige Zertifikatslehrgänge von qualitativ hochwertigen? Grundsätzlich gilt: Zertifizierungen, die von Hochschulen angeboten werden, enden mit anerkannten Weiterbildungszertifikaten.
Auch die Industrie und Handelskammer (IHK) stellt Zertifikate aus. Dabei ist zu beachten: Die Prüfung für ein IHK-Zertifikat muss nicht von der IHK selbst abgenommen werden, sondern kann auch von einem akkreditierten Bildungsträger in Abstimmung mit der IHK abgenommen werden – wichtig ist dann der Zusatz „IHK-geprüfter Zertifikatslehrgang“ in der Kursbeschreibung.
Hochschul- und IHK-Zertifikate für das Employer Branding
Hochschul- und IHK-Zertifikate sind in allen Wirtschaftsbranchen anerkannt und basieren auf international geltenden Standards. Die dazugehörigen Lehrgänge finden in der Regel berufsbegleitend statt und werden in enger Zusammenarbeit mit Experten aus der Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt und fortlaufend aktualisiert.
Sie orientieren sich an einheitlichen Ausbildungsvorgaben. Diese Regeln legen die Berufsbezeichnung, die Ausbildungsdauer, die beruflichen Fertigkeiten, sowie die Prüfungsanforderungen fest.
Tatsächlich bietet etwa die IHK zu Köln eine entsprechende Weiterbildung zum Employer Branding Manager an. Lerninhalte sind:
- Aufbau einer Employer Brand
- Einführung, Planung und Umsetzung
- Methoden, um Alleinstellungsmerkmale aufbauen zu können
- Markenkommunikation
Das IHK Zertifikat erhält, wer regelmäßig teilgenommen hat und einen lehrgangsinternen Leistungsnachweis erfolgreich abgelegt hat. Damit ist der erste Schritt in Richtung Employer Branding Experte getan. Nun fehlt eigentlich nur noch eins: Praxis, Praxis und nochmal Praxis. Das wohl wertvollste und renommierte Zertifikat erhält mal jedoch von der DEBA (Deutsche Employer Branding Akademie), welche in Zusammenarbeit mit der TU München und der WU Wien das wohl bekannteste, fachlich korrekteste und sinnvollste Zertifikat bieten.