In Fachzeitschriften, Blogs, bei Messen und Vorträgen – überall wird die Bedeutung des Employer Brandings betont. Inwiefern gilt das auch für Zeitarbeitsunternehmen? Eine Spurensuche.
Das Image der Zeitarbeitsbranche ist traditionell eher schlecht. Das hat einen historischen Grund. Unseriöse Personaldienstleister haben dem Ruf der Leiharbeit in der Vergangenheit schwer zugesetzt.
Wer an die Zeitarbeitsbranche denkt, der denkt oftmals an Dumping-Löhne, hohe Flexibilitätsanforderungen an die Angestellten und unzumutbar wenig Urlaub. Im Vergleich zu Festangestellten Mitarbeitern eines Unternehmens gelten Zeitarbeiter nach wie vor als zweitklassige Arbeitnehmer, die erheblich schlechtere Arbeitsbedingungen hinnehmen müssen.
Wandel der Zeitarbeitsbranche
Das ist aber schon lange nicht mehr der Fall. Tatsächlich hat die Zeitarbeitsbranche einen radikalen Wandel vollzogen. Moderne Personaldienstleister distanzieren sich heute massiv von den prekären Arbeitsverhältnissen der Vergangenheit.
In immer mehr Unternehmen arbeiten die Zeitarbeiter zu denselben Bedingungen wie die Stammbelegschaft. Und trotz des flexiblen Einsatzes in Unternehmen gelten für sie auch dieselben Rechte:
- Kündigungsschutz
- Arbeitsschutz
- Jahresurlaub
- Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Und: Da Fachkräfte heute ein rares Gut auf dem Arbeitsmarkt sind, sind Arbeitgeber auch dazu bereit, ihnen ein gleichwertiges Salär zu zahlen. Auch wenn sie zusätzlich noch eine Leihgebühr an den Personaldienstleister abführen müssen. Eine Stelle nicht besetzen zu können, käme sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht teurer. Nicht zuletzt ist auch per Gesetz festgeschrieben, dass Leiharbeiter spätestens nach Ablauf von neun Monaten gleichwertig bezahlt werden müssen.
Veränderter Arbeitsmarkt sorgt für veränderte Bedingungen in der Zeitarbeit
Aufgrund dieser veränderten Strukturen gehört die Personaldienstleistungs-Szene inzwischen zur deutschen Wirtschaft wie jede andere Branche. Und der Sektor der Zeitarbeit boomt. Die Nachfrage steigt und steigt.
Der massive Mangel an Fachkräften hat die Nachfrage nach Zeitarbeitern in den letzten Jahren kontinuierlich steigen lassen. Um kurzfristige Personalengpässe abzufedern, heuern Unternehmen immer öfter Leiharbeiter an. Das geht oft schneller als langfristige Recruiting-Maßnahmen anzustoßen. Stellt sich heraus, dass Unternehmen und Zeitarbeiter gut harmonieren, folgt meist die Festanstellung. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Karrieresprungbrett Zeitarbeit
Die Leiharbeit bietet sich auch für Akademiker als ein ideales Sprungbrett zum Karriereeinstieg oder nach längeren Auszeiten an. Allerdings hat sich der Wandel, den die Zeitarbeitsbranche vollzogen hat, unter den Talenten noch nicht überall herumgesprochen. Nach wie vor werden Personaldienstleister von Fachkräften und Absolventen in der Tendenz gemieden. Erst wenn gar nichts mehr geht, wird die Zeitarbeit in Betracht gezogen.
Umso wichtiger ist es, für Zeitarbeitsunternehmen als glaubwürdiger und attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Alles andere gefährdet die eigene Wirtschaftlichkeit. An dieser Stelle kommt das Stichwort Employer Branding ins Spiel. Aus Expertensicht stellt sich die Frage, ob der gezielte Aufbau einer Arbeitgebermarke in der Zeitarbeitsbranche sinnvoll ist oder nicht, erst gar nicht. Im Gegenteil: Sie ist ein Muss.
Employer Branding hilft der Zeitarbeitsbranche, ihr angekratztes Image abzulegen
Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Personaldienstleister ihr angekratztes Image ablegen und gegenüber Talenten mehr darüber reden, was sich für Zeitarbeitnehmer inzwischen getan hat. Wer, wenn nicht sie selbst, sollte diese Botschaft nach außen tragen? Die Unternehmen, die Personaldienstleistungen einsetzen, werden es wohl kaum tun. Sie scheuen sich nämlich in der Regel davor, öffentlich darüber zu sprechen, Kunde eines Zeitarbeitsunternehmens zu sein.
Umso mehr sollten Unternehmen der Zeitarbeitsbranche ihrerseits den Mantel des Schweigens ablegen und Talenten selbstbewusst vermitteln, welche Vorteile die Arbeit bei einer flexiblen Personaldienstleistung bringt. Und das lieber gestern als morgen.
Externes Employer Branding hat Einfluss auf internes Employer Branding
Der positive Nebeneffekt: Diese externen Employer Branding Maßnahmen werden sich mit Sicherheit auch auf das interne Employer Branding auswirken. Denn je größer die gesellschaftliche Akzeptanz des eigenen Arbeitgebers umso größer auch die Akzeptanz des Einzelnen, ein Zeitarbeiter zu sein.
In der Außenkommunikation mit potenziellen Bewerbern gilt es zum Beispiel die folgenden Mehrwerte zu betonen:
- Die Zeitarbeit ist ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen verschiedenster Größen und Branchen, die ein Plus an Flexibilität bei der Auftragsplanung brauchen. Zum Beispiel um Auftragsspitzen zu bewältigen.
- Das Prinzip der Zeitarbeit hat sich in der Bundesrepublik mehr als bewährt. Es gibt nicht nur konstanten Bedarf. Auch der Bildungsquotient der Zeitarbeitnehmer hat sich verändert. Die Zeitarbeitsbranche lockt längst nicht mehr nur Hilfsarbeiter an, sondern zunehmend auch Akademiker und High Potenials. Der Akademikeranteil liegt laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit bei neun Prozent.
- Nachweislich führt der Einsatz von Zeitarbeit nicht zum Abbau regulärer Beschäftigungsverhältnisse.
- Die Entleihbetriebe brauchen zur richtigen Zeit den richtigen Mitarbeiter mit den richtigen Kompetenzen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Von dieser Wettbewerbsfähigkeit profitiert auch die Stammbelegschaft, sei es in punkto Arbeitsplatzsicherheit oder Gehalt.
- Zeitarbeit eröffnet Geringqualifizierten, Arbeitslosen und Berufseinsteigern den Zugang zum Arbeitsmarkt Karriereoptionen. Sie sammeln Berufserfahrung und können sich über Weiterbildungsprogramme der Personaldienstleister weitere Qualifikationen aneignen. Unternehmen, die Zeitarbeit einsetzen, bieten Arbeitssuchenden also auch Chancen.
- Fachkräfte, die sich beruflich verändern oder neu in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen, nutzen die Arbeitnehmerüberlassung zunehmend als Karrieresprungbrett. Wer sich auf eigene Faust auf dem Arbeitsmarkt umsieht, stellt nämlich schnell fest: Das Angebot an Jobs ist riesig. Diese Auswahl kann schnell überfordern. Die Arbeitnehmerüberlassung bietet Fachkräften die Möglichkeit, sich in Ruhe in verschiedenen Arbeitsumfeldern auszuprobieren und bei unterschiedlichen Arbeitgebern zu arbeiten.
Wo die Employer Branding Botschaften streuen?
Die entsprechenden Botschaften müssen nun „nur“ noch an die avisierte Zielgruppe gebracht werden. Das funktioniert über die verschiedensten Kanäle – zum Beispiel:
- Die eigene Karrierehomepage
- Social Media Auftritte
- Bei Karriereevents
- In den hauseigenen Stellenanzeigen
- In Broschüren und Flyern
Wichtig dabei ist, genau zu wissen, wo sich die Zielgruppe aufhält, damit ein Zeitarbeitsunternehmen diese mit ihren Employer Branding Botschaften auch erreicht. Das macht eine Zielgruppenanalyse unumgänglich. Bei dieser, dem Aufsetzen der richtigen Kommunikationsstrategie und deren Umsetzung kann eine Employer Branding Agentur wertvolle Dienste leisten.
Wer jetzt noch zögert, sollte Folgendes bedenken: Unternehmen mit einer positiven Arbeitgebermarke erhalten doppelt so viele Bewerbungen als Unternehmen mit einer negativen Arbeitgebermarke. 50 Prozent der Kandidaten würden nicht für ein Unternehmen mit schlechtem Ruf arbeiten, obwohl das Gehalt höher ist. Also ran ans Arbeitgeberimage!