Es ist ein altes Lied: Der War for Talents tobt in allen Arbeitsmarktbereichen. Arbeitgeber duellieren sich geradezu um Talente. Aber wie verhält sich das eigentlich bei Non-Profit Organisationen und NGOs? Haben es nicht kommerziell arbeitende und regierungsferne Betriebe in ihrem Employer Branding wegen ihres karitativen Anstrichs leichter?
Um diese Frage zu beantworten, sollte man erstmal wissen, was Non-Profit Organisationen & NGOs per definitionem sind. Daher vorab eine kurze Begriffsklärung. Zunächst zur Non-Profit Organisation: Allgemein gesprochen fallen unter diese Bezeichnung Betriebe, die weder gewinnorientiert sind noch als öffentliche Behörde der unmittelbaren Staats- und Kommunalverwaltung untergeordnet sind.
NPO’s agieren vor allem in diesen Bereichen:
- Kultur- und Erholung
- Bildungs- und Erziehungswesen
- Gesundheits- und Katastrophenhilfe
- Entwicklungszusammenarbeit
- Sozialwesen
Zu ihren Aufgaben zählen im Wesentlichen:
- Hilfe zur Selbsthilfe: Direkte Unterstützungsmaßnahmen, Förderung der Mitglieder durch Informationen, Beratung oder Schulungen
- Fremdhilfe: Abgabe von Dienst- oder Finanzleistungen an bedürftige Dritte, oft unentgeltlich oder zu geringen Gebühren.
Zu den bekanntesten NPOs zählen:
- Deutsches Rotes Kreuz
- WWF
- Johanniter
- BUND
NGO: Wie arbeiten Non-Governmental Organisations?
Und was ist nun wieder eine NGO? Hinter diesem Kürzel verbergen sich Non-Governmental Organisations. Das sind zivilgesellschaftliche Organisationen, die Einfluss auf die globale Politik nehmen wollen. Zu ihnen zählen Initiativen, Vereine und Organisationen, die weder dem Staat oder Markt noch rein der Privatsphäre zugeordnet werden können. Nicht-Regierungsorganisationen widmen sich Themen wie dem Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und dem Erhalt der Menschenrechte.
Zu den bekanntesten NGOs zählen:
- Ärzte ohne Grenzen
- Amnesty International
- Brot für die Welt
- Care
- Foodwatch
- Greenpeace
- Human Rights Watch
- NABU
- Terre des hommes
- WWF
Prinzipiell sind die Grenzen zwischen NPO und NGO aber fließend. Manche Organisationen gelten sowohl als Non-Profit als auch als Non-Governmental Organisation.
Employer Branding: Wie gehen Non-Profit Organisationen und NGOs vor?
Bei allem sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Bemühen – sowohl eine NPO als auch eine NGO kann nur effektiv arbeiten und ihre Ziele erreichen, wenn sie genug helfende Hände hat. Jetzt, da Fachkräfte aber überall knapp sind, wird es auch für sie immer schwieriger, gute Leute zu finden.
Die verbreitete Annahme, Non-Profit Organisationen hätten es nicht nötig, sich im Rahmen des Employer Brandings als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, ist daher schlichtweg falsch. Das „Altruistische“ in der DNA einer NPO und NGO allein reicht nicht aus, um sich im War for Talents gegenüber anderen Arbeitgebern zu behaupten.
Denn es ist auch bekannt: Wer bei den Organisationen anheuert, muss einiges in Kauf nehmen. Wer zum Beispiel als Entwicklungshelfer nach Afrika reist, um hilfsbedürftigen Menschen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, mit denen sie neue Technologien aufbauen können, die ihnen zu einer besseren Lebensqualität verhelfen, wird eines mit Sicherheit nicht haben: Eine ausgewogene Work Life Balance.
Anstrengende und gefährliche Arbeit
Entwicklungshelfer führen einheimische Fachkräfte zum Beispiel in die Handhabung von Nähmaschinen, Landwirtschafts- und Baumaschinen oder in neue Produktionsverfahren ein, damit sie eigene Produkte herstellen und verkaufen können. Das ist nicht mit einem acht-Stunden Arbeitstag zu machen. Oft ist die Zeit für ein solches Projekt nämlich knapp bemessen. Hinzu kommen Hitze, schlechte hygienische Bedingungen und körperliche Entbehrungen. Auch Gefahren müssen hier und da in Kauf genommen werden. Etwa bei Einsätzen in Kriegsgebieten.
Wie soll man sich da als attraktiver Arbeitgeber verkaufen? Das hat sich die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ offensichtlich auch gefragt. In ihrer Employer-Branding-Kampagne trat sie die Flucht nach vorn an. Hier hieß es in eher einfach gehaltenen Bannern oder in Stellenanzeigen: „Reitet ein Kinderarzt auf einem Esel zum Impfen. Kein Witz. Wir suchen Mediziner (m/w), die unter schwierigsten Bedingungen Nothilfe leisten.“ Der Arbeitgeber stellte hier also klar heraus, dass die Bedingungen, unter denen vor Ort in Krisenregionen gearbeitet wird, hart sind. Mehr Ehrlichkeit geht nicht.
Authentizität ist das A und O
Und genau damit punktete die Organisation bei Kandidaten. Denn Talente schätzen Authentizität mehr als alles andere, wie eine neue Studie der Online-Jobplattform StepStone erst kürzlich ergab. Einer der häufigsten Gründe, warum Kandidaten im Bewerbungsprozess abspringen: Eine zu hohe Diskrepanz zwischen der Stellenbeschreibung und der erlebten Arbeitsrealität. Ergo: Kandidaten werden eher von falschen Hochglanzversprechen abgeschreckt als vor echten Herausforderungen. Dieser Erkenntnis trägt die Kampagne von Ärzte ohne Grenzen eins zu eins Rechnung. Chapeau!
Selbstredend gibt es auch ausgewogenere Jobs bei NPOs und NGOs. Was die Arbeitgeber aber in der Regel eint: Ein schmales Budget. Damit stehen die Organisationen bei der Suche nach Talenten vor einer Herausforderung. Denn Employer Branding kostet Geld. Und eben diese Ressource stecken die Arbeitgeber lieber in ihre Projekte als in Werbung. Zumal es schwer ist, den eigenen Förderern Ausgaben für Recrutingvideos, eine schicke Karrierehomepage, Social Media-Kampagnen oder Karriereevents zu erklären. Vor allem die öffentliche Hand erkennt nur schwer an, dass ihre Mittel für interne und externe Employer Branding-Maßnahmen ausgegeben werden. Doch nur so können die Arbeitgeber zukunftsfähig bleiben und ihre soziale Dienstleistung langfristig anbieten zu können.
Innovative Alternativen zum klassischen Employer Branding
Ein Dilemma? Nicht unbedingt! Employer Branding funktioniert nämlich auch mit dem schmalen Euro. Viele Organisationen haben sich eine Reihe an innovativen Alternativen zum klassischen Employer Branding einfallen lassen. Gerade im sozialen Bereich legen viele Arbeitgeber eine besondere Taktik an den Tag, um sich gegenüber Talenten bekannter zu machen – auch online.
Die Karriereseite ist dann zwar meist übersichtlich, aber dennoch emotional gestaltet. Den Kandidaten lachen darauf die Gesichter echter Mitarbeiter an und in teilweise selbstgedrehten Videos berichten sie sehr authentisch von ihrem Arbeitsalltag. Dabei kommt nicht nur zur Sprache, wie erfüllend und sinnstiftend es ist, anderen zu helfen, sondern dass die tägliche Arbeit nur deshalb so gut von der Hand geht, weil Kultur, Werte und Teamgefüge stimmen. Diese Faktoren sind manchem Talent viel wichtiger als eine top Work Life Balance und viel Geld auf dem Konto, wie die Studie Recruiting Trends 2018 der Universität Bamberg belegt.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Dort, wo es geht, punkten viele gemeinnützige Arbeitgeber aber auch mit Arbeitszeitmodellen, die Familie und Beruf vereinbar machen. Gerade im Pflegebereich ist das von großer Bedeutung. In der Branche ist der Frauenanteil schließlich sehr hoch. Gleichzeitig werden Wiedereinstiege nach der Elternzeit und die Bindung ans Unternehmen während der Familienphase gefördert. Es gibt etwa Stammtische für Mitarbeiter in Elternzeit, die die Arbeitgeber organisieren, um über aktuelle Entwicklungen in der Organisation zu informieren. Auch attraktive betriebliche Kinderbetreuungsangebote werden verstärkt angeboten.
Was angehenden Arbeitnehmer außerdem wichtig ist: Wertschätzung. Eine Kunde, die in der freien Wirtschaft noch nicht überall angekommen ist. Immer häufiger klagen Mitarbeiter über mangelnde Wertschätzung. Laut des jüngsten Gallup Engagement Index haben über fünf Millionen Arbeitnehmer (14 Prozent) deswegen bereits innerlich gekündigt und besitzen keine Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Gerade einmal 15 Prozent der Beschäftigten weisen eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber auf und gehen ihrer Arbeit mit Hand, Herz und Verstand nach. Die meisten – das betrifft drei von vier Beschäftigten - machen höchstens Dienst nach Vorschrift.
Wenn Wertschätzung groß geschrieben wird
Hierzu setzen Non-Profit Organisationen und NGOs in ihrem Employer Branding bewusst Kontrapunkte. Und das Beste dabei ist: Wertschätzung zu zeigen, ist nicht teuer. Bei Willkommenstagen für neue Mitarbeiter stellen sich beispielsweise viele Non-Profit Organisationen und NGOs nicht nur als Arbeitgeber vor. Vorstandsmitglieder und Geschäftsleitung nehmen sich außerdem bewusst Zeit, um in einen ernsthaften Dialog mit potenziellen Mitarbeitern zu treten. Fazit: Auch mit einfachen Mitteln kann Employer Branding zum Erfolg führen. Es muss nicht immer die Hochglanzkampagne sein – ganz im Gegenteil. Bei allen gezeigten Beispielen sieht man sehr gut, wie wichtig eine Employer Branding Agentur ist.