Die Digitalisierung ist wahrscheinlich der Megatrend des bisherigen 21. Jahrhunderts und beeinflusst unser Weltbild nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Dieser Wandel der Gesellschaft bringt logischerweise auch für Unternehmen große Herausforderungen in vielfältigen Bereichen mit sich. Die starke digitale Vernetzung von Menschen und intelligenten Maschinen, führt zu zahlreichen Veränderungen im Arbeitsalltag der Mitarbeiter, welche unbedingt berücksichtigt werden sollten.
Warum ist das Thema bedeutend für das interne Employer Branding?
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es für Unternehmen nicht nur entscheidend neue, passende Mitarbeiter für sich zu gewinnen, sondern diese in ihrem Unternehmen auch zu halten. Die Zeiten, in denen Mitarbeiter Jahrzehnte im Betrieb verbleiben sind längst vorbei. Passende Nachfolger für freiwerdende Stellen zu finden wird aufwändiger und schwieriger als noch vor einigen Jahren. Daher wird auch das interne Employer Branding immer wichtiger, um herauszufinden welche Probleme im Unternehmen bestehen und was sich die Mitarbeiter wünschen.
Laut einer Studie der Manpowergroup von 2015, sind die größten Motivationsfaktoren für Mitarbeiter:
- Gutes Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten (65%)
- Flexible Arbeitszeiten (50%)
- Gutes Verhältnis zu Kollegen, auch über die Arbeit hinaus (42%)
- Kostenlos zur Verfügung gestellte Getränke (33%)
- Viel Teamarbeit (33%)
Es wird deutlich, dass Mitarbeiter vor allem ein gutes Betriebsklima motiviert. Zwischenmenschliche Kommunikation ist weiterhin extrem wichtig und die jüngere Generation legt immer mehr Wert auf flache Hierarchien und ein entspanntes Arbeitsklima.
Das Problem ist aber: Die Kommunikation wird zunehmend virtueller und das Arbeitsumfeld immer digitalisierter. Unternehmen geben viel Geld für IT-Strukturen, Softwares und immer effizientere Produktionsabläufe aus, vergessen aber häufig ihre weiterhin wichtigste Ressource: der Mensch bzw. der Mitarbeiter. Unternehmen müssen sich stetig an neue Bedingungen, Kundenwünsche und technischen Fortschritt anpassen, müssen agil sein. Allein durch Automatisierung ist das nicht zu schaffen. Investitionen in die Mitarbeiter sind also von zentraler Bedeutung. Aber was kann ein Unternehmen konkret tun?
Möglichkeiten der Digitalisierung um Mitarbeiter zu binden
Ein wichtiges Schlagwort beim Thema Digitalisierung ist das „Lebenslange Lernen“. Zu diesem müssen die Mitarbeiter ausreichend motiviert und unterstützt werden, um dann den immer neuen Anforderungen gewachsen zu sein. Nicht nur Workshops und Schulungen sind dafür eine Möglichkeit, sondern auch modernere Formen der Weiterbildung, wie z.B. Webinare oder Lern-Apps.
Ein Beispiel für eine solche Lern-App ist bei Lufthansa zu finden. Das Unternehmen wollte seinen Mitarbeitern auf spielerische Art und Weise die Datenschutzbestimmungen vermitteln. So haben sie zusammen mit der Hochschule Darmstadt eine App entwickelt, welche vor allem von Piloten und Flugbegleitern in Leerlaufzeiten über ihre mobilen Geräte genutzt werden sollen. Gestaltet ist die App nach dem „Wer wird Millionär“-Prinzip: eine Frage, drei Antwortmöglichkeiten und bei Bedarf ein 50:50 Joker. So können die Mitarbeiter auf angenehme Weise auch „trockene“ Inhalte lernen – und das auch noch unterwegs. Eine weitere Möglichkeit ist es mit solchen Apps Wissen jederzeit zur Verfügung zu stellen. Besonders relevant ist dies beispielsweise im medizinischen Bereich, wenn zur Diagnose bei einem Patienten bestimmte Fragen aufkommen. Niemand kann alles wissen, vor allem nicht in einer Zeit mit so einer riesigen Informationsflut. So gibt es die Möglichkeit Wissensdatenbanken zu erstellen und den Mitarbeitern auf ihren mobilen Geräten zur Verfügung zu stellen – das spart natürlich Zeit.
Abgesehen vom Thema Lebenslanges Lernen müssen auch die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllt werden. Hier bietet sich eine offene Kommunikationskultur an, bei der auch explizit nach Meinungen der Mitarbeiter gefragt wird bzw. diese auch Gehör finden. Wie eingangs erwähnt ist Mitarbeitern ein gutes Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten wichtig. Durch die fortschreitende Digitalisierung wird die Kommunikation jedoch überwiegend virtuell stattfinden.
Wie können Unternehmen gegensteuern? Ein paar Beispiele:
- Einführen eines Messenger-Dienstes, wie z.B. Microsoft Lync bzw. Skype for Business.
Zum einen nutzen die Mitarbeiter sehr wahrscheinlich bereits privat Messenger und akzeptieren diese gern und schnell. Zum anderen ist es damit möglich eine schnellere und direktere Kommunikation zu schaffen als beispielsweise via E-Mail. Auch kann angezeigt werden, ob sich derjenige gerade am Arbeitsplatz befindet, im Homeoffice, nicht gestört werden möchte oder in einer Besprechung sitzt. Auch Funktionen wie (Video-)anrufe sind möglich oder das Sharing des Bildschirms. - Ausgleiche schaffen zu der digitalen, unpersönlichen Arbeitswelt.
So können beispielsweise firmeninterne Events, Betriebsausflüge oder sonstige außerbetrieblichen gemeinsamen Veranstaltungen die Sympathie zwischen den Mitarbeitern erhöhen und ein familiäreres Umfeld erschaffen, in denen die Mitarbeiter sich gerne gegenseitig unterstützen, Wissen teilen und motiviert zusammen arbeiten. Auch digitale Möglichkeiten können für ein persönlicheres Miteinander eingesetzt werden, z.B. in Form von kleinen Spielen - online oder offline (via Controller und Bildschirm) oder unternehmensinterne Gruppen/Chats zu Interessen und Leidenschaften der Mitarbeiter. - Unternehmensinterne Mitarbeiterdatenbank
Jeder Mitarbeiter stellt sich im Intranet kurz vor - Interessen, Hobbys, aktuelle Position und Aufgabenbereich im Unternehmen, bisherige Ausbildung etc. So können sich auch neue Mitarbeiter schneller im Unternehmen zurechtfinden, wissen bei wem sie welche Informationen bzw. Hilfe bekommen können, wer für was zuständig ist und finden leicht Themen um mit jemanden in Kontakt treten zu können. - Wissensmanagement
Ein wichtiger Punkt ist es auch das vorhandene Wissen im Unternehmen zu sichern, bevor ein Mitarbeiter austritt. Auch bei größten Employer Branding Bemühungen kann dies passieren und darauf muss ein Unternehmen gefasst sein, indem es erfolgreich Wissensmanagement betreibt. Es gibt mittlerweile ein großes Angebot an elektronischen Tools und Services, die für ein umfangreiches Wissensmanagement auch notwendig sind. Damit Mitarbeiter Wissen aber überhaupt weitergeben, müssen bestimmte Bedingungen und Anreize geschaffen werden. Besonders wichtig ist, dass sie keine Angst um den Verlust ihres Arbeitsplatzes haben dürfen, wenn sie ihr Wissen teilen. Es muss aufgezeigt werden, dass nicht nur das Wissen des Mitarbeiters für das Unternehmen wichtig ist, sondern vor allem seine Kompetenz. Zusätzlich können verschiedene materielle oder immaterielle Anreize angeboten werden und Schulungen, wie das Wissensmanagement im Unternehmen gehandhabt werden soll. Durch ein erfolgreiches Wissensmanagement bleibt nicht nur das Wissen im Unternehmen, sondern alle Mitarbeiter können von diesem profitieren und wissen wo welche Informationen zu finden sind.
Fazit
Die Digitalisierung wird auch zukünftig von den Unternehmen viel abverlangen. Besonders die Mitarbeiter dürfen dabei nicht vergessen werden, weil sie die wichtigste Ressource in einem Unternehmen darstellen und auf dem Arbeitsmarkt zukünftig noch begehrter sein werden. Daher ist es wichtig sich frühzeitig damit zu beschäftigen welche Anforderungen die Mitarbeiter haben müssen und wie sie dafür von der Unternehmensseite unterstützt werden können. Weiterhin ist es wichtig eine offene Unternehmenskultur zu schaffen, die der Mitarbeiter ungern verlassen möchte. Selbst wenn der Mitarbeiter irgendwann das Unternehmen verlässt, wird er die positiven Eindrücke nach außen tragen und so zu einem positiven Image des Unternehmens beitragen.