Was musste sich der Unternehmensnachwuchs nicht schon alles anschauen? Azubis, die sich durch ein Employer Branding Video rappen. Oder angehende Talente eines großen Medienkonzerns, die auf Monsterjagd gehen. Am Ende des Gruselfilmchens winkt der Ausbildungsjob. Kann man so machen. Das perfekte Employer Branding Video sieht aber anders aus.
Warum Employer Branding Videos immer wichtiger werden
Es ist schon richtig: Wer heute als Arbeitgeber auf der Suche nach Talenten ist, muss kreativ werden. Die Zeiten der Massenarbeitslosigkeit sind vorbei und Bewerber sind wieder begehrt auf dem Arbeitsmarkt. Das hat ihr Selbstvertrauen nachweislich gesteigert. Vor allem das der jüngeren Generation.
Gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut YouGov hat das Karriereportal Monster über 4.000 Arbeitnehmer in Europa befragt und herausgefunden, dass insbesondere bei den Ypsilonern wenig bis keine Selbstzweifel in punkto Karrierechancen bestehen.
Würden sie morgen ihre Arbeit verlieren, rechnen 72 Prozent der Befragten damit, schnell wieder in Lohn und Brot zu kommen. Mehr noch: In der Regel können sie sogar zwischen Arbeitgebern wählen und sich für den entscheiden, der die besten Bedingungen bietet. Soweit, so logisch.
Sich mit Employer Branding Videos von anderen Arbeitgebern abheben
Logisch ist auch, dass sich Unternehmen, die diese Zielgruppe im Recruiting für sich begeistern wollen, von anderen Arbeitgebern abheben müssen. Im Grunde genommen bewirbt sich nicht mehr das Talent beim Arbeitgeber, sondern umgekehrt. In diesem Zusammenhang entdecken Unternehmen verstärkt das Employer Branding Video als Mittel der Wahl.
Und das ist auch gewiss kein schlechter Gedanke. Insbesondere die Generationen Y und Z sind mit dem mobil verfügbaren Internet, Smartphones und Tablets groß geworden. Kommunikation findet für sie ganz selbstverständlich über Chats, Social Media, Bilder und Videos statt.
Der Gedanke liegt also nahe, Kandidaten mit einem eigens für sie produzierten Video auf sich aufmerksam zu machen. Die Chancen, dass das gelingt, stehen gut. Der Forschungsverbund Südwest (mpfs), der für die JIM-Studie jährlich die Mediennutzung Jugendlicher erhebt, hat herausgefunden, dass der Talentnachwuchs an einem durchschnittlichen Wochentag rund 208 Minuten online ist. Das sind dreieinhalb Stunden, in denen Arbeitgeber online mit potenziellen Kandidaten in Kontakt treten können. Pro Tag!
YouTube ist eine der beliebtesten Plattformen
Als eines der beliebtesten Portale hat sich die Videoplattform YouTube entpuppt. Was, wenn nicht ein Employer Branding Video, wäre hierfür wohl der perfekte Inhalt? Soweit, schon mal so gut. Nun zur Kehrseite der Medaille. Die Voraussetzung, dass die Botschaft eines Employer Branding Videos ankommt, ist allerdings, dass ein Arbeitgeber darin exakt die Fragen beantwortet, die Talente am meisten interessieren. Davon waren viele der Kurzfilmchen in der Vergangenheit aber leider weit entfernt. So schafft es die BVG mit einer witzigen Aktion auf sich aufmerksam zu machen:
Die Bandbreite der Peinlichkeiten reicht von unscharfen, verwackelten Bildern, O-Tönen, in denen die Hintergrundgeräusche lauter waren als die Sprechenden über gähnend langweiligen Fahrstuhlsound als Unterlegmusik bis hin zu Chefs, die ihre Vakanzen in der Art eines Teleshopping-Verkäufers mit übertriebenem „In-die-Kamera-Brüllen“ anpriesen.
Verzweifelte Versuche, die scheiterten
Und dann gab es da noch die verzweifelt auf witzig getrimmten Raps oder die auf Hochglanz polierten Clips mit donnerndem Sound und Models in Lack und Leder, die sich vor der Kamera für einen Handwerksberuf abzappelten. Dabei kamen weder Arbeitsinhalte zur Sprache, noch Arbeitsbedingungen, geschweige denn wurde die Frage beantwortet, was den Bewerber im Betrieb erwartet oder wie sein Arbeitsalltag aussieht. Und auch von den Kollegen und dem eigentlichen Arbeitsort keine Spur. Die einzige Aussage des Clips: „Wir sind ja sowas von cool.“
Und das ging sowas von daneben! Viele der Filmchen schafften es zwar zum Viralhit, allerdings mit unrühmlichem Erfolg. Sie wurden im Netz Zielscheibe von Spott und Hohn. Ziel verfehlt. Arbeitgeberimage kaputt. Talent weg.
Was wollen Talente im Employer Branding Video erfahren?
Damit ein Employer Branding Video zum Hit wird, müssen dessen Inhalte die Erwartungen der Zielgruppe erfüllen. Doch aus Angst, dass das Video staubtrocken wirken könnte, wenn es „nur“ den Firmenalltag widerspiegelt, greift mancher Betrieb zu einem Szenario, das fernab jeder Wirklichkeit ist und kommuniziert damit geradewegs an der Zielgruppe vorbei.
Talente erwarten von Arbeitgebern keine Szenen mit Feuerinferno, ölverschmierter Haut oder lasziven Gesten. Sie wollen sich ein Bild von ihrem zukünftigen Job machen. Dazu gehören:
- Eine Beschreibung des Arbeitsgebietes
- Eine Vorstellung von den künftigen Aufgaben
- Eine Idee von der Beschaffenheit der Stelle und beruflichen Projekten
- Einblicke ins Arbeitsklima und ins Arbeitsumfeld
Hier hat etwa der Versicherer LVM mit seinem Employer Branding Video vieles richtig gemacht. Gedreht wurde im Firmenambiente. Und das Ergebnis ist alles andere als langweilig und staubtrocken. Einer guten Unterlegmusik, einem dynamischen Schnitt und perfekter Tonqualität sei Dank. Auch die vielen lachenden Gesichter der Kollegen kommen nicht schlecht herüber. Ganz besonders sticht aber auch das Video von Veolia heraus.
Kommunikation auf Augenhöhe
In einem Dreiminüter erzählen hier zum Beispiel Auszubildende im lichtdurchfluteten und modern gestalteten Firmenambiente, wie die Lehre aufgebaut ist, welche Inhalte zu erwarten sind, dass im Unternehmen Wert auf eine freundliche Kultur gelegt wird und die Hierarchien flach sind. Garniert wird das Ganze mit Informationen über flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten.
Dass hier der Azubi direkt zum künftigen Azubi auf Augenhöhe spricht, ist indessen als ein genialer Schachzug werten. Denn nichts wirkt spröder, als wenn der angegraute Konzernchef in Anzug und Krawatte von „oben herab“ berichtet, was ein Talent im Haus erwartet. Viel authentischer und nahbarer ist es doch, wenn dieser Input von einem Talent auf der gleichen Stufe kommt. Fazit: Employer Branding Videos oder Recruiting Video müssen vor allem eins sein – authentisch. Dann klappt’s auch mit der Bewerbung beim Talent.