In Zeiten des Fachkräftemangels und der voranschreitenden Digitalisierung ist Wissen für Unternehmen zu einer strategischen Ressource geworden: Nie veraltete Know-how schneller, nie war es am Markt schlechter verfügbar. Insofern müssen Arbeitgeber dafür sorgen, dass die Expertise, die einem Unternehmen zur Verfügung steht immer exzellent und auf dem neuesten Stand ist. Denn nur durch Wissensführerschaft gewinnt man heute Märkte. Sie ist die Voraussetzung für einzigartige Innovationen. Hierbei spielt ein ausgeklügeltes Bildungsmarketing eine wichtige Rolle.
Die ganz Großen aus dem Silicon Valley machen es seit Jahren vor. Apple, Google, Facebook, Microsoft und Co. – sie alle sind mit jeder Faser ihres Unternehmens darauf ausgerichtet, das „nächste große Ding“ zu landen und dem Wettbewerb immer die entscheidende Nasenlänge voraus zu sein. Voraussetzung für das „Next Big Thing“ sind Ideen. Nicht einfach irgendwelche. Es geht um Herausragende.
Bildungsmarketing: Damit die Besten auch die Besten bleiben
Dafür braucht ein Unternehmen die Besten der Besten in der Mitarbeiterriege. Das lässt sich in der Rekrutierung durch ein diffiziles Auswahlverfahren sicherstellen. Hier überlassen die Big Player nichts dem Zufall und durchleuchten Jobanwärter in Assessment Centern, zig Jobinterviews, Probearbeitstagen und dergleichen bis auf die Knochen. Die Kandidaten spielen das Spielchen mit – wer will schließlich nicht beim Innovations- und Marktführer arbeiten? Und wer die Auswahlstrecke nicht durchhält, hat in den heiligen Hallen der Internet- oder Techgiganten eh nichts zu suchen.
Doch die Suche nach dem fast schon überperfekten Kandidaten ist nur die eine Seite der Medaille, um sich als Unternehmen in den heute so schnelllebigen Märkten zu behaupten. Denn nie war die Halbwertszeit von Wissen geringer, nie entwickelten sich Prozesse, Technik und Ideen schneller weiter. Treiber ist die digitale Transformation: Je mehr Routinejobs an den Computer ausgelagert werden, umso mehr beschleunigen sich die Abläufe innerhalb der Unternehmen.
Diese müssen daher dafür sorgen, dass die eben noch so handverlesen ausgesuchten Kandidaten nicht irgendwann hinter den Entwicklungen hinterherhinken. Dazu muss ihr Wissen immer auf dem neuesten Stand sein. Einerseits, um neue technische Anwendungen stets angemessen bedienen zu können und andererseits, um weiterhin Ideen auf gewohnt hohem Niveau hervorzubringen. Für Arbeitgeber bedeutet das: Sie müssen in ihr Bildungsmarketing investieren.
Was ist Bildungsmarketing?
Bildungsmarketing oder auch Personalentwicklungsmarketing zielt darauf ab, die Bildungs- und Personalentwicklungsaktivitäten innerhalb einer Organisation konsequent an den Unternehmenszielen auszurichten. Ohne ein aktives Bildungsmarketing blieben viele Schritte in der Personalentwicklung wirkungslos, weil das vermittelte Wissen nicht mit der Expertise deckungsgleich ist, die zur Erfüllung der betrieblichen Bedürfnisse notwendig ist. Auf Deutsch: Die Weiterbildungsmaßnahmen eines Unternehmens sind zwar nett gemeint, schießen aber geradewegs an den Unternehmenszielen vorbei. Das macht gleich in zweifacher Hinsicht keinen Sinn.
Erstens wird darunter unweigerlich die Performance des Unternehmens leiden, weil Aufgaben nicht perfekt ausgeführt werden können. Zweitens werden Mitarbeiter irgendwann unter ihrer dahinschwindenden Expertise zu leiden beginnen: Zum Beispiel, weil sie Sachverhalte nicht mehr so gut einschätzen können wie früher und ihnen Entscheidungen deutlich schwerer von der Hand gehen.
Im schlimmsten Fall führt das zu:
- Erhöhter Fluktuation
- Einer abnehmenden Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Zielen
- Stagnierender Arbeitsmotivation
- Einer Abnahme der Arbeitszufriedenheit
- Einer Verschlechterung des Arbeitsklimas
Warum gutes Bildungsmarketing für das Arbeitgeberimage ist
Hinzu kommt, dass es Unternehmen auch auf dem Arbeitsmarkt immer schwerer haben werden, Kandidaten für sich zu begeistern. Denn die bestehenden Mitarbeiter werden zunehmend weniger als positiv besetzte Markenbotschafter gegenüber potenziellen Bewerbern fungieren. Einfach, weil man ihnen die zunehmende Unzufriedenheit anmerkt.
Lange Rede, kurzer Sinn. Für moderne Unternehmen führt also kein Weg daran vorbei, die eigene Organisation zu einer lernenden Organisation umzubauen. Doch wie kann das gelingen? Voraussetzung dafür ist ein strategischer Bildungsmarketingprozess. Dieser umfasst aber wesentlich mehr, als nur die Identifikation des zur Zielerreichung benötigten Wissens durch Feedbackgespräche oder Mitarbeiterumfragen. Auch die Art und Weise des Lernens muss den Bedingungen des Digitalzeitalters Rechnung tragen.
Ablauf des perfekten Bildungsmarketingprozesses
Dazu müssen Arbeitgeber zunächst verstehen, dass sich Lernen im Digitalzeitalter massiv gewandelt hat. In einer sich permanent verändernden Arbeitswelt findet der Wissenserwerb rund um die Uhr statt. Arbeitnehmer lernen konstant und eher unbewusst, in kleinen Etappen und füllen Wissenslücken auf, sobald sie entstehen. In vielen Fällen hilft schon die Konsultation von Google.
Für die Bereiche, in denen die Suchmaschine Antworten schuldig bleibt, haben sich alternative Lernformate etabliert. Viele setzen auf agile und partizipative Strukturen. Das kann so weit gehen, dass Mitarbeiter die Wissensveranstaltung, die sie benötigen, sehr spontan selbst initiieren. Eben genau dann, wenn sie merken, dass sie Wissenspritzen brauchen.
Eines von vielen Beispielen ist das Barcamp. Das ist eine offene Tagung in kleinem Kreis, zu dem der Mitarbeiter einlädt, der ein Problem lösen will. Dabei setzt er auf den Gedankentransfer mit Kollegen. Andere Formen des Lernens 4.0 „firmieren“ unter Titeln wie Hakathon, MOOC, Online-Learning-Community oder Jamsessions. Alle sind auf kollaborativen Austausch ausgerichtet, online, offline, in kleinen Gruppen, zu Hunderten oder zu Tausenden. Aber auch das klassische Seminar hat seine Bedeutung nicht verloren.
Neue Lernformen etablieren
Wichtig dabei ist, dass Arbeitgeber ihre Teams auch dabei einbeziehen, die geeigneten Lern- und Wissensformate zu eruieren. Umso passgenauer wird das Lernangebot ausfallen und umso intensiver wird es auch genutzt werden. Hierzu bieten sich wiederum Feedbackgespräche, Mitarbeiterbefragungen und die Auswertung bereits absolvierter Angebote an.
Jenseits der Etablierung der passgenauen Angebote sollten Arbeitgeber aber auch die Bedeutung des informellen Lernens nicht unterschätzen. Auch hierfür sollten Möglichkeiten geschaffen werden, die die Kollegen zum regelmäßigen Austausch ermutigen. Zum Beispiel während des Teammeetings, per instant Messenger oder Intranet. Aber auch der Flurtalk sollte nicht mit hochgezogenen Augenbrauen goutiert werden. Oft entstehen im Vorbeigehen die besten Ideen.
Last but not least muss dem informellen Lernen aber auch Raum gegeben werden. Das wird bei zu voll gestopften Projektplänen nicht gelingen. Stattdessen setzt ein gelingendes Bildungsmarketing bewusst auf Auszeiten und Pausen für Mitarbeiter. Denn nur so entsteht überhaupt die Möglichkeit, sich untereinander in den eigens geschaffenen urgemütlichen Plauderecken auszutauschen. Und wenn nur über Privates gesprochen wird? Auch gut! Dann hat man als Arbeitgeber etwas für das Betriebsklima getan.