Was hat eine Bewerbungsabsage bitteschön mit Employer Branding zu tun? Eine ganze Menge! Denn: Die Art und Weise, wie Sie sich von einem Talent verabschieden, färbt massiv auf Ihr Arbeitgeberimage ab. Welche Fettnäpfe Sie bei einer Bewerbungsabsage unbedingt umschiffen sollten.
Bewerbungsabsage: Bitte mit Bedacht formulieren
Wie heißt es so schön? Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Wer allerdings abgelehnten Bewerbern nicht die nötige Empathie entgegenbringt, riskiert, dass es niemals zu einem zweiten Mal kommt. Denn das Talent wird nie wieder auf die Idee kommen, sich erneut bei Ihnen zu bewerben.
Ein schlechter Absageprozess kann auch dafür sorgen, dass andere von einer Bewerbung absehen. So etwas spricht sich im Social-Media-Zeitaler schließlich wie ein Lauffeuer herum. Und so lassen Sie sich mit einer schlechten Bewerbungsabsage gleich unzählige Chancen entgehen. Wir haben ein paar Fettnäpfe zusammengestellt, in die Sie als Arbeitgeber besser nicht hineintappen sollten, wenn Sie eine Bewerbungsabsage formulieren. Legen wir los!
Fettnapf Nummer eins bei der Bewerbungsabsage: Nicht absagen
Zugegeben, jedem einzelnen Bewerber zu schreiben, macht Arbeit. Gerade, wenn Sie in der glücklichen Lage sein sollten, viele Bewerbungseingänge zu verzeichnen. Dennoch sollten Sie dem Gedanken, es mit der Bewerbungsabsage einfach sein zu lassen, keine Chance geben.
Zum einen, weil es einfach zum guten Ton gehört, dem Talent eine Antwort zu geben. Zum anderen, weil das Ausbleiben einer Antwort massive Konsequenzen für die eigene Employer Brand haben kann. Denn Arbeitgeber, die nach dem Eingang einer Bewerbung oder einem bereits geführten Vorstellungsgespräch Funkstille einkehren lassen, riskieren Negativbewertungen auf Arbeitgeberbewertungsplattformen wie Kununu oder glassdoor.
Bestehende Kununu-Einträge zeigen: Leider ist dieses Verhalten keine Seltenheit. Es trägt den Beinamen Job-Ghosting – der Arbeitgeber verschwindet wie ein Geist von der Bildfläche. Enttäuschte Bewerber machen sich dann mit frustrierten Kommentaren Luft – gut sichtbar für andere Kandidaten, die so von einer Bewerbung bei dem Unternehmen abgeschreckt werden könnten.
Talente schreiben zum Beispiel: „Es ist in Ordnung, wenn man nicht zusammenpasst, den Bewerber nach dem Erstgespräch zu ghosten allerdings nicht.“ Oder: „Leider habe ich auch zehn Wochen (!) nach meinem Interview dort trotz mehrerer Anfragen (telefonisch und per Mail) keinerlei Rückmeldung erhalten. Man tut so, als hätten wir nie miteinander gesprochen.“ (Quelle: https://news.kununu.com/job-ghosting-wenn-ploetzlich-keine-antwort-mehr-kommt/) Fazit: Senden Sie gegenüber abgelehnten Talenten klare Signale. Ansonsten riskieren Sie Ihr Arbeitgeberimage.
Fettnapf Nummer zwei bei der Bewerbungsabsage: Floskeln plump aneinanderreihen
Zumal es heute kein Hexenwerkwerk mehr ist, eine Bewerbungsabsage zu schreiben. Bewerbermanagementsysteme machen es Arbeitgebern einfach, ein Schreiben aufzusetzen. Sie beinhalten meist Textbausteine, aus denen sich das Dokument zusammenstellen lässt. Aber Vorsicht: Hier lauert schon der nächste Fettnapf. Diese Vorlagen sind nämlich eher als Inspiration und Hilfestellung gedacht und sollten nicht eins zu eins übernommen, sondern individuell auf den Bewerber zugeschnitten werden.
Denn: Dass ein Absageschreiben aus lieblos zusammengewürfelten Textbausteinen zusammengeschustert wurde, merken Kandidaten sofort! Es beinhaltet ausschließlich allgemein gehaltene Sätze und Standardfloskeln, die austauschbar sind. Das Talent zieht den Rückschluss: Hier hat sich der Personaler keine wirkliche Mühe gegeben, sondern den Schrieb nur schnellstmöglich verfasst. Wertschätzung sieht anders aus!
Zum Beispiel, indem Sie bestimmte Passagen aus der Bewerbung oder dem geführten Job-Gespräch aufgreifen, die Ihnen besonders gefallen haben. Gleichzeitig sollten Sie auch eine qualifizierte Rückmeldung geben, was den Ausschlag gegeben hat, dass das Talent nicht in die engere Wahl gekommen ist. So hat der Bewerber die Chance, es beim nächsten Mal anders zu machen und kann aus der Bewerbungsabsage wertvolle Schlussfolgerungen ziehen. Immerhin! Also: Individualität ist Trumpf!
Fettnapf Nummer drei bei der Bewerbungsabsage: Das AGG missachten
Auch aus arbeitsrechtlicher Sicht lauern bei der Formulierung einer Bewerbungsabsage Fettnäpfe. Stichwort: Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, kurz AGG. Das AGG zielt darauf ab, „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ zu verhindern und zu beseitigen.
Wenn Sie in dem Absageschreiben begründen, warum Sie sich gegen einen Bewerber entschieden haben, sollten Sie sich beispielsweise auf Aspekte wie fehlende Qualifikationen beziehen, die für die Position unabdingbar sind. Führen Sie hingegen Gründe an, die darauf rückschließen lassen, dass die Jobzusage zum Beispiel wegen des Alters, des Geschlechts oder der ethnischen Herkunft eines Bewerbers nicht erfolgte, begeben Sie sich aus juristischer Sicht auf Glatteis. Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen, lassen Sie das Absageschreiben noch einmal von Ihrem Hausjuristen prüfen.
Fettnapf Nummer vier bei der Bewerbungsabsage: Das falsche Timing
Ein weiterer Fauxpas, der Arbeitgebern bei der Bewerbungsabsage unterlaufen kann: Zu lange damit zu warten. Es ist nun mal so, dass das Digitalzeitalter eine gewisse Ungeduld mit sich bringt. Wer binnen Sekunden Bankgeschäfte erledigt, eine Reise bucht oder sich zum nächsten Lebenspartner wischt, wartet als Bewerber nicht mehr gerne wochenlang auf eine Rückmeldung von einem Arbeitgeber.
Die Erhebung „Ideales Bewerbungsverfahren aus Kandidatensicht“ von softgarden, einem Hersteller für Bewerbermanagementlösungen, belegt das schwarz auf weiß: 60 Prozent der Bewerber finden, dass der Gesamtprozess von der schriftlichen Bewerbung bis zur finalen Zu- oder Absage nicht länger als einen Monat dauern sollte. Also: Lassen Sie sich nicht zur Prokrastination hinreißen.
Bewerbungsabsagen schreiben: Die richtige Mischung macht‘s
Fazit: Wenn Sie Wert auf eine gute Employer Brand legen, sollten Sie in ihren Bewerbungsabsagen eine gute Mischung aus Empathie, Wertschätzung und respektvoller Manöverkritik hinbekommen. Hierzu sollten Sie das nötige Hirnschmalz in eine professionelle, juristisch wasserdichte und individuelle Bewerbungsabsage investieren und sich mit dem Versenden des Absageschreibens nicht zu lange Zeit lassen.
Dann spricht aus Ihrem Handeln ein hohes Maß an Respekt. Und dieser kehrt im besten Fall wie ein Boomerang zu Ihnen zurück. Zum Beispiel in Form einer Positivbewertung bei Kununu – Absage hin oder her. Wertschätzung lohnt sich – für alle Beteiligten.