Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen ein zentrales Problem. Durch gezieltes Personalmarketing und spezielles Ausbildungsmarketing können Personalentscheider die junge Generation besser erreichen. Junge Fachkräfte mit einer guten Schulbildung und einer qualifizierten Ausbildung tragen wesentlich zum Erreichen der Unternehmensziele bei. Zudem sichern sie unternehmensübergreifend den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in Deutschland. Die Basis dafür ist eine solide Berufsausbildung junger Menschen. Ausbildungsmarketing und Personalmarketing sind hier eine bedeutende Investition in die Zukunft.
Was ist Ausbildungsmarketing?
Ausbildungsmarketing ist eine besondere Form des Personalmarketing bzw. Recruiting. Das Azubi-Management umfasst sämtliche Aktivitäten eines Unternehmens, um angebotene Ausbildungsplätze mit qualifiziertem Nachwuchs zu besetzen. Ausbildungsmarketing ist eine Strategie, um mit Hilfe verschiedener Instrumente und Aktivitäten gute Auszubildende zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden.
Warum ist Ausbildungsmarketing wichtig für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen?
Für viele Unternehmen ist das Azubimarketing eine große Herausforderung. Der Mangel an guten Nachwuchs- und Fachkräften ist unübersehbar. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen kommt es darauf an, die richtigen Maßnahmen im Azubimanagement zu ergreifen, um darauf adäquat zu reagieren. Die Zeiten, als Unternehmen von Bewerbungen geflutet wurden, sind längst Vergangenheit. Stichworte wie demografischer Wandel und Überalterung der Gesellschaft sind sollten innerhalb der Personal-Abteilung intensiv diskutiert werden.
Um die eigene Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten, müssen sich gerade kleine und mittlere Unternehmen, die weniger bekannt sind, ernsthaft Gedanken über das Personalmanagement machen. Das professionelle und offensive Ausbildungsmarketing spielt dabei eine wichtige Rolle.
Sie sollten sich zunächst folgende Fragen stellen:
- Wie kann ich die Aufmerksamkeit für mein Unternehmen als Ausbildungsbetrieb erhöhen?
- Wie funktioniert die gezielte Ansprache potenzieller Azubis?
- Wie kann ich mich von Wettbewerbern um Auszubildende abheben?
- Welche Maßnahmen machen das professionelle Ausbildungsmarketing aus?
- Welche Erfolgsfaktoren und Botschaften machen die Qualität des Azubimarketing aus?
Probleme und Chancen der beruflichen Bildung in Deutschland Neben dem Mangel an Nachwuchs- und Fachkräften gilt es weitere Probleme zu lösen:
- Die Integration von Jugendlichen mit schwierigen Startchancen bei sich dynamisch verändernden und steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz
- Die zunehmende Globalisierung der geschäftlichen Beziehungen
- Die wachsende Bedeutung des europäischen Bildungsraumes
- Die Einführung innovativer Konzepte zur Berufsbildung, die sich stärker an Kompetenzen und Prozessen orientieren
Die Situation der Berufsausbildung in den deutschen Unternehmen
Die Studie Ausbildung 2013 der DIHK zeigt deutlich, dass der demografische Wandel und der damit verbundene Nachwuchs- und Fachkräftemangel in deutschen Unternehmen angekommen ist. Die Studie hat 15.002 Unternehmen zum Thema Ausbildung untersucht. Das Ergebnis der IHK Dachorganisation zeigt, dass sich die Problemstellung vorwiegend auf Kleinbetriebe auswirkt. 2012 blieben insgesamt 70.000 Ausbildungsplätze in Deutschland unbesetzt. Die Folgen für jeden einzelnen Ausbildungsplatz sind dadurch schnell ersichtlich.
Der Azubi wird zur Mangelware - besonders für den Mittelstand. Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, um die Herausforderung zu meistern, haben viele Unternehmen bereits erkannt. Sie nutzen verstärkt innovative Wege, z.B. das Azubimanagement und neue Medien. 60 Prozent der befragten Unternehmen setzen verstärkt auf das Internet und die sozialen Medien. Viele Firmen reagieren auf die aktuelle Entwicklung, indem sie ihre Anforderungen an die Auszubildenden herunter schrauben. So wollen sie die Integration von leistungsschwachen Jugendlichen verbessern. Die Mehrheit der Unternehmen ist bereit, auch bildungsfernen Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen ist unzufrieden mit den Möglichkeiten zur Berufsorientierung der Jugendlichen. Für mehr als 50 Prozent der Unternehmen ist das ein wesentliches Ausbildungshemmnis.
Die heutigen Probleme der Unternehmen:
- Zu wenige bzw. gar keine Schulabgänger bewerben sich auf die angebotenen Ausbildungsplätze
- Die Bewerber gehen oft mit falschen Vorstellungen in die Ausbildungssituation hinein
- Die Schulabgängerinnen und Schulabgänger bewerben sich oft mit unzureichenden Voraussetzungen
- Ausbildungsverhältnisse werden häufig vorzeitig abgebrochen oder von Seiten der Unternehmen gekündigt
- Der Ausbildungsmarkt wird falsch eingeschätzt
Die Chancen des Ausbildungsmarketing
Mit der Umsetzung eines systematischen Ausbildungsmarketing haben heutige Unternehmen auch in Zukunft gute Chancen. Zunächst gilt es, das Interesse der potenziellen Bewerberinnen und Bewerber frühzeitig zu wecken. Es muss ein ausreichende Anzahl an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern angesprochen werden. Die Kriterien zur Auswahl der geeigneten Auszubildenden müssen optimiert werden. Schließlich ist die langfristige Bindung der besten Azubis an das Unternehmen sicherzustellen.
Die Maßnahmen im Rahmen des Ausbildungsmarketing müssen gut auf die Zielgruppe abgestimmt sein Dabei hilft auch eine gute Employer Branding Agentur. Zudem sollten sie sich synergetisch ergänzen und Alleinstellungsmerkmale innerhalb des Wettbewerbs bilden. Eine klare Zielformulierung hilft Unternehmen deutlich weiter.
So lassen sich messbare Vorteile mit Hilfe von Ausbildungsmarketing und Personalmarketing erreichen:
- Verbesserung der Qualität der Bewerberinnen und Bewerber
- Steigerung der Quantität der Bewerberinnen und Bewerber
- Erlangen von mehr Wissen über die Einstellungen, Fähigkeiten und Kenntnisse der zukünftigen Azubis
- Neue Ansätze in der Personalentwicklung und Personalbindung
- Senken der Kosten und des Aufwands für die Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern
- Verstärktes Vermitteln von realistischen Einblicken in die verschiedenen Berufsfelder an die Schülerinnen und Schüler, um die Quote der Ausbildungsabbrüche zu minimieren
- Optimieren des Images von Unternehmen als guter Arbeitgeber
Was ist der Unterschied zwischen Ausbildungsmarketing und Berufsmarketing?
Die Initiatoren des Ausbildungsmarketing sind Unternehmen. Beim Berufsmarketing sind es die Verbände und Netzwerke der Unternehmen, die die gemeinsamen Interessen fördern und umsetzen, z.B. Kammern, wie die Handwerkskammer (HWK) oder die Industrie- und Handelskammer. Die Zielsetzung des Berufsmarketings ist, Informationen über neue und wenig bekannte Ausbildungsberufe wirksam an die Zielgruppen zu kommunizieren. Ein wirksames Mittel hierzu sind berufsbezogene Imagefilme.
Schritt für Schritt zum gelungenen Ausbildungsmarketing
Ausbildungsmarketing sollte immer systematisch und zielgerichtet erfolgen. Der Prozess umfasst im Wesentlichen fünf Schritte.
Ziele für das Personalmanagement und Azubimanagement formulieren
Ziele sind Ansatzpunkte zur zielgerichteten Steuerung von Prozessen und sie dienen der Orientierung der Azubis. Das klare Formulieren von Zielen ermöglicht die Kontrolle der erzielten Erfolge im Azubimanagement. Folgende Beispiele sind mögliche Ziele:
- Erhöhen der Anzahl der eingehenden Bewerbungen um Ausbildungsplätze um xx%.
- Verbessern der Quote von geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern xx%.
- Rekrutieren von mindestens x Auszubildenden pro Jahr.
- Gezielte Ansprache von Studienabbrechenden als spezifische Zielgruppe.
- Erstellen einer Checkliste und eines Anforderungsprofils an zukünftige Auszubildende.
Zielgruppen festlegen
Eine oder mehrere Zielgruppen sollten möglichst detailliert definiert werden. Mögliche Zielgruppen sind Abiturientinnen und Abiturienten, Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern oder Jugendliche aus der Region. Ein Unternehmen sollte den Rahmen für seine Zielgruppen zum Gewinnen von Auszubildenden individuell festlegen. Als Zielgruppen des Ausbildungsmarketings kommen nicht nur potenzielle Azubis in Frage, sondern auch Freundinnen und Freunde, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Multiplikatoren, z.B. Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und andere Familienmitglieder. Des Weiteren sollten Daten von Ausbildungsabbrüchen und Studienabbrüchen berücksichtigt werden.
Konzept für Azubimanagement entwickeln
Auf der Grundlage der Ziele wird ein Konzept erstellt. Ein Konzept für das Azubimanagement sollte sich am regionalen und überregionalen Markt orientieren. Es sind Instrumente und Maßnahmen auszuwählen, die den Mechanismen und der Dynamik des Arbeitsmarktes entsprechen. Das richtige Employer Branding ist wichtig die Gewinnung guter Azubis.
Instrumente und Maßnahmen
Bei der Auswahl der Instrumente und Maßnahmen im Ausbildungsmarketing ist zu beachten, dass sie sich sinnvoll in die Gesamtstrategie des Unternehmens integrieren lassen. Durch geschicktes Kombinieren von verschiedenen Maßnahmen kann ein effizienter Marketing-Mix erzielt werden. Dabei spielen analoge Medien wie zum Beispiel das Schulmarketing und digitale Angebote eine gleichwertige Rolle, sofern sie sinnvoll eingesetzt werden.
Erfolgskontrolle
Setzen Sie sich mit folgenden Fragen kritisch auseinander und leiten Sie daraus Konsequenzen für Ihr individuelles Konzept zum Ausbildungsmarketing ab:
- Wurden die festgelegten Kennzahlen und die gesteckten Ziele erreicht?
- Wurde das Budget an Finanzen und Zeit eingehalten?
- An welchen Stellen sollte das Konzept optimiert werden?
- Mit welchen Mitteln / Tool lassen sich im Azubimanagement die besten Effekte erzielen?
- Brauchen Sie eine Werbeagentur, um die Erfolge zu erreichen?
Welche Erfolgsfaktoren sind beim Ausbildungsmarketing wichtig?
Der Erfolg der Maßnahmen zum Azubimarketing hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Maßnahmen sind tendenziell erfolgreicher, wenn sie ein Alleinstellungsmerkmal haben oder einen Überraschungseffekt aufweisen. Sinnvoll ist es, auch Auszubildende mit in die Gestaltung des Ausbildungsmarketing einzubinden. Dadurch bleibt das Unternehmen „up to date“.
Bewährte Maßnahmen im Ausbildungsmarketing
Die Auswahl der Maßnahmen im Azubimanagement sollte sich nach dem Unternehmen selbst und dem Unternehmensumfeld richten. Es gibt sechs Kategorien für Maßnahmen im Ausbildungsmarketing:
Kooperation mit Schulen
Schülerpraktika und Informationsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern gehören zu den Grundlagen der Personalarbeit im Azubimarketing
Messen und Firmenveranstaltungen
Teilnahme an regionalen und überregionalen Firmenkontaktveranstaltungen und Veranstalten eines „Tags der offenen Tür“ im eigenen Unternehmen. Hier können sich die Ausbildungsverantwortlichen einen intensiven Eindruck verschaffen. Auch regionale Angebote der IHK oder HWK bieten gute Möglichkeiten für das eigene Recruiting
Nutzen des Internets und der sozialen Medien
Spezielle Azubi-Webseiten (Karrierewebseiten) mit Angebot und Informationen der Ausbildungsberufe und ein Azubi-Blog auf den Webseiten der Firma, aber auch Portale für Stellenanzeigen
Konventionelle Medien im Azubi-Management: Print, Funk und Fernsehen
Wenn es in Ihrem Unternehmen eine Mitarbeiterzeitung gibt, sollten Sie hier über die Ausbildungsinhalte und die Ausbildungsplätze informieren. Veröffentlichen Sie das Angebot an Ausbildungsplätzen in den regionalen Zeitungen und Zeitschriften.
Zusammenarbeit mit Verbänden und der öffentlichen Hand
Kooperieren Sie beim Azubimanagement mit den Berufsinformationszentren (BIZ) und der Agentur für Arbeit in Ihrer Stadt. Nutzen Sie die Seminar Angebote der Verbände.
Auffällige Werbung
Machen Sie auf Ihre Angebote in und an öffentlichen Verkehrsmitteln aufmerksam, z.B. Recruiting durch Flyer und Plakate im Inneren von Bussen und Bahnen sowie mit Außenwerbung auf den Fahrzeugen. Nutzen Sie z.B. auch Give-Aways (z.B. Kugelschreiber, Buttons). Unterstützung erhalten Firmen in dem Fall bei einer Personalmarketing Agentur.
Besonderheiten der Generation Y - Millennials
Die Generation Y sind diejenigen, die zwischen 1980 und 1990 geboren wurden. Sie werden die nächste Generation in den Unternehmen sein. Um diese Generation für ein Unternehmen zu gewinnen, sind Maßnahmen sinnvoll, die speziellen Anforderungen dieser Zielgruppe widerspiegeln. In einer Studie von Kienbaum Consulting wurde die Generation Y befragt. Das Ergebnis zeigt, dass junge Menschen heute folgende Prioritäten haben:
- eine herausfordernde Arbeit (64 Prozent)
- eine gute und faire Vergütung (57 Prozent)
- ein angenehmes kollegiales Umfeld (51 Prozent)
- ein attraktiver Standort (48 Prozent)
- gute Karrierechancen (48 Prozent)
- gute Möglichkeiten für die Work-Life-Balance (43 Prozent)
- gute Möglichkeiten zur Weiterbildung (41 Prozent)
Die Studie von PwC (Price Waterhouse und Coopers & Lybrand) „Millennials at work. Reshaping the workplace” kommt zu anderen Ergebnissen über die Erwartungen der Generation Y. Besondere Merkmale dieser Generation sind die hohe Wechselbereitschaft und die geringe Arbeitgeberloyalität. Mehr als 25 Prozent gab an, dass sie im Laufe ihrer Karriere mit sechs und mehr Arbeitgebern rechnen. 2008 waren es nur zehn Prozent.
Die Gründe dafür sind die Unsicherheiten der Arbeitsverhältnisse in den letzten krisenreichen Jahren. Die Generation Y hat andere Prioritäten und einen anderen Fokus, als frühere Generationen: Für sie sind eine adäquate Work-Life-Balance und die Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung im Job weit wichtiger als die finanziellen Möglichkeiten. Auch die Vielfalt innerhalb der Belegschaft und die Qualität der Arbeitsbedingungen stehen bei ihnen im Mittelpunkt. Wichtige Kriterien für die Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sind auch Mobilität und gute Karrierechancen. Hier kommt es darauf an, dass im Unternehmen kein Stillstand herrscht und sie die Chance bekommen, rasch aufzusteigen. Das ist den jungen Menschen sogar noch wichtiger als die Entwicklung ihres Gehalts.
Millennials bevorzugen neuste Technologien. Der von digitalen Medien geprägte Lebensstil der Generation Y wirkt sich auch auf das Verhalten im Job auf das Ausbildungsmarketing aus. 41 Prozent der Befragten bevorzugen elektronische Kommunikationsmittel vor Telefonie und persönlichen Gesprächen unter vier Augen. Auch die Nutzung ihrer eignen Kommunikationsmittel ist für sie sehr relevant. Das führt häufig zu Problemen und Konflikten bei der Gestaltung der Arbeitsplätze. Auch die gelebten Werte der Arbeitgeber sind von zentraler Bedeutung. Werbeloyalität und Corporate Social Responsibility sind und bleiben wichtige Themen. Unternehmen im Bereich Financial Services büßen erheblich an Reputation ein und gelten weniger als attraktive Arbeitgeber.
Die PwC-Studie zur Generation Y zu der zentralen Aussage: „Hierarchische Strukturen lehnen sie ebenso ab wie die Macht des Herrschaftswissens. Sie verachten den Stillstand und wünschen sich fortlaufendes Feedback über ihre Leistungen. Sie hoffen auf viel Abwechslung im Zuge ihrer beruflichen Laufbahn. Von ihrem Arbeitgeber erwarten die Millennials einen modernen Management-Stil und eine zeitgemäße Unternehmenskultur, die sich deutlich von tradierten Strukturen unterscheidet.“ Gute Konzepte im Azubimarketing dürfen nicht allein die Generation Y betrachten. Auch die Generation Z, also diejenigen, die ab dem Jahr 2000 geboren sind, wachsen in die Zielgruppe der Schulabgänger hinein. In nur wenigen Jahren werden sie die hauptsächliche Zielgruppe für die Ausbildungsbetriebe sein. Es gilt also, schon jetzt die Erwartungen der neuen Generation zu untersuchen und die unternehmensinternen Aktivitäten im Bereich Ausbildungsmarketing an ihren Bedürfnissen und Erwartungen zu orientieren.
Praxisbeispiele und Modellversuche - Recruiting-Trends
Das Forschungsinstitut betriebliche Bildung (f-bb) hat in einem Modellversuch die "Entwicklung von Produkten und Verfahren im externen Ausbildungsmanagement in der gestaltungsoffenen Ausbildung" untersucht. Dabei kam das Institut f-bb zu folgenden Ergebnissen:
- Der Bedarf an Unterstützung im Ausbildungsmanagement in den Unternehmen ist sehr hoch
- Fast jeder zweite Betrieb hat großen Bedarf an Informationen
- Ganz besonderes Interesse haben große Betriebe, Industriebetriebe und Betriebe mit Ausbildungserfahrung
- Die Angebote „Beraten und Vernetzen“ und „Mitwirken“ sind vornehmlich für kleinere Betriebe mit geringer Ausbildungserfahrung sowie für Betriebe aus den Branchen Handwerk und Dienstleistung von Bedeutung.
- Die Angebote „Übernehmen“ sowie „Übernehmen und Anleiten“ stießen generell nur auf geringes Interesse. Wichtig sind sie vor allem in bestimmten Zielgruppen: z. B. kleine Betriebe und Betriebe, die bisher noch nicht ausgebildet haben.
Programme der Bundesländer zum Ausbildungsmarketing - Beispiele aus Berlin und Nordrhein-Westfalen
In mehreren Bundesländern gibt es spezielle Programme zum Personalmarketing, Recruiting und Azubimarketing.
Berlin: Vertiefte Berufsorientierung - BVBO
Berlin hat zum Thema Azubimanagement das Landesprogramm zur vertieften Berufsorientierung (BVBO) aufgelegt. BVBO bietet Schülerinnen und Schülern in den Jahrgangsstufen 8 bis 13 gezielte Angebote zur individuellen Berufsorientierung. Die Integrierten Sekundarschulen entwickeln im Rahmen des Dualen Lernens schulische Konzepte zu Berufsorientierung und Azubimanagement, in die das Landesprogramm eingebunden ist. Die Jugendlichen lernen ihre persönlichen Stärken kennen, erkunden die Vielfalt der Berufswelt und erproben sich hier selbst.
Die Schulen werden von professionellen Dienstleistungsunternehmen aus dem Bereich Azubimanagement beraten. Die Beratung umfasst die Konzeptentwicklung, die Nutzung einzelner Module zur vertieften Berufsorientierung und die Einbindung von relevanten Partnerinnen und Partnern vor Ort. Auch währen der Umsetzung des Azubimanagement werden die Schulen begleitet durch regelmäßige Treffen, Runde Tische, den Austausch über die Konzepte bis hin zu deren Umsetzung.
"Starthelfende Ausbildungsmanagement" in Nordrhein-Westfalen
Der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) hat in Nordrhein-Westfalen (NRW) die Initiative "Starthelfende Ausbildungsmanagement" gestartet. Hintergrund bei diesem Azubimanagement ist, das es in vielen Berufen einen Fachkräftemangel gibt. Zahlreiche Betriebe können ihre offenen Ausbildungsplätze häufig nicht besetzen. Die Hauptursache dafür ist das Verfahren zur Berufswahl bei den jungen Schulabgängerinnen und Schulabgängern. Viele der angebotenen Ausbildungsberufe sind in der Bevölkerung weitgehend unbekannt.
Die meisten Jugendlichen sind auf der Suche nach einer Perspektive in ihrem "Traumberuf". Sie sind dabei stark beeinflusst durch die Schule, die Lehrer, ihr soziales Umfeld sowie durch die Eltern und ihren Freundeskreis. Die "Traumberufe" der jungen Menschen sind sehr wenige und allgemein bekannte "Modeberufe". Das hat zur Folge, dass der Fachkräftemangel in den Unternehmen mehr und mehr zunimmt. Die Situation der Unternehmen verschlechtert sich zusehends, da Wachstumschancen aufgrund von fehlenden Fachkräften kaum realisiert werden können. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe reduziert sich zunehmend, da sie sich jedes Jahr vergeblich um geeignete Bewerberinnen und Bewerber bemühen.
Der Verlust an Ausbildungserfahrung wiederum wirkt sich negativ auf die Qualität der Ausbildung aus. Hier hilft das Azubi-Management. Die Ergebnisse entsprechen auch den aktuellen Kenntnissen der IHK.
Ziele der Initiative "Starthelfende Ausbildungsmanagement"
Die Starthelfenden im Azubimanagement sollen die Unternehmen dabei unterstützen, die offenen Ausbildungsplätze mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. Sie sollen qualifizierte junge Leute für die offenen Ausbildungsstellen finden, die ein Betrieb nicht aus eigener Kraft besetzen kann. Die hauptsächliche Zielgruppe für das Azubimanagement sind unvermittelte Jugendliche im Rahmen des Ausbildungskonsenses NRW sowie Schülerinnen und Schüler in den Schulklassen kurz vor dem Schulabgang.
Offensive Akquise von Ausbildungsplätzen und Begleitung während der Ausbildung
Von Seiten der Initiative "Starthelfende Ausbildungsmanagement" wird ein sehr intensiver Kontakt zu den Unternehmen gepflegt. Ihnen kommt es darauf an, nicht nur die bekannten offenen Plätze zu besetzen. Vielmehr nutzen sie den Zugang zu den Firmen auch um weitere Ausbildungsplätze und Praktika zu vermitteln.
Begleitung der frisch geschlossenen Ausbildungsverhältnisse
Die "Starthelfende Ausbildungsmanagement" fungieren auch als Ansprechpartner bei möglicherweise auftretenden Problemen im ersten Jahr der Ausbildung. Sie begleiten dabei beide Seiten der Ausbildungsverhältnisse, für deren Zustandekommen sie sich eingesetzt haben.
Vermittlung - Beratung - Steuerung
Um die Ziele des Projekts im Azubimanagement zu erreichen, ist der Einsatz der "Starthelfenden Ausbildungsmanagement" vor Ort vorgesehen. Sie werden sowohl die Betriebe als auch suchenden Jugendlichen direkt ansprechen und schließlich geeignete Partner zusammenführen. Starthelfende im Azubimanagement kümmern sich auf der einen Seite gezielt um die Betriebe, die Probleme mit unbesetzten Stellen haben und sie kontaktieren und vermitteln auf der anderen Seite die Bewerberinnen und Bewerber, die auf der Suche nach einer passenden Lehrstelle sind.
Zu den Maßnahmen des Azubimanagement gehört auch die Ermittlung der spezifischen Anforderungen der Betriebe an die Azubis. Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, die jungen Menschen auszuwählen und sie gezielt an die Ausbildungsbetriebe zu vermitteln, die aufgrund des Anforderungsprofils gut dorthin passen. Kein Betrieb wird dabei ausgeschlossen. Vielmehr werden die Betriebe in den Fokus des Azubimanagement gestellt, die eine besondere Unterstützung brauchen. Das sind beispielsweise Betriebe, die erst wenig oder eher schlechte Erfahrungen mit der Ausbildung gemacht haben. Aber auch Betriebe deren Inhaberinnen oder Inhaber einen Migrationshintergrund haben und dadurch den Umgang mit zuständigen Behörden scheuen, werden gezielt durch Azubimanagement unterstützt.
Besonderes Augenmerk erhalten die Betriebe, die sich sonst aufgrund negativer Erfahrungen aus der Ausbildung verabschieden würden und diejenigen, die überhaupt keine Ausbildungsstellen anbieten oder solche, bei denen die Ausbildungsplätze seit Jahren unbesetzt sind. An einer Ausbildung Interessierte werden im Azubimanagement direkt angesprochen. Ihnen werden Branchen nahe gebracht, die alternativ bei der Berufswahl in Frage kommen. Jugendliche und Multiplikatoren, z.B. Eltern und Lehrkräfte, werden beraten, um die Karrierechancen und beruflichen Perspektiven herauszustellen, die sich hinter "unbekannten" Berufen und Branchen verbergen. Dazu werden Informationsmaterialien genutzt, die gezielt verteilt werden. "Starthelfende Ausbildungsmanagement" begleiten die vermittelten Ausbildungsverhältnisse als "Kontaktperson", um Probleme im ersten Ausbildungsjahr zu minimieren. Sie sind die erste Anlaufstelle, bei Bedarf vermitteln sie auch einen Experten oder einen geeigneten Ansprechpartner, zum Beispiel aus dem Bereich der Kammer oder aus einer anderen passenden Einrichtung, wie die Agentur für Arbeit oder ähnliches.