Standardisierte Arbeitszeiten und Prozesse sollen das Arbeiten effizienter gestalten und eine Trennung zwischen Privat- und Berufsleben ermöglichen. Klar ist aber auch: Nicht jeder arbeitet auf gleiche Weise. Das Fraunhofer Institut identifizierte im Zuge einer Studie zur Arbeit der Zukunft Trends, welche zum Umdenken veranlassen.
Volatile Märkte führen zu neuen Flexibilitätsanforderungen, der demografische Wandel verschiebt die Machtverhältnisse zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden, neue Technologien ermöglichen barrierefreies Arbeiten – die Arbeit der Zukunft kann neu kreiert werden. Wird diese Feststellung auf die unterschiedlichen Effizienzen von Arbeitstypen übertragen, lassen sich für jeden Arbeitstypen Handlungsempfehlungen ableiten.
Vier Arbeitstypen und ihre Selbstbestimmtheit im Vergleich
Arbeitstypen werden innerhalb verschiedener Studien klassifiziert und eingestuft. Das bedeutet zugleich, dass Arbeitstypen nicht geschützt sind und je nach Beitrag variieren können. Die TU Wien hat innerhalb der Studie „Flexibles Arbeiten in Niederösterreich“ vier Arbeitstypen identifiziert: die Avantgarde, die zeitlich Flexiblen, die Fremdbestimmten und die Konventionellen.
Das klassische Arbeiten im 9-to-5-Job wird dem konventionellen Arbeitstyp zugesprochen. Arbeitszeit und Arbeitsort sind feste Größen im Arbeitsalltag. Sie agieren vorwiegend fremdbestimmt, arbeiten jedoch selbstständig und aus Eigenmotivation heraus in festen Strukturen. Eine strikte Trennung zwischen Privatem und Beruflichen ist so gegeben.
Der Arbeitstyp des Fremdbestimmten charakterisiert sich durch eine fehlende Selbstbestimmtheit. Variablen im Arbeitsalltag gibt es nicht. Zeit, Ort und Tätigkeiten sind fixe Größen. Der Mangel an Flexibilität kann zu einer geringeren Zufriedenheit beitragen, jedoch Privat- und Berufsleben strikt voneinander abgrenzen.
Zeitlich flexible Arbeitstypen können sich zwar ihren Arbeitsort nicht selbst aussuchen, verfügen jedoch über die Möglichkeit, die Arbeitszeit frei einzuteilen. Sie agieren selbstbestimmt, müssen jedoch Privates und Berufliches miteinander vereinbaren, da die Grenzen leicht verschwimmen.
Der Arbeitstyp Avantgarde agiert vollständig flexibel. Sowohl Arbeitsort als auch Arbeitszeit können frei gewählt werden und berufliche als auch private Herausforderungen müssen miteinander kombiniert werden.
Passende Arbeitsstrukturen für jeden Arbeitstypen
Um effizient und mit hoher Motivation sowie Freude zu arbeiten, benötigt jeder Arbeitstyp unterschiedliche Rahmenbedingungen. Das bedeutet zugleich, dass Personalerinnen und Personaler individualisierte Strukturen schaffen müssen, um die Effizienz zu garantieren. Strukturen können basierend auf den Faktoren Arbeitszeit, Arbeitsplatz und Handlungsautonomie entwickelt werden.
Unter Betrachtung des Faktors Arbeitszeit können Personalabteilungen für die Konventionellen und die Fremdbestimmten feste Strukturen mit festen Arbeitszeiten schaffen. Das Angebot von Teilzeitstellen kann die Arbeitszeit auflockern. Zeitlich flexible Arbeitstypen können Angebote wie Gleitzeit, Teilzeit, flexiblen Arbeitszeiten in Verbindung mit einer Kernarbeitszeit oder gar Funktionszeit (Gleitzeitmodell, ohne Kernarbeitszeit – statt Anwesenheitspflicht wird hier auf die Funktionsfähigkeit eines Arbeitsbereichs gesetzt ) nutzen. Avantgarde-Arbeitstypen benötigen hingegen volle Flexibilität bei der Einteilung der Arbeitszeit. Die Implementierung einer Vertrauensarbeitszeit ist für diese Arbeitstypen optimal.
Der Arbeitsplatz der verschiedenen Arbeitstypen ist weiterhin auf Optimierungsbedarf zu überprüfen. Folgende Anforderungen stellen die Arbeitstypen an ihren Arbeitsplatz:
- Die Konventionellen und die Fremdbestimmten: Konventionelle Arbeitstypen benötigen einen festen Arbeitsbereich mit wenig Störungen. Fixe Strukturen, ergonomische Arbeitsplätze und ein standardisierter Workflow bieten beste Arbeitsbedingungen.
- Die zeitlich Flexiblen: Die zeitlich Flexiblen Arbeitstypen bevorzugen eine Kombination aus dezentraler und zentraler Arbeit, einen festen Arbeitsplatz benötigen sie jedoch nicht. Multispace-Konzepte, in welchen sowohl Einzelbüros als auch Großräume und Meetingräume zum Arbeiten bereitstehen, erhöhen auch die räumliche Flexibilität und können zur Zufriedenheit beitragen.
- Die Avantgarde: Die Arbeitstypen arbeiten dezentral und benötigen digitale Lösungen, um von überall aus auf Systeme und Server zugreifen zu können, an Besprechungen teilzunehmen und unter geltenden Sicherheitsstandards die Arbeit ausführen zu können.
Die Handlungsautonomie steigt mit wachsender Flexibilität. Die Herausforderung ist es somit nicht, für jeden Arbeitstypen passende Arbeitskonzepte zu entwickeln, sondern die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Arbeitstypen möglichst wertschöpfend auszulegen. Damit dies gelingt, müssen Unternehmen zukünftig arbeitnehmerfokussiert agieren, hybride Strukturen schaffen und digital verbunden sein. Lösungen können somit geschaffen werden, um Anfordernisse verschiedener Arbeitstypen zu erfüllen, Synergieeffekte zwischen den einzelnen Typen zu stärken und so eine diverse und am Individuum orientierte Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die auf den ganzheitlichen Unternehmenserfolg einzahlt.
Gemeinsame Arbeitswelten für die verschiedenen Arbeitstypen erschaffen
Wie sieht dies in der Praxis aus? Entscheiderinnen und Entscheider in einem Unternehmen sollten verstehen, dass nahezu jedes Teammitglied unterschiedlich arbeitet. Im Team können Aufgaben so zwischen den Arbeitstypen verteilt werden, dass jeder Arbeitstyp die Tätigkeiten übernimmt, die dieser am besten beherrscht. Fremdbestimmte und konventionelle Teammitglieder können Aufgaben übertragen bekommen, die standardisiert sind und wiederholt anfallen, während Avantgarden und zeitlich Flexible Arbeitnehmende außerplanmäßige To-Dos übernehmen. Das steigert die Effizienz und Effektivität im Team.
Gleichzeitig müssen alle Personen in einem Team miteinander kommunizieren können – und das unabhängig vom Ort. Kommunikationstools und standardisierte Arbeitsprogramme können implementiert und aufgesetzt werden, damit jedes Teammitglied den Projektstatus stets überblicken kann. Fixe Termine für Meetings sollten zudem festgeschrieben sein, um die persönliche Kommunikation zu stärken. Laut einer durchgeführten Studie von Microsoft ist die persönliche Kommunikation noch immer das Fundament einer vertrauensvollen und produktiven Zusammenarbeit.
Um einen reibungslosen Workflow zu schaffen, ist es somit notwendig, die Aufgaben im Team typengerecht zu verteilen und so die Stärken des Einzelnen zu nutzen, den persönlichen Austausch mittels Kommunikationstools und Projektmanagement-Tools zu fördern und durch einen Vertrauensaufbau Freiräume für das Arbeiten zu schaffen.
Sie möchten mehr zu dem Thema wissen? Dann finden Sie hier weiterführende Quellen: