Arbeitgebersiegel gehören für die Personal-Branche zum guten Ton. Welche Siegel gibt es eigentlich und welche sind wirklich sinnvoll? Eine Übersicht.
Was ist ein Arbeitgebersiegel?
Bei einem Arbeitgebersiegel handelt es sich um ein Gütesiegel für Unternehmen, das diesen eine gute Qualität als Arbeitgeber bescheinigen soll. Eine solche Auszeichnung wird von vielen Unternehmen dazu genutzt, ihr Image als Arbeitgebermarke aufzubauen und potentielle Arbeitnehmer anzuziehen. Gleichzeitig können sowohl Arbeitgeber als auch Kunden Arbeitgebersiegel als Orientierungshilfe und Bewertungsmaßstab für Unternehmen nutzen. Während sie also für Arbeitgeber einen hohen Stellenwert besitzen, gelten Arbeitgebersiegel für Berufserfahrene als Kompetenz- und Qualitätsmerkmal.
Aktuell existieren auf dem Markt etwa 180 Arbeitgebersiegel von mehr als 120 Anbietern. Dabei ist für den Bewerber nicht immer zu erkennen, wofür die Siegel stehen. Grundsätzlich gibt es fünf Haupttypen von Arbeitgebersiegeln. So werden einige auf Grundlage einer Arbeitgeberimage-Studie verliehen. Dabei handelt es sich um eine Einschätzung, die Außenstehende über das Unternehmen als Arbeitgeber treffen. Diese ist häufig eng mit dem Produkt- und Markenimage verknüpft. Kleine und weniger bekannte Unternehmen sind in dieser Kategorie kaum vertreten, auch das Image aus der Sicht der Mitarbeiter findet hierbei keine Beachtung.
Der zweite Typus der Arbeitgebersiegel umfasst spezielle Wettbewerbe und Awards für Arbeitgeber. Diese können sich kostenpflichtig zu den Wettbewerben anmelden und verschiedene Infos sowie Kennzahlen zur Verfügung stellen. In manchen Fällen findet auch eine Befragung der Mitarbeiter statt. Im Fokus stehen hierbei die Qualität der Arbeitsplatzkultur und die vorgenommenen Maßnahmen mit denen diese erhöht wird. Die Bewertung erfolgt durch eine Jury aus Experten, die den Arbeitgeber anhand eines festgelegten Kriterienrasters einstuft und im Ranking mit der Konkurrenz einordnet. Awards und Wettbewerbe geben Unternehmen die Chance, durch ausführliches Benchmarking Optimierungspotentiale und Ansatzpunkte zu identifizieren.
Die dritte Art von Arbeitgebersiegeln bilden Auszeichnungen, die für Einzelaspekte vergeben werden. Häufig werden diese als Zertifikate bezeichnet. Sie betonen bestimmte Telbereiche des Arbeitslebens, wie etwa Nachhaltigkeit oder Familienfreundlichkeit. Die dazu benötigten Informationen werden meist durch das Unternehmen zur Verfügung gestellt, das vor Ort bei festgelegten Terminen von einem Auditor überprüft wird. In manchen Fällen reicht auch eine Selbstverpflichtung des Arbeitgebers aus.
Bei der vierten Variante der Arbeitgebersiegel erhalten Unternehmen Auszeichnungen für ihren Verhaltenskodex. Um ausgezeichnet zu werden verpflichten Sie sich dazu, sich an bestimmte Regeln und Grundsätze zu halten. Es gibt verschiedene Methoden, das Verhalten zu überprüfen, zum Beispiel durch aktive Nachfrage oder die Möglichkeit, Verstöße melden zu lassen.
Den fünften Typus der Arbeitgebersiegel bilden Auszeichnungen von Bewertungsplattformen. Auf diesen können Mitarbeiter, manchmal auch Bewerber, anhand vorgegebener Kriterien anonyme Bewertungen abgeben. Häufig werden diese zu Durchschnittswerten zusammengefasst, die einen Vergleich und ein Ranking der Unternehmen ermöglichen. Einige Anbieter von Bewerbungsportalen vergeben dann für ein Top-Ranking oder besonders gute Noten ein Siegel.
Übersicht der 25 wichtigsten Arbeitgebersiegel
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Welche Auszeichnungen gibt es und welche sind wichtig?
Eines der bekanntesten Arbeitgebersiegel ist „Top Job“ von der zeag GmbH. Dieses lässt sich dem Typus des Arbeitgeberwettbewerbs zuordnen. Die Bewertung wird hierbei durch Mitarbeiter und Personaler, also auf interner Ebene vorgenommen. Die Bewertung hat die Auszeichnung als beste AG im Mittelstand zum Ziel. Dazu werden Methoden angewandt wie die Inputanalyse, also die Frage danach, was das Unternehmen für seine Angestellten tut, und die Outputanalyse, also die Wahrnehmung des Unternehmens durch seine Angestellten. Zu diesem Zweck wird eine Mitarbeiterbefragung vorgenommen. Die Kategorien der Auszeichnung werden je nach Unternehmensgröße in drei Cluster unterteilt. Ein ausgezeichneter Arbeitgeber erhält ein PR- und Marketingpaket, nimmt automatisch an der Wahl zur AG des Jahres teil und erhält ein aussagekräftiges Benchmarking.
Great Place to Work
Das Arbeitgebersiegel „Deutschlands beste Arbeitgeber“ wird von A Great Place to Work verliehen. Auch hierbei handelt es sich um einen Arbeitgeberwettbewerb, der durch interne Betrachtung ausgetragen wird. Hinzu kommt eine Bewertung der personalwirtschaftlichen Kennzahlen. Die Kategorien unterscheiden jedoch nicht nur nach Unternehmensgröße, sondern auch nach Branche und Region. Die Zahl der teilnehmenden Unternehmen ist deutlich höher als die beim Wettbewerb um den „Top Job“. Einen ähnlichen Typus verkörpert auch „Top Arbeitgeber“ vom Top Employers Institute.
Diese Auszeichnung basiert jedoch auf internationalen Kriterien, zugleich werden die internen Angaben durch eine externe Prüfung bestätigt. Ausgezeichnet werden Arbeitgeber des Mittelstands sowie der Branchen Ingenieur und Automotiv. Die Bewertung erfolgt durch einen HR-Verantwortlichen und einen Mitarbeiter, der einen Fragebogen ausfüllt. Ausgezeichnete Unternehmen erhalten ein Zertifikat durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, einen HR-Benchmark Report sowie individuelles Feedback.
Trendence
Die Betrachtung des Arbeitgebers von außen erfolgt bei der Imagestudie „Deutschlands Top-Arbeitgeber“ des trendence Instituts. Hochschulabsolventen und Studierende kurz vor dem Abschluss werden nach ihren Top3-Unternehmen befragt. Die Auszeichnungskategorien sind unterteilt nach dem Schüler Barometer, dem Graduate Barometer aus den Fachrichtungen Business, IT, Law und Engineering, sowie dem Barometer für Young Professionals. Die Anzahl der befragten Unternehmen ist groß und die Befragungen sind enorm aufwendig. Der anschließende Detail-Report sollte für die alle analysierten Unternehmen eigentlich Pflicht sein.
Karriereförderndes und faires Traineeprogramm
Zum Typus Verhaltenskodex gehört das Siegel „Karriereförderndes und faires Traineeprogramm“. Dabei nehmen die Unternehmen eine Selbsteinschätzung vor, welche der vorgegebenen Kriterien sie erfüllen. Trainees können Verstöße gegen die vereinbarte Charta melden. Wenn festgestellt wird, dass ein Unternehmen die Kriterien nicht erfüllt, muss es das Siegel abgeben. Ein Beispiel für die Auszeichnung eines Einzelaspekts oder ein Zertifikat ist das Siegel „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ der Bertelsmann Stiftung.
Die interne Bewertung stützt sich auf einen ausführlichen Unternehmensfragebogen und einen kurzen Fragebogen für die Mitarbeiter. Zusätzlich findet ein Prüfungstermin vor Ort statt. Die Bewertung wird durch Führungskräfte, Mitarbeiter und die Mitarbeitervertretung vorgenommen. Obwohl die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen in der Regel sehr gering ist, nimmt das ausführliche und intensive Bewertungsverfahren 3-4 Monate in Anspruch.
Zusammenfassung
Bei den vorgestellten Siegeln handelt es sich nur um eine kleine Auswahl der insgesamt etwa 180 Auszeichnungen und Zertifikate, die ein Arbeitgeber in Deutschland erhalten kann. Viele Siegel spezialisieren sich auf bestimmte Branchen, Regionen oder Kriterien. Um die geeigneten Siegel für das jeweilige Unternehmen zu finden, empfiehlt sich neben der sorgfältigen Recherche ein Tool wie der Zert-O-Mat, mit dem sich verschiedene Anbieter herausfiltern und nach bestimmten Kriterien vergleichen lassen. Dabei werden dem Nutzer 13 Themenbereiche angeboten und Anbieter nach ihrer Leistung sortiert. Samsung und Daimler gehören zu den Unternehmen, die den Zert-O-Mat nutzen.