Sie sollten in jeder Stellenanzeige präsent sein, doch fehlen sie oft oder sind schwammig formuliert: Die Rede ist von Benefits. Selbst wenn Unternehmen ihre Arbeitgeberleistung in einer Stellenanzeige auflisten, bedeutet dies nicht automatisch, dass sie sich damit als attraktive Arbeitgebende positionieren. Denn häufig gehen die Meinungen der Personalverantwortlichen und ihrer Belegschaft darüber, was ein überzeugender Benefit ist, weit auseinander. Demzufolge werden in Stellenanzeigen häufig Benefits angepriesen, die aus Sicht der Recruiter attraktiv sind, nicht aber aus Bewerbersicht.
1. Kostenlose Getränke & Obst
Über 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland bieten laut bitkom research ihren Mitarbeitenden eine kostenlose Getränkeversorgung an. Häufig wird dann in Stellenanzeigen von Kaffeeflatrates und Obst als Beitrag zur Gesundheit gesprochen. Wer sich von der Konkurrenz abheben will, sollte von Wasser & Co. als Benefit in Jobangeboten absehen und stattdessen überzeugendere Argumente liefern.
2. Parkplätze oder Haltestellen vor der Bürotür
„Unser Standort befindet sich in bester Lage: Autobahn und ÖPNV sind in nächster Nähe.“ So oder so ähnlich werden Standortbeschreibungen als Benefit verkauft. Ja, ein kostenloser Tiefgaragenstellplatz macht in der Münchner Innenstadt prinzipiell Sinn. Dieser sollte dann aber auch allen Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt werden – nicht nur der Führungsetage. Und damit sind wir eventuell schon wieder an der Grenze des Machbaren. Auch hier gilt: Entscheiden sich Bewerbende für einen Job in meinem Unternehmen, wenn sie ihr Auto vor der Bürotür parken können oder sich direkt davor eine Bushaltestelle befindet? Sind, wenn man im Bereich Mobilität punkten will, in Zeiten von Fridays for Future nicht ökologischere Angebote eine wesentlich sinnvollere Alternative im Benefits-Repertoire? Denkbar sind ein gut geschnürtes Paket aus Fahrradcontainern, Ladestationen für E-Bikes und Jobticktes, die den Nachhaltigkeitsgedanken des Unternehmens unterstreichen.
3. Mitarbeiterevents
Weit auseinander gehen die Vorstellungen von Arbeitgebenden und Beschäftigten bei der Attraktivität von Mitarbeiterevents. Ranken Unternehmen sie relativ weit oben, haben sie für die Mitarbeitenden keine große Bedeutung. Klar sind Sommerfest und Weihnachtsfeier nette Angelegenheiten und sicherlich tragen sie zum Teambuilding bei, aber auch nur zweimal im Jahr. Da liegen der Belegschaft schlichtweg andere Benefits mehr am Herzen, die präsenter dargestellt werden sollten.
4. Ein angemessenes Gehalt
Mit unserer „über Geld wird nicht geredet“-Mentalität in Deutschland geht das nächste Problem einher. Wenn finanzielle Dinge in Stellenanzeigen angesprochen werden, sind diese häufig weniger informativ für Bewerbende. Entweder wird zu den Bewerbungsunterlagen eine Gehaltsforderung verlangt, oder man bietet ein „angemessenes“ oder „branchenübliches“ Gehalt. Aha. Bewerbende sind nun so klug als wie zuvor. Was branchenüblich ist, mag man mit etwas Recherche vielleicht noch herausfinden, aber wer definiert, was angemessen ist? Das Unternehmen oder die Jobsuchenden? Wo liegen hier Referenzwerte? Warum fangen wir nicht endlich an, konkrete Gehaltsbänder zu nennen? Das würde einerseits das Bild vom transparenten und offen kommunizierenden Unternehmen stärken, andererseits den Bewerbenden viel Kopfzerbrechen auf der Suche nach einer „angemessenen“ Forderung sparen.
5. Flexible Arbeitszeiten
Flexible Arbeitszeiten? Ja, richtig gelesen. Flexible Arbeitszeiten sind per se nichts Schlechtes, werden von Mitarbeitenden und Bewerbenden gleichermaßen gefordert und von immer mehr Unternehmen angeboten. Trotzdem stellt sich unweigerlich die Frage, was damit gemeint ist. Sind flexible Arbeitszeiten tatsächlich ein Angebot an die Arbeitnehmenden, frei zu wählen, wann (und gegebenenfalls auch wo) sie arbeiten? Oder schließen flexible Arbeitszeiten eine Präsenz in einer Kernarbeitszeit von 9 bis 16 Uhr ein? Ersteres: Toll, genau dieser Inhalt sollte in Stellenanzeigen gespiegelt werden. Letzteres beschreibt eher eine scheinbare Flexibilität, die auch nicht mit der viel gepriesenen Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Verbindung gebracht werden sollte.
Benefits: Top statt Flop
Diese Auflistung ist sicherlich nicht vollständig. Mitarbeiterrabatte oder „tolle Teams“ sind weitere gern genannte Benefits, die kaum nachgefragt (Mitarbeiterrabatte) oder von vielen Unternehmen (tolle Teams) angepriesen werden. Neben der viel gepriesenen Work-Life-Balance sind eine komprimierte Arbeitswoche (Möglichkeit, die wöchentliche Arbeitszeit auf vier statt fünf Tage aufzuteilen), unlimitierter Urlaub (ggf. gegen Gehaltsumwandlung) und Sabbaticals eine Möglichkeit, in einer Stellenanzeige attraktive Benefits anzubieten. Auch das Angebot von Kinderbetreuung, Bildungsteilzeit oder das Mitbringen von Tieren steht bei Mitarbeitenden hoch im Kurs und bieten Arbeitgebenden daher die Möglichkeit, sich aussichtsreich im „War for Talents“ zu positionieren.